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Sparkassenverband Bayern / Konsolidierung
Reuter votiert für Strukturanpassungen
Bayerns Sparkassenpräsident Professor Ulrich Reuter fordert, „ohne grundsätzliche Tabus“ wieder über Fusionen, Kooperationen und Filialschließungen zu diskutieren.

Unter den bayerischen Sparkassen habe es im Pandemiejahr 2020 zwar keine Fusionen gegeben, sagt Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern. Aber wenn sich die Kreditnachfrage wieder stabilisiere und der Zahlungsverkehr auf allen Kanälen wieder beständiger werde, müsse die Diskussion auch wieder solche strukturellen Fragen aufgreifen.

Zahlen der Deutschen Bundesbank zeigten, dass sich die Konsolidierung im Bankensektor im vergangenen Jahr nur verlangsamt fortgesetzt habe und viele Fusionen verschoben worden seien. Die Zahl der Filialen sei hingegen in allen Bankengruppen deutlicher gesunken als in den Vorjahren.

 „Die rapide Zunahme von Online-Transaktionen wird auch künftig zu einer noch geringeren Besuchshäufigkeit in den konventionellen Geschäftsstellen führen“, so Reuter. Persönliche Beratung werde künftig vor allem noch „bei weitreichenden Lebensentscheidungen“ gefragt sein. Reuter fordert daher, „ohne grundsätzliche Tabus“ über Strukturveränderungen auf allen Ebenen nachzudenken.

 

„Die rapide Zunahme von Online-Transaktionen wird auch künftig zu einer noch geringeren Besuchshäufigkeit in den konventionellen Geschäftsstellen führen“, sagt Professor Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern.

Damit greift Bayerns Verbandspräsident Aussagen von Bundesbankvorstand Joachim Wuermeling auf, der „auch künftig unpopuläre Geschäftsentscheidungen“ für notwendig gehalten hatte, darunter höhere Gebühren, Weitergabe von Negativzinsen an den Kunden und „die Schließung von Filialen und die Aufgabe von Eigenständigkeit“.

Bundesbank-Aussage als „Auftrag“ verstehen 

Wuermelings Statement könne „durchaus als Auftrag verstanden werden“, so Reuter. Das Zusammengehen von Kreditinstituten bedeute, Teil eines größeren und leistungsstärkeren Instituts zu werden, das bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen denselben gemeinsamen Wirtschaftsraum effizienter bedienen könne als bisher.

Doch auch verstärkte, intensivierte Zusammenarbeit von Instituten könne ein Weg sein, Vollfusionen seien „kein Allheilmittel“, sagte Reuter, auch mit Blick auf die Häuser im bayerischen Verbandsgebiet. Es gehe jetzt darum, „sich langfristig als kraftvolle Partner an die Seite der Kunden in den Regionen Bayerns zu stellen.“ Bayerns Sparkassen unternähmen dazu „rechtzeitig alle notwendigen Weichenstellungen“.

Reuter appellierte dringend an die Europäische Zentralbank, sich jetzt bald mit dem Ausstiegsszenario aus der Negativzinslandschaft zu beschäftigen: „Die Regionalbanken brauchen eine Perspektive.“

3. Mai 2021