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IN EIGENER SACHE 
Ende einer Ära
Kurz nach ihrem 97. Geburtstag ist die SparkassenZeitung zum letzten Mal erschienen. Mit Fug und Recht kann man vom Ende einer Ära sprechen. Denn ihre „Geschwister“ – die Zeitschriften „Sparkasse“ und „Betriebswirtschaftliche Blätter“ – gibt es schon seit Längerem nicht mehr in gedruckter Form. Der digitale Wandel ist förmlich über sie hinweggegangen.

1924   |||||||||||

Als die „Deutsche Sparkassen-Zeitung“ am 2.  Dezember 1924 aus der Taufe gehoben wurde, herrschte in Deutschland geradezu ein goldenes Pressezeitalter. Allerorten erschienen unzählige kleinere und größere Tageszeitungen, nicht selten mit Früh-,  Mittags- und Spätausgaben. Große Medienkonzerne wie Ullstein, Mosse und Hugenberg profitierten vom ständig wachsenden Hunger der Menschen nach Information und Unterhaltung.

In diesem Umfeld lag es nahe, dass auch der erst im März 1924 gegründete Deutsche Sparkassen- und Giroverband eine eigene Zeitung herausbrachte. In Ergänzung zur bereits seit über 40 Jahren existierenden Monatszeitschrift „Sparkasse“ wollte die Sparkassenzeitung „ein Fachorgan sein, das über alles Wissenswerte schnell und zuverlässig unterrichtet, das einen ständigen Überblick über die deutsche Finanz- und Wirtschaftslage vermittelt“. Außerdem wollte sie „zu den Finanz- und Wirtschaftsproblemen Stellung nehmen, um bei ihrer Diskussion die Sparkasseninteressen zu wahren“.

Von Anfang an setzte die Redaktion auf die Mitwirkung der Sparkassen. Im Editorial zur ersten Ausgabe kündigte sie an: „Alle Anregungen werden dankbar entgegengenommen, auch die kleinsten Mitteilungen aus dem Verbandsleben und aus der Sparkassenpraxis sind uns willkommen und werden entsprechend verwertet.“ Dieses Konzept ging auf, sodass die Sparkassenzeitung schnell zu einem wichtigen Medium für den Informations- und Erfahrungsaustausch innerhalb der Sparkassenorganisation wurde.

1924
Deutsche SparkassenZeitung erste Ausgabe 
12/1924.

1931   |||||||||||

Politisch bewährte sich die Zeitung in den ersten Jahren, indem sie die bankmäßige Entwicklung der Sparkassen öffentlichkeitswirksam gegen Angriffe der anderen Bankengruppen verteidigte. Eine wertvolle Aufgabe erfüllte sie während der schweren Bankenkrise, die Deutschland im Sommer 1931 erschütterte. Sie hielt die Sparkassen und Girozentralen über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden und informierte gleichzeitig die Öffentlichkeit über die Lage der Sparkassenorganisation und deren Krisenreaktionen.

1931
Deutsche SparkassenZeitung Ausgabe 07/1931.

1933   |||||||||||

Nachdem Adolf Hitler 1933 in Deutschland an die Macht gekommen war, verstand sich die Sparkassenzeitung als „nationalsozialistische(s) Fachblatt“. Neben die nüchterne Information über sparkassenrelevante Themen trat nun unverhohlene Propaganda für das NS-Regime. Typisch dafür waren alljährliche Treue- und Ergebenheitsadressen an den „Führer“ zu dessen Geburtstag am 20. April und Sonderausgaben zum „Tag der Arbeit“, dem 1. Mai.

1945   |||||||||||

Im Gegensatz zu vielen anderen Publikationen durfte die Sparkassenzeitung auch im Zweiten Weltkrieg weiter erscheinen. Erst Anfang Februar 1945, kurz vor Kriegsende, kam schließlich auch für sie das Aus. Bis zuletzt verbreitete die Zeitung Durchhalteparolen. Wie es um Deutschland tatsächlich stand, ließ sich freilich an der zunehmenden Zahl von Todesanzeigen für gefallene Sparkassenmitarbeiter ablesen.

1934/39   ||||||

Auch intern kam es zu Veränderungen. So musste Josef Hoffmann, der erste Redakteur und langjährige Spiritus Rector der Sparkassenzeitung, den DSGV 1934 aus politischen Gründen verlassen. Zwei Jahre später drohte der Verband die Kontrolle über die von ihm herausgegebenen Zeitungen und Zeitschriften zu verlieren. Denn die Reichspressekammer forderte, dass der DSGV seine Verlagsrechte an einen privaten Verleger abgeben sollte. Tatsächlich geschah das 1939, allerdings wurde der neue Verlag von einem ehemaligen Mitarbeiter geleitet, und der Aufsichtsrat bestand aus Sparkassen- und Verbandsfunktionären.

