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BBL_Sparkassen-Rangliste 2020
Geflutet mit Kundengeldern
Wo steht Ihr Institut 2020 im Ranking bundesdeutscher Sparkassen? Wir nennen Bilanzsummen, Einlagen, Kredite und Filialzahl von 376 Sparkassen (Basis: Stichtagsbilanzsumme 31. Dezember 2020).

Der Nassauischen Spar­kasse (Naspa) ist ein Jahr nach dem Abstieg der Wiederaufstieg in die Top 10 (Platz neun) der Sparkassen-Rangliste gelungen. Ihre aktuelle Bilanzsumme (gemäß Bilanzsta­tistik) ist von 12,31 (2019: Platz 13) deutlich auf jetzt 14,39 Milliarden Euro gestiegen.

Ihren 2020 gerade erst eroberten Top-10-Platz wieder räumen musste die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg. Sie hat jetzt eine Bilanz­summe von rund 12,84 Milliarden Euro (2019: 12,76), womit sie im aktuel­len Ranking auf Platz 14 liegt.

Naspa-Chef Günther Högner hat bei der Vorstellung der Jahresbilanz seines Hauses dar­auf hingewiesen, dass das vergangene Geschäftsjahr besser gelaufen ist, „als mit Blick auf die Umstände zu erwarten war“. Erfolgsfaktoren waren danach das Wachstum im Kreditgeschäft vor allem mit Firmenkunden, deutlich gestiegene Wertpapierumsätze und ein gutes Risiko- und Kostenmanagement. „Wir konnten zudem Prozesse und Entscheidungen beschleunigen“, so Högner.

Digitalinvestitionen zahlen sich aus

Die Coronapandemie hat bei der Naspa wie bei vielen anderen Spar­kas­sen die Digitalisierung beschleunigt. Högner nennt Zahlen, die einen positiven Trend bestätigen: „Die Nutzung der Sparkassen-Apps ist um 23 Prozent gewachsen, die kontaktlosen Bezahlvorgänge mit der Sparkas­sen-Card haben sich verdreifacht und machen nun mehr als die Hälfte aller Trans­aktionen aus. Die Nutzung der digitalen Karten (Apple Pay) hat sich vervielfacht.“

Es zahlt sich aus Högners Sicht für alle Sparkassen aus, das digitale Angebot permanent auszubauen. Durch E-Postfach und E-Signing, die 2020 im Institut forciert beziehungsweise eingeführt worden sind, kontaktlose Bezahlverfahren mit Karte oder Smartphone und zusätzliche Services im Onlinebanking „ist es uns gelungen, unsere Kundinnen und Kunden auch unter schwierigen Umständen gut zu betreuen“.

Im Gegenzug haben sich kostenträchtige Transaktionen an den Geld­auto­maten bei der Naspa um 25 Prozent und an den Kontoauszugs­druckern um 18 Prozent reduziert. Nicht verhehlen mag Högner aber auch, „dass sich, wie bei allen Universalbanken, aufgrund der EZB-Geldpolitik das absolute Ergebnis weiter vermindert“.

Platztausch im Rheinland

In der Rangliste (siehe Abb. 1, Download am Ende des Beitrag oder hier) gab es an der Spitze ansonsten nur geringe Veränderungen. Deutlich vorn bleibt die Ham­burger Sparkasse (Haspa). Das Institut hat gegenüber 2020 seine Bilanzsumme von 46,64 auf 55,40 Milliarden Euro (alle folgenden Zahlen in Milliarden Euro) steigern können. Die Kreissparkasse Köln hat sich von Platz drei auf zwei vorgescho­ben (28,81). Dahinter folgt jetzt die Sparkasse KölnBonn (27,98).

Die Stadt­spar­kasse München (22,26), die Frankfurter Sparkasse (21,14), die Sparkasse Han­nover (18,64), die Mittel­brandenburgische Sparkasse (15,67) sowie Sparkasse Pforzheim Calw (15,64) belegen wie im vergangenen Jahr die Plätze vier bis acht. Hinter der Naspa rangiert auf Platz zehn weiterhin die Ostsächsische Sparkasse Dresden (13,84). Alle Institute der Top 10 haben ihre Bilanz­sum­me teilweise deutlich erhöht.

