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Lockdown light
„Gerade jetzt für die Kunden da sein“
Wie ganz Deutschland sind auch die Sparkassen Berchtesgadener Land und Rottal-Inn von der zweiten Coronawelle überrollt worden. Dennoch erhalten sie ihren Geschäftsbetrieb weiterhin aufrecht. Gerade jetzt sei intensive Beratung gefragt.

„Trotz hoher Infektionszahlen läuft der Geschäftsbetrieb normal“, sagt Pressesprecher Tobias Kastner von der Sparkasse Berchtesgadener Land in Bad Reichenhall. Der bayerische Landkreis an der Grenze zu Salzburg gehört, gemessen an seiner Bevölkerungszahl, zu den am stärkten von der Pandemie betroffenen Regionen Deutschlands.

Aktuell sind alle 19 Filialen der Sparkasse regulär geöffnet. Die Kundinnen und Kunden sind aufgefordert worden, nur bei wichtigen und dringenden Angelegenheiten eine Filiale aufzusuchen.

„Die ergriffenen Maßnahmen stoßen bei den Mitarbeitern wie auch bei den Kunden auf hohe Akzeptanz“, stellt Tobias Kastner fest. Dazu gehört wie an den meisten Orten auch das Tragen einer Schutzmaske in allen Räumlichkeiten.

Niedriger Krankheitsstand

In der persönlichen Kommunikation mit den Kunden stelle die Maske schon eine gewisse Beeinträchtigung dar, so Kastner weiter, weil die Mimik des Kunden nicht mehr erkennbar sei. „Im Gespräch muss man deshalb öfters mal nachfragen“, führt Tobias Kastner aus.

Aktuell ist der Krankheitsstand niedrig. Tobias Kastner spricht von drei bis fünf Mitarbeitenden, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben und sich derzeit in Quarantäne befinden. Unter Hinweis auf die Einzelbüros schätzt er die Ansteckungsgefahr in der Belegschaft grundsätzlich als gering ein.

„Für jeden Coronafall in der Belegschaft suchen wir nach flexiblen und individuellen Lösungen.“ Das gilt insbesondere für Eltern mit schulpflichtigen Kindern. Im Landkreis sind derzeit alle Schulen geschlossen. Um die Kinderbetreuung zu gewährleisten, nutzen aktuell zehn bis 15 Mitarbeiter das Homeoffice. Kastner: „Mit der Heimarbeit haben wir nur gute Erfahrungen gemacht.“

Gerüstet für den Ernstfall: Beratungsübung von Azubis der Sparkasse Berchtesgadener Land.

Firmenkunden noch gezielter unterstützen 

Sollte sich die Lage verschärfen, würden Filialschließungen unvermeidlich werden. „Das wäre dann das letzte mögliche Mittel“, betont der Pressesprecher. In einem solchen Szenario würden zuerst die kleinsten Niederlassungen ihre Tore schließen müssen. Die betroffene Belegschaft würde dann in größeren Filialen zum Einsatz kommen.

Unter den betroffenen Firmenkunden sei der Ärger über den verordneten Teil-Lockdown groß, weiß Tobias Kastner. Neben den wirtschaftlichen Verwerfungen sieht er eine weitere Gefahr: „Wir dürfen das Vertrauen unserer Kunden nicht verspielen. Gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit erwarten sie von uns, dass wir die Stellung halten und für sie da sind. Wir müssen die Gastronomen, die Hotelbesitzer und alle anderen Betroffenen schnell und unbürokratisch unterstützen.“

Die zu Beginn der Pandemie gemachten Erfahrungen erleichtern die wirkungsvolle Ausrichtung von Unterstützungsleistungen in der zweiten Coronawelle: „Mit den zahlreichen Hilfsprogrammen für Unternehmen und Selbstständigen kennen wir uns heute einfach besser aus als noch im Frühling. Wir können unsere Firmenkunden so gezielter unterstützen, zum Beispiel durch das Aussetzen von Kreditraten oder bei der Suche nach geeigneten Förder- beziehungsweise Hilfsprogrammen.“

Sparkasse Rottal-Inn setzt auf persönlichen Kundenkontakt

Bereits im Frühjahr hatte der Landkreis Rottal-Inn mit überdurchschnittlich hohen Infektionsraten zu kämpfen. Seit 27. Oktober gilt dort ein lokaler „Lockdown light“.

„Der Geschäftsbetrieb läuft weitestgehend normal“, sagt Günter Baumgartner, Pressesprecher der Sparkasse Rottal-Inn, gegenüber der SparkassenZeitung. 

Bislang ist bei zwölf von insgesamt 413 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Coronavirus nachgewiesen worden. Davon erfolgten zehn Ansteckungen bereits im Frühjahr. „Wir sind sehr froh, dass die erkrankten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle wieder gesund sind. Keine der Infektionen lässt sich auf Kontakte innerhalb der Sparkasse zurückführen.“

„Viel gelernt in den letzten Monaten“

Coronabedingt mussten bislang zwei Filialen für zwei Wochen geschlossen werden. Darüber hinaus hat die Sparkasse Rottal-Inn bislang keine Änderungen an den Beratungs- und Öffnungszeiten vornehmen müssen.

„Wir haben in den vergangenen Monaten viel gelernt. Daher gelingt es uns gut, die derzeitigen Herausforderungen zu bewältigen“, so Günter Baumgartner. Die Versorgung der Bevölkerung mit Finanzdienstleistungen sei weiterhin gewährleistet.

Wo es möglich und sinnvoll sei, nutzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. „Generell setzen wir aber auch weiterhin darauf, möglichst viel Präsenz in der Sparkasse zu ermöglichen.“ Die Kunden können deshalb nach wie vor Beratungstermine in der Sparkasse wahrnehmen.

„Nehmen Sie das Coronavirus ernst“

Aufgrund der unterschiedlichen staatlichen Förder- und Finanzierungsprogramme sei der Beratungsbedarf der gewerblichen Kunden gestiegen. „Dabei zahlt sich aus, dass unsere Berater in der Vergangenheit ein hohes Vertrauen erworben haben.“

Sein Rat an die Kolleginnen und Kollegen in anderen Sparkassen: „Nehmen Sie das Coronavirus ernst. Allerdings wäre es falsch, in Schockstarre zu verfallen. Unsere Kunden erwarten von uns, dass wir in dieser schwierigen Zeit für sie da sind. Darüber hinaus muss und wird es ein Leben nach Corona geben.“

Ricardo Tarli
– 3. November 2020