1961   |||||||||||

Obwohl die Rekonstruktion des Sparkassenwesens im Westdeutschland recht zügig erfolgte, dauerte es 16 Jahre, bis am 12. April 1961 wieder eine Sparkassenzeitung aus der Druckerpresse lief. Josef Hoffmann war in der Nachkriegszeit als Hauptgeschäftsführer zum DSGV zurückgekehrt und neben Präsident Fritz Butschkau die führende Persönlichkeit in der Sparkassenorganisation geworden. Die „Wiedergeburt“ der Zeitung war nicht zuletzt sein Verdienst.

1961
Deutsche SparkassenZeitung Ausgabe 04/1961.

„Wir wollen das Erbe einer zwanzigjährigen Tradition weiterführen“, schrieb Hoffmann im Editorial der ersten Ausgabe. Dieser Wille zur Kontinuität zeigte sich daran, dass die Jahrgangszählung einfach weitergeführt wurde: Als ob es die tiefe Zäsur nach dem Ende des Krieges nicht gegeben hätte, folgte auf den 22. Jahrgang 1945 der 23. Jahrgang 1961. Auch konzeptionell knüpfte die „neue“ Sparkassenzeitung bruchlos an die „alte“ an.

Aktuelle, schnelle und zuverlässige Information, Kommentierung wichtiger Ereignisse und Probleme, Anregungen für die Sparkassenpraxis sowie ein gewisses Maß an Unterhaltung sollte das Blatt bieten und dadurch ein „lebendiges Bindeglied zwischen den Mitarbeitern der Organisation“ werden.

1966
Zwei Mal Geburtshelfer der SparkassenZeitung: Josef Hoffmann (hier um 1966).

Der Neustart der Sparkassenzeitung verlief erfolgreich, und sie wurde wieder zu einem wichtigen Sprachrohr der Sparkassenorganisation nach innen und nach außen. Während die generelle Konzeption der Zeitung unverändert blieb, wurde ihr Layout immer wieder modernisiert.

1960
Werbemotiv aus den 1960er-Jahren.

2000   |||||||||||

Der Titel „Deutsche Sparkassenzeitung“ hatte bis ins Jahr 2000 Bestand. Beginnend mit der Ausgabe vom 7. Juli des Jahres hieß sie „Die SparkassenZeitung“. Sie erschien fortan als Wochenzeitung. Gleichzeitig erhielt Farbe Einzug auf ihren Seiten, und neben die Print-Version trat eine Ausgabe im Internet.

2000
SparkassenZeitung Ausgabe 07/2000.

2012   |||||||||||

Im Mai 2012 verabschiedete sich die gedruckte Zeitung vom unhandlichen Großformat, und die Online-Version brachte nun tagesaktuelle Beiträge und Nachrichten, die mit allen gängigen stationären und mobilen Endgeräten abrufbar waren. Für den Wandel der SparkassenZeitung von einem gedruckten zu einem primär digitalen Informationsmedium war das ein entscheidender Schritt.

2019   |||||||||||

Konsequenterweise erschien die Print-Ausgabe ab Beginn des Jahres 2019 nicht mehr wöchentlich, sondern monatlich. „Weniger ist aus unserer Sicht mehr – die Monatsausgabe ist angefüllt mit Reportagen, Grafiken, Interviews, hintergründigen Geschichten und überraschenden Fotos. Sie will die oft komplizierten Sparkassenthemen anschaulich machen und einordnen.“ So stellten Helmut Schleweis, Präsident des DSGV, und Michael Stollarz, Vorsitzender der Geschäftsführung der DSV-Gruppe, die erste Ausgabe der Zeitung im neuen Gewand vor.

2019
SparkassenZeitung Ausgabe 01/2019.

2021   |||||||||||

Mit dem Jahresende 2021 ist die SparkassenZeitung Geschichte. Bleiben werden 83 gebundene Jahrgänge, die – in der Bonner Sparkassenbibliothek des DSGV wohl verwahrt – die Entwicklung der Sparkassen-Finanzgruppe von der Weimarer bis in die Berliner Republik dokumentieren. Aus meiner persönlichen Sicht als Historiker der Gruppe wünsche ich mir, dass auch die Inhalte der digitalen SparkassenZeitung genauso langfristig erhalten bleiben mögen.

2021
Der Titel dieser Ausgabe markiert den Schlusspunkt einer fast 100-jährigen Geschichte.

 

Thorsten Wehber, DSGV
– 21. Dezember 2021