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Frauen in Führung
Das Leben managen
In Sparkassen ist Platz für unterschiedliche Karrieren, Kompetenzen und Persönlichkeiten. Ein Gespräch über den Weg nach oben mit den Führungskräften Dorothea Stabolewski, Petra Edel und Yvonne Rosenberger, die sich im Verbundnetzwerk Sparkassen-Frauen in Führung (S-FiF) engagieren.

„Das trauen wir Ihnen nicht zu.“ Dorothea Stabolewski hörte diesen Satz genau einmal in ihrem Berufsleben. Da war sie 24 und bereits Abteilungsleiterin der damaligen Stadtsparkasse Göttingen.

Als diese dann mit der Kreissparkasse fusionierte, hielten ihre Vorgesetzten es für zu riskant, die junge Frau mit einer nun doppelt so großen Aufgabe zu betrauen. Stabolewski wechselte zur benachbarten Volksbank und machte Karriere im genossenschaftlichen Verbund. Heute führt sie die Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen als Vorstandsvorsitzende.

 

Dorothea Stabolewski
Dorothea Stabolewski, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen: „Mut haben, neue Wege gehen – und dabei Durchhaltevermögen zeigen und andere motivieren, ähnlich hohe Leistungen zu bringen. Das ist für mich ein wichtiger Erfolgsfaktor. Denn wir machen es ja für eine gute Idee – die Sparkassenidee.“

Petra Edel, heute stellvertretendes Vorstandsmitglied und Direktorin Vertriebsmanagement der Sparkasse Nürnberg, ist einen anderen Weg gegangen. Sie kam nach der Ausbildung schnell zur Sparkasse Nürnberg und stieg dort „von der Kasse über die Beratung und Geschäftsstellenleitung bis zur ersten Compliance-Beauftragten“ auf. Dann kam die Familienphase mit rund zehn Jahren Teilzeit.

Statistisch ist das für viele Sparkassen-Frauen der Karriereknick, nach dem es nicht mehr weitergeht. Bei Petra Edel schon. Sie baute die Bereiche Sanierung/Intensivbetreuung und Stiftungen/Vermögensnachfolge auf, wurde Marktbereichsleiterin und zog parallel zu ihrem weiteren Berufsweg noch ein Studium nach.

Seit 2017 ist sie stellvertretender Vorstand der Sparkasse Nürnberg und „immer noch die erste Frau hier oben seit 200 Jahren“. Gut 25 Jahre hat ihr Weg in den Vorstand gedauert.

 

Petra Edel
Petra Edel, stellvertretendes Vorstandsmitglied und Direktorin Vertriebsmanagement der Sparkasse Nürnberg: „Ein Netzwerk innerhalb des Hauses, quer über alle Hierarchien, ist mir sehr wichtig. Dafür setze ich auch Zeit ein, und zwar jeden Tag, um in diesem Haus Verständnis und Wissen anzureichern. Der kürzeste Weg ist immer, alle Beteiligten zusammenzuholen.“

Wirtschaftlicher Erfolg durch Miteinander

Eines verbindet beide Frauen: Beide setzen auf Führung durch Kontakt zu Menschen. Dorothea Stabolewski kam als „Saniererin“ in ihre heutige Sparkasse. Doch statt Kürzen, Streichen und Kleinhalten sieht sie ihre Aufgabe darin, Provisions- und Vertriebsergebnisse zu steigern. Deshalb will sie „die Mitarbeiter zu Höchstleistungen motivieren, und ihnen Selbstvertrauen geben, sodass sie viele Dinge von selber wieder anstoßen“.

Mehr Beiträge zum Thema Chancengleichheit finden Sie auf unserer Seite zur Markenkampagne Arbeitgeber 2021.

Petra Edel sagt: „Was ich im Wesentlichen tue, ist Motivation.“ Sensible Gespräche verlegt sie am liebsten aus der Büroatmosphäre hinaus in das kleine Café gegenüber der Sparkasse.

Auch Yvonne Rosenberger, Direktorin Immobilien der Sparkasse Worms-Alzey-Ried, ist darüber aufgestiegen, dass sie Teams zusammenbringen und so bessere Ergebnisse erreichen konnte. Die individuelle Bestleistung allein führt also nicht nach oben, und manchmal muss man auch springen, sagt Rosenberger. Als Bereichsleiterin für Immobilien baute sie mehrere Tochtergesellschaften auf und ging dafür von Aschaffenburg nach Worms.

