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Handel / aktualisiert: 2. März
Innenstädte leben lassen
Der Handel in Deutschland wird digitaler. Damit Läden in Innenstädten trotzdem eine Zukunft haben, fordert die Branche Geld von der Politik.

Die Kommunen müssten mehr finanziellen Spielraum bekommen, um mit Investitionen die Innenstädte attraktiver zu machen, forderte der Präsident des Handelsverbands HDE, Josef Sanktjohanser, auf einer Digitalkonferenz des Arbeitgeberverbands BDA am Montag (1. März). Wegen des Lockdowns stünden derzeit viele geschlossene Einzelhändler mit dem Rücken zur Wand.

„Weiter abgestürzt“

Wie stark der Einzelhandel vom Corona-Lockdown betroffen ist, zeigen Zahlen, die das Statistische Bundesamt am Dienstag (2. März) veröffentlicht hat. Demnach sind die Einnahmen im Januar um 3,9 Prozent niedriger ausgefallen als im Vormonat.

Preisbereinigt (real) gab es sogar ein Minus von 4,5 Prozent, der auf einen Rekordeinbruch von 9,1 Prozent im Dezember folgt. Von der Agentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier lediglich mit minus 0,3 Prozent gerechnet: „Dieser Rückgang lässt sich mit dem anhaltenden Corona-Lockdown erklären, der eine Schließung vieler Einzelhandelsgeschäfte seit dem 16. Dezember 2020 bedeutete“, hieß es.

Douglas plant Rückzug

Im Zuge des Online-Trends will beispielsweise auch die Drogeriekette Douglas ihr E-Commerce-Geschäft ausbauen und das Filialnetz ausdünnen, wie bei der BDA-Veranstaltung am 1. März deutlich wurde.

Die Filialen könnten nur überleben, wenn sie mehr Beratung und Service böten, sagte Douglas-Chefin Tina Müller. Die Läden müssten aber auch an den E-Commerce angebunden werden.

Douglas-Chefin Tina Müller: Künftig mehr Beratung und Service in weniger Parfümerie-Filialen.


Die Virus-Pandemie und die Lockdowns mit geschlossenen Geschäften haben dazu geführt, dass viele Menschen erstmals oder deutlich mehr im Internet eingekauft haben. Der Trend dürfte bleiben. „Den Shift von Offline auf Online können wir nicht verhindern“, so Müller.

Landsberg: Abgabe für Online-Händler

Zuvor hatte bereits Gerd Landsberg vom Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) eine Aufstockung und Entfristung des Fonds zur Unterstützung von Investitionen finanzschwacher Kommunen angeregt.

Außerdem könne ein vom Bund aufgelegter und adäquat finanzierter „Innenstadtfonds“ wichtige Impulse geben, so der DStGB-Hauptgeschäftsführer Landsberg gegenüber der SparkassenZeitung. „Dieser neue Fonds sollte zusätzlich aus den Mitteln einer neu zu schaffenden Abgabe für große Online-Händler gespeist werden. Auch große Online-Händler nutzen die Infrastruktur der Städte, zahlen aber regelmäßig keinerlei Steuern, Beiträge und Abgaben.“

Handel erwartete Perspektive für Öffnung

Handelsverbandspräsident Josef Sanktjohanser plädierte dafür, den Datenschutz vorübergehend zu lockern, um das Infektionsgeschehen besser nachverfolgen zu können.

Die Branche setzt darauf, dass Bund und Länder am 3. März bei ihrem Coronagipfel Perspektiven für eine Öffnung aufzeigen. Sie sei hier „vorsichtig optimistisch“, sagte Müller.

HDE-Präsident Sanktjohanser plädierte dafür, den Datenschutz vorübergehend zu lockern und technische Möglichkeiten besser zu nutzen, um das Infektionsgeschehen besser nachverfolgen zu können. (DSZ, rtr)

 

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2. März 2021