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Baufinanzierung
Tiefzinsen steigern den Bedarf
Kunden fragen verstärkt Immobilienfinanzierungen nach. Dennoch sollten Sparkassen weiterhin konservativ agieren, raten Experten.

Die Geldpolitik der EZB treibt private und professionelle Investoren immer stärker in Immobilien: „In diesem Jahr dürfte deutlich mehr Kapital in deutsche Liegenschaften fließen als 2020“, sagt Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum.
 

Günter Vornholz
Ein Teil des Kapitals auslaufender Staatsanleihen wird 2021 in die Immobilienmärkte gelangen, erwartet Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum.

Institutionelle Investoren wie Family Offices, Pensionskassen und Versicherungen dürften zurückfließendes Kapital aus auslaufenden Staatsanleihen nicht erneut in Bonds anlegen, da deren Renditen im negativen Bereich liegen.

„Ein Teil dieses Kapitals dürfte in die Immobilienmärkte gelangen“, sagt Vornholz. Nach Angaben der Deutschen Finanzagentur laufen 2021 Bundesanleihen mit einem Volumen von 35 Milliarden Euro aus.

Gefragte Hypothekendarlehen

Diese Einschätzung bestätigt eine Umfrage unter 220 Immobilienexperten des zur Sparkassen-Finanzgruppe gehörenden Immobilienfinanzierers Berlin Hyp, der Hypothekenkredite im Gesamtumfang von rund 21,9 Milliarden Euro ausgereicht hat.

Demnach sind wegen der weiterhin soliden deutschen Konjunktur für 73 Prozent der Befragten deutsche Gewerbeimmobilien attraktiver als vergleichbare Objekte in anderen europäischen Staaten.

56 Prozent der befragten Experten erwarten, dass auch ausländische Investoren verstärkt Objekte in Deutschland erwerben werden, weil der hiesige Markt weiterhin als besonders sicherer Hafen gefragt sein werde.

Damit dürfte im Jahresverlauf die Nachfrage nach Hypothekendarlehen weiter anziehen und Immobilienfinanzierer dürften „die Chance bekommen, ihre Margen ein Stück weit auszudehnen“, sagt Vornholz.

Besser keine hundertprozentigen Finanzierungen

Dennoch sollten Sparkassen weiterhin konservativ bei der Vergabe von Immobilienkrediten vorgehen und insbesondere auf riskante hundertprozentige Finanzierungen verzichten, empfiehlt Stefan Mitropoulos, Analyst der Helaba, die mit einem Gewerbeimmobilienkreditbestand von rund 37 Milliarden Euro zu den größten Akteuren am deutschen Markt zählt.

„Die Möglichkeit einer Zinswende aufgrund steigender Inflationsraten irgendwann in der Zukunft sollte nicht außer Acht gelassen werden“, so Mitropoulos.

Vornholz: Pfandbriefe zur Refinanzierung nutzen

Sparkassen sollten zudem versuchen, die von ihnen ausgereichten Hypothekendarlehen über Pfandbriefe zu refinanzieren, so Vornholz.

„Nicht-pfandbrieffähige Sparkassen können dabei Kredite zusammen mit jenen Sparkassen bündeln, die über das Emissionsrecht für diese Anleihen verfügen“, sagt der Immobilienökonom.

Pfandbriefe und Staatsanleihen kaufe die EZB am Sekundärmarkt auf, sodass solche Emissionen immer Abnehmer fänden.

Richard Haimann
– 1. März 2021