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Sparkassen-Finanzgruppe / Bilanzpressekonferenz I
„Tempo bei der Digitalisierung“
Die Sparkassen haben im Coronajahr 2020 bei der Digitalisierung ihre PS auf die Straße gebracht. Einlagenzuflüsse und Kreditgeschäft sind stark gestiegen, das Betriebsergebnis ist gesunken. Das berichtete DSGV-Präsident Helmut Schleweis in Berlin.

In diesem Beitrag finden Sie Informationen der DSGV-Bilanzpressekonferenz zu den Geschäftszahlen und Digitalisierungserfolgen der Sparkassen. Lesen Sie hier, wie sich DSGV-Präsident Helmut Schleweis zu Prämiensparverträgen und dem Sparkassenzentralinstitut geäußert hat.

23 Millionen Menschen in Deutschland nutzen das Onlinebanking der Sparkassen – acht Prozent mehr als noch im Jahr 2019. Das hat der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Mittwoch auf seiner virtuellen Bilanzpressekonferenz bekannt gegeben. Zudem verwenden elf Millionen Kunden die S-App für iOS- und Android-Smartphones – 69 Prozent von ihnen sogar täglich.

Erfolgreich im Onlinebanking und Payment

Die Sparkassen hätten 2020 bei der Digitalisierung ihre PS auf die Straße bringen können und kräftige Zuwächse erreicht, sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis. Das gelte im Onlinebanking und im Payment, ergänzte er mit Blick auf die Zahlen: 2,6 Milliarden Mal nutzten Sparkassen-Kunden im vergangenen Jahr ihre Girocard für Zahlungen im Handel – das sind 500 Millionen Zahlungen mehr als im Vorjahr und entspricht fast der Hälfte aller Girocard-Zahlungen in Deutschland. 

Kontaktloses Zahlen deutlich gesteigert

Vor allem die kontaktlosen Zahlungen haben überdurchschnittlich zugelegt: Im Dezember 2020 waren 66,8 Prozent der Girocard-Zahlungen kontaktlos. Dazu zählen kontaktlose Zahlungen mit physischer Karte und der digitalen Girocard im Smartphone. Die Zahlungen mit der App „Mobiles Bezahlen“ haben sich dabei innerhalb eines Jahres auf 1,48 Millionen Transaktionen vervierfacht. 

 

„Die Felder Digitalisierung und Payment haben für uns erhebliche strategische Bedeutung. Unsere digitalen Services sind unerlässlich für die Kundenbeziehung.“
DSGV-Präsident Helmut Schleweis


1,5 Millionen Kunden nutzen Apple Pay

Apple Pay nutzen inzwischen 1,5 Millionen Sparkassen-Kunden. Bis Mitte des Jahres werden Sparkassen-Kunden die Girocard in Apple Pay auch für Zahlungen in Apps und auf Webseiten nutzen können. 

„Die früher zu beobachtende Zurückhaltung der Kundinnen und Kunden gegenüber digitalen und mobilen Bezahlangeboten hat sich grundlegend geändert – sicherlich auch durch den neuen, stärker digitalen Alltag in Coronazeiten“, so Schleweis.

Übergreifende Payment-Lösungen gefragt

Effiziente deutsche und europäische Payment-Lösungen seien wichtig, um den Kundinnen und Kunden relevante Alternativen zu den bisherigen Zahlverfahren zu bieten – unabhängig von internationalen Anbietern. Deshalb engagiere sich die Sparkassen-Finanzgruppe bei #DK (Digitale Kreditwirtschaft) und der European Payment-Initiative (EPI).

Beide Initiativen dienen dem Aufbau deutscher beziehungsweise europäischer Akzeptanznetzwerke und Zahlungslösungen. Schleweis: „Die Felder Digitalisierung und Payment haben für uns erhebliche strategische Bedeutung. Unsere digitalen Services sind unerlässlich für die Kundenbeziehung.“

Einlagenzuwachs um 7,9 Prozent

Im Coronajahr 2020 habe es nicht im Vordergrund gestanden, Marktanteile oder Gewinne zu steigern, so Schleweis weiter. „Für die Sparkassen hatte es absolute Priorität, ihren Kunden durch die schwierige Zeit zu helfen.“

Die Sparkassen verbuchten im vergangenen Jahr einen Einlagenzuwachs in Höhe von 79,1 Millionen Euro – ein Plus von 7,9 Prozent. „Dieser Rekordwert ist Ausdruck eines riesigen Kundenvertrauens in Krisenzeiten“, so der DSGV-Präsident. 

 

Stark am Markt: Zuwächse bei Krediten, Einlagen und Bilanzsumme.


„Umarmung der Kunden nimmt Luft zum Atmen“

„Diese liebevolle Umarmung der Kunden nimmt uns unter Negativzinsbedingungen aber zunehmend betriebswirtschaftlich die Luft zum Atmen.“ Deshalb müssten die Sparkassen gegensteuern. Derzeit kosteten zusätzliche Einlagen jedes Kreditinstitut real Geld. Alternativen zur Anlage in zinslose Termin- und Sichteinlagen seien zum Beispiel in Immobilien und an den Kapitalmärkten zu finden. 

