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Führung teilen, Erfolg verdoppeln
Die Stadtsparkasse Düsseldorf hat ein Programm gestartet, mit dem sich Führungskräfte eine Position teilen können. Was, warum und wie funktioniert das? Die SparkassenZeitung hat nachgefragt, Karin-Brigitte Göbel antwortet.

Fünf Fragen an Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf und Vorsitzende des DSGV-Fachausschusses Personal.

Frau Göbel, warum bietet die Stadtsparkasse Düsseldorf jetzt das sogenannte „Topsharing“ an?
Karin-Brigitte Göbel:
Topsharing ist ein guter Ansatz, um die Attraktivität der Arbeitsplätze bei der Stadtsparkasse Düsseldorf zu erhöhen. Die Vorteile sprechen für sich: Indem wir einige Teams künftig von zwei Vorgesetzten führen lassen, die dann jeweils in Teilzeit arbeiten, lässt sich zum Beispiel der Frauenanteil in Führungspositionen stärken.

Zudem wird eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht, was ausdrücklich für Frauen und Männer gilt. Weiterhin können kurzfristige Spitzenbelastungen und Vertretungen besser abgedeckt, verschiedene Kompetenzen miteinander ergänzt und Know-how im Unternehmen gehalten werden.

Wie wird das organisatorisch geplant und umgesetzt? 
Wir haben eine digitale Plattform eingerichtet, auf der sich jeder Interessent registrieren und einen Steckbrief hochladen kann. Nur registrierte Mitarbeitende können die Steckbriefe der anderen sehen, um sich darüber kennenzulernen und miteinander zu vernetzen. Haben sich die richtigen Partner gefunden, bewerben sie sich auf eine entsprechend ausgeschriebene Stelle.

Im Anschluss durchlaufen sie zusammen ein Assessment-Center. Dabei wird unter anderem geprüft, wie die beiden Tandempartner gemeinsam Aufgaben angehen und Entscheidungen treffen würden. Ein gleiches Werte- und Führungsverständnis ist eine wichtige Voraussetzung.

Die Tandem-Stelle wird dann mit mindestens 110 Prozent besetzt. Die zwei Führungskräfte teilen sich diese gleichberechtigt (zum Beispiel ein gemischtes Team mit jeweils 55 Prozent). Um eine gute Abstimmung zu gewährleisten, sollten sich beide Tandempartner mindestens einen halben Tag überschneiden. An den anderen Tagen ist jeweils nur einer da.

 

Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf und Vorsitzende des DSGV-Fachausschusses Personal.

„Topsharing kommt dem wachsenden Bedürfnis nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegen.“


Und hilft Topsharing, mehr Karriereangebote für Frauen zu schaffen?
Topsharing kommt dem wachsenden Bedürfnis nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegen. Von daher ist das Modell grundsätzlich sowohl für Männer als auch Frauen interessant. Aber natürlich zielt Topsharing auch bewusst darauf, talentierte Frauen für Führungsposten zu gewinnen, für die sie sich aus zeitlichen Gründen sonst vielleicht nicht interessiert hätten. Bei den Mitarbeitenden der Stadtsparkasse kommt die Idee bislang sehr gut an.

Wie kommunizieren Sie das Thema im Recruiting, also auch am Bewerbermarkt?
Wir haben das neue Arbeitsmodell zunächst nur auf unseren internen Kanälen (Intranet, digitale Hauszeitschrift) umfassend vorgestellt. Zudem unterstützt unser Personalbereich interessierte Tandems bei der Umsetzung. Und sofern eine Stelle für das Tandemmodell geeignet ist, weisen wir auch in der Ausschreibung ausdrücklich darauf hin. Einzelne Mitarbeitende haben sich bereits gemeldet. Jetzt gilt es, die erste Stelle mit einem Tandempaar zu besetzen, damit das Thema „erfahrbarer“ wird und eine höhere Aufmerksamkeit erfährt.

Welche konzeptionellen Grundlagen oder Gremienentscheide braucht man, um Topsharing zu starten?
Das Modell Topsharing wurde zunächst im Personalrat besprochen. Wir haben es dann im Herbst 2020 im Vorstand beschlossen und im Frühjahr dieses Jahres die ersten Tandemstellen intern ausgeschrieben.

„Topsharing“ ist übrigens nicht die einzige Neuerung in der Personalarbeit der Stadtsparkasse Düsseldorf. Ich biete als Vorstandsvorsitzende zum Beispiel interessierten Mitarbeitenden an, mich einen Tag lang zu begleiten, um so Ausschnitte aus dem Arbeitsalltag des Top-Managements kennenzulernen. Auch dafür gibt es einen Fachbegriff: „Shadowing“. Die Idee dahinter ist, jungen Nachwuchskräften „den Blick über die Schulter“ zu ermöglichen, neue Horizonte aufzuzeigen und Neugierde zu wecken. Das ist uns als Arbeitgeber ein grundsätzliches Anliegen.

 

Anke Bunz (Bilder: SFG)
– 1. Juli 2021