Größere Auf- und Abstiege im Mittelfeld

Im Ranking-Mittelfeld bis Platz 100 hat es 2020 einige deutliche Verän­de­run­gen nach oben oder unten gegeben. Zu den Instituten mit dem größten Sprung zählen die Taunus Sparkas­se, die von Platz 51 im Vorjahr (5,97) auf 38 (7,69) und damit 13 Plätze vorge­rückt ist. Acht Plätze nach oben ging es für die Sparkasse Koblenz von 76 (4,78) auf 68 (5,32) und sieben Plätze für die Sparkasse Spree-Neiße von 98 (3,95) auf 91 (4,47).

Die größten Rückgänge in dieser Ranking-Region verzeichneten mit 13 Plätzen die Sparkasse Allgäu von 70 (4,87) auf 83 (4,91), die Sparkasse Saarbrücken mit sechs Plätzen von 30 (8,07) auf 36 (8,07) sowie die Sparkasse Rhein-Haardt mit fünf Plätzen von 84 (4,42) auf 89 (4,60).

Am Ende der Sparkassen-Rangliste gab es ebenfalls kleine Verschie­bun­gen. Das kleinste Institut ist nun die Sparkasse Borken (0,20). Davor rangieren drei weitere Kleinstinstitute aus dem Bereich des Sparkassen­verbandes Hessen-Thüringen – die Sparkassen Schwalmstadt (0,25), Grebenstein (0,25) und Battenberg (0,25).

 

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Noch einmal weniger Sparkassen in 2020/21

Fusioniert worden ist 2020 auf sehr geringem Niveau. Die Zahl der In­stitute hat sich bis zum Stichtag 31. Dezember 2020 nur leicht von 379 auf 376 reduziert (Stand 15. April 2021: 371 Sparkassen).

Seit 1. Januar 2020 ist in Niedersachsen die Stadtsparkasse Bad Sachsa mit der Sparkasse Osterode am Harz fusioniert. Das neue Institut unter dem Namen Sparkasse Osterode am Harz belegt in der Sparkassen-Rangliste Platz 316 (1,07). Zum 1. Juli 2020 fusionierten die ebenfalls niedersächsischen Sparkassen Göttingen und Münden. Im Spar­kassen-Ranking liegt das neu gebildete Institut Sparkasse Göttingen auf Platz 95 (4,34).

Die Sparkasse Paderborn-Detmold hat in NRW zum 1. April 2020 die Stadtsparkasse Blomberg/Lippe aufgenommen. Das erweiterte Institut liegt im Ranking auf Platz 31 (8,44).

Auch 2021 sind bereits erste Fusionen vollzogen worden: Zum 1. Januar sind Stadt- und Kreissparkasse Kaiserslautern zur Sparkasse Kaiserslautern sowie die Sparkasse Germersheim-Kandel und die Sparkasse Südliche Weinstraße zur Sparkasse Südpfalz fusioniert.

Eine weitere Fusion zum 1. März meldet Sachsen-Anhalt: Sparkasse Jerichower Land und Stadtsparkasse Magdeburg heißen künftig Sparkasse MagdeBurg.

In Mecklenburg-Vorpommern fusionierten am 1. Januar 2021 die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin und die Sparkasse Parchim-Lübz zur neuen Sparkasse Mecklenburg-Schwerin.

Im Baden-Württemberg haben zum 1. Januar die Sparkasse Haslach-Zell und die Sparkasse Gengenbach ihre Fusion vollzogen. Das gemein­same Institut trägt den Namen Sparkasse Kinzigtal.

Bilanzsummen enorm gewachsen

Die Bilanzsumme aller deutschen Sparkassen hat sich Ende 2020 auf über 1,41 Billionen Euro summiert (2019: 1,3). Bundesweit hatte das Bilanzsummenwachstum ein Plus von 8,7 Prozent. Pro Institut betrug die Bilanzsum­me 2020 damit im Mittel 3,76 Milliarden Euro (2019: 3,43).