Rekordwert bei Wohnungsbaukredit-Neugeschäft

2020 stieg das Neugeschäft der Sparkassen bei privaten Wohnungsbaukrediten auf den Rekordwert von 67 Milliarden Euro – gegenüber dem bisherigen Bestwert aus 2019 noch einmal ein deutliches Plus von 8,1 Milliarden Euro oder 13,7 Prozent.

Schleweis: „Es ist eine der entscheidenden gesellschaftspolitischen Aufgaben der kommenden Jahre, mehr Menschen den Weg in die eigenen vier Wände zu ermöglichen; egal ob klassisches Einfamilienhaus oder Eigentumswohnung. Niemand bringt in Deutschland mehr Menschen in die eigenen vier Wände als Sparkassen und Landesbausparkassen.“ 

 

Kredite an Privatkunden: Vor allem bei privaten Wohnungsbaukrediten gab es ein sehr starkes Wachstum – auf den Rekordwert von 67 Milliarden Euro.


Wertpapierzuwachs erreicht Höchstwerte

Die zweite und wahrscheinlich wichtigste Alternative zum traditionellen Einlagensparen sei das Wertpapiersparen. In Zeiten negativer Marktzinsen ist das Wertpapiersparen eine der wenigen Möglichkeiten für breite Bevölkerungskreise, am gesamtwirtschaftlichen Wertzuwachs teilzuhaben.

  • Die Anzahl der Depots bei den Sparkassen und der Dekabank stieg 2020 um insgesamt 238.000.
  • Und mit plus 19,1 Milliarden Euro wurde bei Wertpapieren der höchste Nettoabsatz der letzten 20 Jahre erreicht.
  • Die Kunden haben vor allem in Investmentfonds angelegt (plus 14,1 Milliarden Euro).
  • Mit plus 4,7 Milliarden Euro war aber auch der Nettoabsatz von Aktien deutlich positiv.

 

Kundenwertpapiergeschäft: Mit einem Plus von 19,1 Milliarden Euro wurde bei Wertpapieren der höchste Nettoabsatz der vergangenen 20 Jahre erreicht.


Schwerpunkt auf Kredit- und Liquiditätshilfen für Firmenkunden

Ein besonderer Schwerpunkt der Sparkassen war im Coronajahr 2020 die schnelle Kredit- und Liquiditätshilfe für mittelständische Firmenkunden. Die Sparkassen sagten Unternehmen und Selbstständigen neue Kredite in Höhe von 106,4 Milliarden Euro zu, 13,1 Milliarden Euro oder 14,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

KfW-Förderkredite wurden in Höhe von rund acht Milliarden Euro zugesagt. „Selbst wenn man die Förderprogramme der Länder mitberücksichtigt, wird deutlich: Den weit überwiegenden Teil der Unterstützung für ihre Kunden haben die Sparkassen aus eigenen Mitteln gestemmt“, sagte der DSGV-Präsident.

 

Kredite an Unternehmen und Selbstständige wachsen kräftig.


In mehr als 160.000 Fällen Kredite gestundet

Neben Kreditzusagen sei auch die unbürokratische Aussetzung von Zahlungsverpflichtungen eine wichtige Hilfe gewesen. Allein bei den Firmenkunden habe man in über 160.000 Fällen Kredite gestundet und so eine schnelle Überbrückungshilfe geleistet. 

Mehr Geldvermögen als im Vorjahr gebildet

Sparkassenkunden haben im vergangenen Jahr erneut mehr Geldvermögen gebildet als im Vorjahr. Unter Einbeziehung des Bauspar- und Lebensversicherungsgeschäftes stieg das Geldvermögen der Sparkassenkunden um 100,2 Milliarden Euro – gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 69,4 Prozent. Privatpersonen waren daran mit plus 70,9 Milliarden Euro beteiligt – eine Zuwachssteigerung von 43,7 Prozent.

 

Sparkassenkunden haben erneut mehr Geldvermögen gebildet als im Vorjahr; es wuchs um 69,4 Prozent. 


Negative Marktzinsen belastend

Neben der Virus-Pandemie belasteten nach wie vor die negativen Marktzinsen die Institute spürbar. So fiel der Zinsüberschuss im Jahr 2020 um 3,3 Prozent oder 662 Millionen Euro geringer aus als im Vorjahr.

Ohne das hervorragende Baufinanzierungsgeschäft wäre der Rückgang noch deutlicher gewesen.

Gegensteuern auch durch Konditionenanpassungen

Die Rückgänge beim Zinsüberschuss dürften anhalten und die Sparkassen müssten weiter gegensteuern, so Schleweis: durch Einsparungen, durch mehr Provisionsgeschäft und unter Umständen auch durch Konditionenanpassungen.

Er forderte, den Freibetragsfaktor für Einlagen bei der EZB deutlich zu erhöhen. Rund 120 Millionen Euro Strafzinsen mussten die Sparkassen 2020 dafür an die EZB zahlen. Bei dem aktuellen Einlagenbestand würde sich für 2021 sogar eine Verdoppelung ergeben. 

