Zurück
Auslandsgeschäft
Von der Idee bis zur Realisierung
Georg Hansjürgens, Mitglied im Vorstand der Deutschen Leasing, über die Auswirkungen der Coronapandemie auf das Auslandsgeschäft, die Beratung deutscher Mittelständler und die Finanzierung von internationalen Geschäften.

DSZ: Herr Hansjürgens, wir sind im Jahr zwei der Coronapandemie. Welche Annahmen oder Befürchtungen vom März 2020 haben sich im Hinblick auf die deutsche Wirtschaft bestätigt, welche nicht?

Georg Hansjürgens: Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, auch wenn noch nicht alles überstanden ist. Die Pandemie hat eine Krise der gesamten Realwirtschaft ausgelöst, doch zeigt sich jetzt, dass die Auswirkungen teils stark branchenabhängig sind und der volkswirtschaftliche Schaden insgesamt kleiner ist als befürchtet. Wir sehen das Licht am Ende des Tunnels und in manchen Branchen sogar mehr als das: Von Maschinenbauern höre ich, dass im dritten Quartal 2021 „wieder die Post abgeht“.

Wie blicken Sie auf die nähere Zukunft?

Wir befinden uns in einer Phase des Neustarts. Viele unserer Kunden, mit denen ich regelmäßig persönlich im Kontakt stehe, rechnen mit einer schnellen Erholung, manche sprechen von einem regelrechten Boom. Ein großes Learning dieser Zeit war – auch für mich selbst – das digitale Arbeiten und Zusammenarbeiten. Als Finanzdienstleister setzen wir auf einen engen Kontakt zu unseren Kunden und Partnern und haben jetzt festgestellt, dass das auch digital sehr gut funktioniert, auch bei größeren Transaktionen. Dieser Digitalisierungsschub, der über die Kommunikation hinaus auch an vielen anderen Stellen stattgefunden hat, ist ein positiver Effekt der Krise, den wir weiter nutzen werden.

 


„Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, auch wenn noch nicht alles überstanden ist.“

Georg Hansjürgens


Die Deutsche Leasing begleitet den deutschen Mittelstand seit über 25 Jahren auf internationale Märkte. Als Teil der Sparkassen-Finanzgruppe unterstützen Sie Kunden der Sparkassen bei ihren Auslandsengagements. Welche Beratungsleistungen bieten Sie den Unternehmen an?

Wir beraten grundsätzlich rund um die Finanzierung eines Wirtschaftsgutes und sind dabei sehr breit aufgestellt mit Leasing, Kredit, Projektfinanzierung, Absatzfinanzierung, Factoring, ECA-gedeckter Exportfinanzierung und Versicherungen für die Investitionsobjekte. Gerade bei Auslandsengagements schätzen Kunden die Beratung bei der Integration von Fördermitteln bei Leasing- und Kreditfinanzierungen. Wir begleiten die Investition von der Idee bis zu ihrer Realisierung.

Die German Desks sind in unseren Auslandsgesellschaften angesiedelt und unterstützen Kunden der Sparkassen mit landeskundigen und deutschsprachigen Experten. Sie führen damit im Ausland weiter, was der S-Country-Desk, das internationale Netzwerk der Sparkassen-Finanzgruppe, im Inland leistet. Damit haben Kunden Zugang zu Beratungsleistungen bei ihren Auslandsgeschäften bis hin zur Unterstützung bei der Gründung einer Auslandsgesellschaft. Diese Dienstleistung wird kontinuierlich ausgebaut: Für die Sparkassen-Finanzgruppe ist die Begleitung ihrer mittelständischen Firmenkunden ins Ausland ein wichtiges Thema.

Während der Pandemie haben sich Auslandsmärkte sehr unterschiedlich entwickelt. Hat in diesem Zusammenhang die ECA-gedeckte Exportfinanzierung an Bedeutung gewonnen?

Das ist definitiv so. Dieses Instrument ist gerade in der Krise ein gutes Mittel, um das Risiko im Exportgeschäft zu minimieren. Das gilt für traditionell ohnehin starke Märkte wie China, wo wir als Vorreiter für die ECA-gedeckte Exportfinanzierung vor Ort sind. Es ist aber auch ein gutes Instrument, um abgesichert neue Märkte zu erschließen, sei es in Afrika, Asien oder Lateinamerika.

Bei dieser Finanzierungsart, die auch als Euler-Hermes-Deckung bekannt ist, tritt der deutsche Staat als Garant der Zahlung auf, was das Risiko deutlich senkt. Wir bieten sie Sparkassenkunden über die Frankfurter Spezialbank AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft an. Bei kleineren Transaktionen, die früher von den Banken oft nicht umgesetzt wurden, spielen digitale Lösungen eine immer größere Rolle. Für kleinere Tickets hat die AKA eine digitale Lösung namens SmaTiX entwickelt. Wir setzen das Tool schon in großem Umfang ein und gehören zu seinen Hauptnutzern. Bei den Losgrößen von einer Million bis zehn Millionen Euro sehen wir uns damit klar als Unterstützer des international engagierten deutschen Mittelstands und füllen Angebotslücke des Marktes.

Mit den Niederlassungen in der Schweiz und in Österreich deckt die Deutsche Leasing die gesamte DACH-Region ab. Begleiten Sie neben deutschen auch österreichische und Schweizer Unternehmen bei ihren Auslandsengagements?

Ja, wir bedienen in der DACH-Region beides: Wir begleiten schon sehr lange deutsche Unternehmen nach Österreich und in die Schweiz, aber auch österreichische und Schweizer Unternehmen in internationale Märkte. In Österreich arbeiten wir dazu mit vier Sparkassen zusammen, die unser internationales Netzwerk für ihre Kunden nutzen. Das an uns vermittelte Geschäft entwickelt sich sehr gut. Seit knapp einem Jahr sind wir aus Wien heraus in der Schweiz aktiv. Auch hier wollen wir perspektivisch mit den dortigen Kantonalbanken zusammenarbeiten.

 

(Bild oben: Shutterstock/DL)
– 27. August 2021