121 Sparkassen (2019: 121) und damit etwas mehr als 32 Prozent aller Institute lagen bundesweit über dieser durch­schnitt­lichen Betriebs­größe. 80 Sparkassen, davon sieben ostdeutsche (neu: Saalesparkasse, Erzgebirgssparkasse, Sparkasse Chemnitz und OstseeSparkasse Rostock) übersprangen die Fünf-Milliar­den-Euro-Marke.

104 Institute hatten eine Bilanzsumme zwischen 2,5 und fünf Milliarden Euro. 179 Institute wiesen eine Bilanzsumme zwischen 500 Millionen und 2,5 Milliarden Euro aus. Bundesweit hatten nur noch 13 Institute eine Bilanzsumme unter 500 Millionen Euro. Zahlreiche Kleinstinstitute haben zwischenzeitlich fusioniert.

Kunden vertrauen Sparkassen immer mehr Geld an

Die Kundeneinlagen sind 2020 ebenfalls weiter gewachsen und liegen jetzt bei 1,075 Billionen Euro (2019: 995,5). Das entspricht einem Plus von 7,9 Prozent und übertrifft noch einmal das Wachstum der Vorjahre.

„Dieser Rekordwert ist Ausdruck eines riesigen Kundenvertrauens in Krisenzeiten. Diese liebevolle Umarmung der Kunden nimmt uns unter Negativzinsbedingungen aber zunehmend betriebswirtschaftlich die Luft zum Atmen. Deshalb müssen die Sparkassen gegensteuern“, hat DSGV-Präsident Helmut Schleweis diese Zahlen auf der Bilanzpressekonferenz des Verbands Mitte März kommentiert.

Die durchschnitt­lichen Einlagen pro Institut betragen somit knapp 2,86 Milliar­den Euro. Spareinlagen machten von den bundesweiten Einlagen nur noch knapp 273 Milliarden Euro aus. Den Einlagen standen Kredite an Kunden in Höhe von rund 906 Milliar­den Euro gegenüber (2019: 861,2). Der Zuwachs lag hier bei über 5,2 Prozent. Das Neukreditgeschäft mit Unternehmens­kunden hat sich von 93,3 (2019) auf 106,4 Milliarden Euro (2020) und damit um 14,1 Prozent erhöht.

Summe der Beschäftigten weiter rückläufig

Im Jahresdurchschnitt 2020 waren bei den bundesdeutschen Sparkas­sen 200.669 Mitarbeiter (2019: 204.988) beschäftigt. Die Zahl der Mitar­beiter ist damit zwischen 2019 und 2020 um über 4319 gesunken. Be­triebs­wirtschaftlich gesehen verfügte 2020 ein Institut im bun­deswei­ten Durchschnitt über knapp 534 Beschäftigte.

Die höchste Zahl von Beschäftigten verzeichnete die Hamburger Spar­kasse mit 4704 (2019: 4957) Mitarbeitern, gefolgt von der Kreissparkasse Köln mit 3875 (2019: 4010) und der Sparkasse KölnBonn mit 3686 (2019: 3787). Fusionen und Filialschließungen haben vorrangig zu Personalreduk­tionen geführt.

Filialschließungen bleiben ein Thema

Zum Stichtag 31. Dezember 2020 gab es in Deutschland 12.191 (2019: 12.596) Sparkassenstellen (einschließlich SB). Die Zahl der Filialen ist damit bundesweit um weitere 405 gesunken. Das dichteste Filialnetz unterhält nach wie vor die Haspa mit 190 Filialen (+/-0), gefolgt von den Kreissparkasse Köln (173, +/-0), der Sparkasse KölnBonn (125, minus elf) sowie der Mittelbrandenburgischen Sparkasse Potsdam (123, minus eins).

Autor
Jürgen Janik ist Redakteur der Betriebswirtschaftlichen Blätter in Mannheim.

 

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Jürgen Janik
– 22. April 2021