 

Yvonne Rosenberger
Yvonne Rosenberger, Direktorin Immobilien der Sparkasse Worms-Alzey-Ried: „Ich mag Menschen. Das ist eine wichtige Einstellung, um gemeinsam erfolgreich zu sein. Und ich empfehle Frauen, sich mehr zuzutrauen. Man muss nicht alle Voraussetzungen übererfüllen, um den nächsten Schritt zu tun.“

Was unterwegs wehtun kann

Vor dem Wechsel hatte Rosenberger „eine typische Frauenkarriere gemacht“, in der sie zwar kontinuierlich aufstieg, aber immer nur als Stellvertreterin. „Irgendwie gibt’s schon einen gläsernen Deckel“, sagt die am Bayerischen Untermain geborene Immobiliendirektorin.

Heute würde sie sich deutlicher auf die Schultern des eigenen Erfolgs klopfen, mit größerem Mut zur Lücke höhere Positionen anstreben und früher aus dem Vertrieb ins gewerbliche Kreditgeschäft wechseln.

„Wenn man im Haus ist, dauert es etwas länger, zu beweisen, dass man mehr kann als Emotion, Begeisterung und Spaß“, bestätigt Petra Edel, die ihrer Kinder wegen bis heute in Nürnberg geblieben ist: „Aber wenn man Stärken zeigt, werden die hier auch sinnig eingesetzt.“ Als Mentorin rät sie heute jungen Kolleginnen und Kollegen vom „langen Sitzenbleiben“ ab.

Sichtbarkeit ist ein entscheidender Faktor auf dem Weg nach oben. Weibliche Führung brauche neben sehr hoher Fach- und Sachkompetenz viel innere Kraft, bevor sie Anerkennung und Unterstützung finde, sagt Dorothea Stabolewski: „Man muss es aushalten, beäugt zu werden. Und es kann Situationen geben, da muss man auch mal aufstehen und gehen, um eine Position durchzuhalten“, sagt sie. Das gelte auch gegenüber Wölfen in Schafspelzen.

Aus eigener Kraft

Ständiger Begleiter auf dem Karriereweg von Frauen ist daher die Goldwaage, auf die selbst kleinste Details des persönlichen Auftretens und des fachlichen Vorgehens stets gelegt werden. Erst ziemlich weit oben hört das auf, „und dann wird man sogar auch hofiert“, sagt Stabolewski, die oft „die erste Frau in dieser Position“ gewesen ist.

Die drei Sparkassen-Frauen in Führung haben ihren Weg aus eigener Kraft gemacht. Das hat dann auch Vorgesetzte überzeugt, von denen einige als Mentoren wirkten. Erfolgreiches Mentoring versucht nicht, die Frauen umzukrempeln, sondern öffnet ihnen Verbindungen und erklärt ihnen taktisches Vorgehen.

Regel Nummer eins, um selber besser zu werden: „Gucken Sie immer von oben auf ein Unternehmen.“ Es fördert das eigene Fortkommen wenig, sich im Klein-Klein zu verzetteln, selbst wenn es noch so gut gemacht ist. Strategische Projekte geben Sichtbarkeit und Zugang zu relevanten Entscheidungen. Durch eine Vielzahl an Ehrenämtern entsteht zudem ein Netzwerk über die Sparkasse hinaus.

Die Formel zum Erfolg

Bereitschaft zu Führung heißt auch, einen großen Teil des eigenen Lebens in den Dienst der Sparkasse zu stellen. Dorothea Stabolewski rechnet mit durchschnittlich 14 Stunden am Tag. „Eight to five ist nicht angesagt“, bestätigt Yvonne Rosenberger, die sich die Familienarbeit mit ihrem Mann teilt.

Alle drei Gesprächspartnerinnen haben früh erste Führungsaufgaben übernommen. Zwei von ihnen bezeichnen sich als „typische Sparkassengewächse“, mit Ausbildung, Fachlehrgang und Beraterrolle. Doch nur eine ist innerhalb desselben Hauses bis ganz oben gekommen.

Gibt es also ein Musterverfahren, nach dem Frauen in Sparkassen bis an die Spitze aufsteigen können? Auf der persönlichen Ebene herrscht Vielfalt: Es gibt weibliche Führungskräfte mit und ohne Kinder, mit und ohne Partner. Doch ein früher Sprint, Vertrauen in Menschen und die Bereitschaft zum Wechsel erhöhen die Chancen.

Einen Erfolgsfaktor haben alle drei Frauen verinnerlicht: „Suchen Sie sich immer Menschen, die Sie begeistern können, für den Gesamterfolg da zu sein.“

Anke Bunz (Bild oben: Shutterstock)
– 5. Oktober 2021