„Die Sparkassen haben im Kundengeschäft 2020 große Erfolge erzielt. Bei negativen Marktzinsen bleibt davon aber immer weniger übrig. Unter den gegebenen Umständen sind die Sparkassen robust durch das Jahr 2020 gekommen. Sie haben die Kraft, die vor uns stehenden Herausforderungen zu bestehen und die Kunden verlässlich zu begleiten“, so DSGV-Präsident Helmut Schleweis.

Mehr Provisionen, weniger Verwaltungsaufwand 

Den Sparkassen sei es gelungen, den Provisionsüberschuss 2020 um 197 Millionen Euro (plus 2,4 Prozent) zu steigern und damit zumindest einen Teil des Rückgangs im Zinsüberschuss auszugleichen.

  • Der Verwaltungsaufwand sei um 253 Millionen Euro auf 19 Milliarden Euro reduziert worden.
  • Darunter seien um 168 Millionen Euro geringere Personalaufwendungen.
  • Um 2,7 Prozent hätten die Sparkassen über Fluktuationen und altersbedingtes Ausscheiden Personal abgebaut – das entspreche 4500 Mitarbeiterkapazitäten.
Steigende Provisionen gleichen rückläufige Zinserlöse nur teilweise aus.

Ergebnis leicht rückläufig

Insgesamt erzielten die 376 Sparkassen im Jahr 2020 ein Ergebnis vor Steuern von 4,1 Milliarden Euro, das sind 145 Millionen Euro weniger als im Jahr 2019. 2,7 Milliarden Euro würden den Vorsorgereserven zugeführt, 2,5 Milliarden Euro an Steuern gezahlt.

Das Jahresergebnis nach Steuern betrage 1,6 Milliarden Euro. DSGV-Präsident Helmut Schleweis sprach von einem im Wettbewerbsvergleich sehr achtbaren Ergebnis. 

Eigenkapital gesteigert

Zum Jahresende 2020 weisen die Sparkassen ein aufsichtsrechtliches Eigenkapital von 133,2 Milliarden Euro aus. Das sind 5,3 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Die

  • Gesamtkapitalquote liegt Ende 2020 bei 17,55 Prozent;
  • die Kernkapitalquote beläuft sich auf 16,42 Prozent und
  • als harte Kernkapitalquote errechnet sich ein Wert von 16,40 Prozent.

Die regulatorischen Anforderungen würden damit deutlich übertroffen. Die Sparkassen seien auch in Krisenzeiten stabil.

Corona: Mittelstand braucht Öffnungsperspektiven

Eine sich verschlechternde wirtschaftliche Situation in den mittelständischen Dienstleistungs- und Einzelhandelsbetrieben seit Beginn des Jahres 2021 diagnostiziert der DSGV auf Basis der Umsatz- und Ratingentwicklung der gewerblichen Kunden der deutschen Sparkassen.

„Nachdem die Einnahmesituation der Unternehmen bis Ende 2020 weitgehend stabil war, gehen seit Januar 2021 die Umsätze und die Finanzkraft teilweise stark zurück. Einzelhandel jenseits von Lebensmitteln, Dienstleistungsbereiche und das Hotel- und Gaststättengewerbe sind davon besonders betroffen“, sagte Schleweis.

Die Sparkassen und Landesbanken hätten in den vergangenen zwölf Monaten durch starkes Kreditwachstum, durch Vergabe von Förderkrediten und durch Stundungen von Kreditzahlungen vielen Unternehmen bei der Bewältigung der krisenhaften Situation helfen können.

Wirtschaftliche Einschränkungen existenzbedrohend

„Für immer mehr kleine und mittlere Unternehmen sowie Solo-Selbstständige sind aber inzwischen die wirtschaftlichen Einschränkungen existenzbedrohend“, so Schleweis.

Zwar seien die deutschen Hilfsprogramme in Volumen und Ausgestaltung weltweit einzigartig. Die Hilfe komme aber nur „im Schneckentempo“.

Weitergehende Öffnungsperspektiven im Wirtschafts- und Kulturbereich sollten stärker daran orientiert werden, dass überzeugende Test-, Präventions- und Hygienestrategien vorgelegt werden, forderte der DSGV-Präsident.  

Niedrige Infektionsrisiken bei Hotels und Einzelhandel 

Schleweis machte darauf aufmerksam, dass das Robert-Koch-Institut auf der Basis der bis heute weltweit vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse das individuelle Infektionsrisiko, den Anteil am gesamten Infektionsgeschehen und die Auswirkungen auf Erkrankungen und Todesfälle von 17 Lebenssektoren dargestellt habe (siehe Anlage).

Daraus ergebe sich, dass Hotels und Einzelhandel nur niedrige Infektionsrisiken aufwiesen. Es sei deshalb angemessen und verhältnismäßig, für diese wirtschaftlich besonders schwer getroffenen Bereiche schnellstmöglich weitergehende Öffnungsperspektiven aufzuzeigen. 

10. März 2021
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