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Fintechs – Teil II
Die Ideenschmieden der Sparkassen
Mehr als 700 Fintechs sind aktuell in Deutschland aktiv. Teil 2: die Hubs und Labs der Sparkassen-Finanzgruppe.

Wie der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) die Kreditvergabe künftig beschleunigen könnte, diese zukunftsweisende Innovation hat die Jury der diesjährigen Symbioticon am besten überzeugt. Beim Hackathon der Sparkassen-Finanzgruppe (SFG) ging das 2019 gegründete Fintech Deep Neuron Lab als Sieger aus dem Rennen und wurde für seine Ideen mit 20.000 Euro belohnt (einen Bericht finden Sie hier).

Auf der Suche nach zukunftsweisenden Innovationen im Banking-Bereich setzt der Gastgeber der Veranstaltung, der Sparkassen Innovation Hub (S-Hub), auf eine Vernetzung von Entwicklern, Fintechs,Technologie-Partnern und Sparkassen. Das Format kommt an: 76 Teams beteiligten sich, 10.000 Zuschauer, so viele wie bei keinem Hackathon zuvor, wirkten intensiv mit Posts, Kommentaren und Likes bei der Symbioticon mit.

Anlaufadresse ist der Innovation Hub

Immer mehr Sparkassen arbeiten mit Fintechs zusammen. Erste Anlaufstelle für die jungen Finanztechnologieunternehmen, die den Kontakt zur Sparkassen-Finanzgruppe suchen, ist seit 2017 der Sparkassen Innovation Hub in Hamburg, seit Anfang des Jahres unter neuer Führung von Janosch Krug und Milena Rottensteiner. Mit Fintechs, Partnern, Experten und Kunden entwickelt und testet der Hub innovative Produkt- und Serviceideen für die mehr als 50 Millionen Kunden der Sparkassen.

 

Ideen für 50 Millionen Kunden: Janosch Krug.


Zwei Jahre später folgten 2019 Spayce in Stuttgart, eine Initiative der LBBW und der S-Payment, die Paymentlösungen für Privat- und Firmenkunden entwickelt. Im Jahr 2019 startete zudem am Berliner Gendarmenmarkt das SKPlab, die Innovations- und Austauschplattform von S-Kreditpartner (SKP), dem Sparkassen-Spezialisten für Auto- und Konsumentenkredite.

Das Ohr am Markt

Für Lars M. Heitmüller kommt es vor allem auf den intensiven Austausch an, sei es digital, aber auch persönlich. Das SKPlab bietet im Zentrum Berlins auf knapp 300 Quadratmetern Flächen für Workshops, Events und Arbeitsplätze, sagt der Leiter Marketing und Kommunikation beim S-Kreditpartner. Die Tochterfirma der Berliner Sparkasse und der Deutschen Leasing unterstützt, wie der DSGV, als Mitglied im Bundesverband Deutsche Startups die Fintech-Plattform des Verbandes – und hat so das Ohr dicht am Markt.

Die jüngste Innovation des Sparkassen-Kreditpartners ist der Ratenkredit aus Kontoumsätzen, der innerhalb von nur fünf Monaten „mit Start-up-Geschwindigkeit“ zur Marktreife gebracht wurde. „Bereits rund 200 Sparkassen nutzen diese Innovation, die zeigt, wie wichtig eine intensive Innovationspartnerschaft in der Gruppe ist“, sagt Heitmüller.

Die SKP sieht sich als Möglichmacher, der für die konsequente Vereinfachung von Vertriebssystemen, das Treiben innovativer Ideen und die konsequente Förderung der Kreditkultur der Sparkassen stehe.

 

Enge Vernetzung im Innovationsbereich – digital und offline: ​​​
SKP-Kommunikationschef Lars Heitmüller (links) und Sascha Lobo, Autor und Strategieberater.


Um sich mit den Kollegen von Spayce und Sparkassen Innovation Hub, aber auch Mitarbeitenden aus den Sparkassen, auszutauschen und dabei auf breiter Ebene Transparenz sicherzustellen, laden die Berliner regelmäßig zu Events ein. Trotz Coronapandemie soll der Gesprächsfaden nicht abreißen.

Einmal monatlich organisiert das SKPlab etwa ein „Digitales Biernach4“. Beim nächsten Treffen am 21. April geht es um das Planen und Umsetzen von digitalen Events und Meetings. Das Format kommt gut an. Beim letzten „Biernach4“ hätten sich allein 40 Kollegen der digital umtriebigen Stadtsparkasse München eingeloggt, so Heitmüller.

 

Die Location des SKPlab.


Auf dem Weg zum digitalen Kassenzettel

Felix Rudolf ist von der LBBW in das aktuell fünfköpfige Team von Spayce geschickt worden, das in einem Start-up-Hub im Herzen Stuttgarts neue Payment-Lösungen entwickelt und bestehende Lösungen um neue Features und Funktionen erweitert. Unterstützt wird das Gemeinschaftsprojekt von LBBW und S-Payment von Experten aus der Sparkassen-Finanzgruppe und aus weiteren Unternehmen der Payment-Branche.

Aktuell arbeitet Spayce an einem digitalen Kassenzettel und Card Control, einer Lösung, mit der Kunden ihre Kreditkarten selbst verwalten können und die ihnen Echtzeit-Informationen zu ihren Transaktionen liefert.

 

Entwicklungsdauer verkürzen: Felix Rudolf.


„Für den digitalen Kassenzettel kooperieren wir jetzt auch mit einem Fintech“, sagt Rudolf. Das externe Know-how solle dabei helfen, die Entwicklungsdauer zu verkürzen und so Innovationen zu puschen, die dem Kunden einen klaren Nutzen bringen.

Doppelarbeit vermieden – dank Evidenzstelle

Wie die Hamburger und die Berliner nutzen die Stuttgarter die Evidenzstelle des Sparkassen-Finanzportals, um ihre Initiativen publik zu machen. „Dabei stellte sich zum Beispiel heraus, dass die Ostsächsische Sparkasse Dresden gleichfalls an einem digitalen Kassenzettel arbeitet“, so Rudolf. Eine Kollegin der Sparkasse sei dann für die Mitarbeit an dem Discovery Bootcamp im Spayce gewonnen und so Doppelarbeit vermieden worden.

Schnelle Ergebnisse dank agiler Arbeitsmethoden

Trotz der Größe der Sparkassen-Finanzgruppe wollen die Labs und Hubs dank agiler Arbeitsmethoden schnelle Ergebnisse präsentieren. „Wir verstehen uns als Ideen- und Impulsgeber sowie als zentrale Entität, um die Sparkassen-Finanzgruppe bei der Umsetzung von relevanten Produkten und Services zu unterstützen“, sagt Janosch Krug, Leiter des Sparkassen Innovation Hubs, an dem aktuell 15 Kooperationspartner, darunter zehn Sparkassen, beteiligt sind und in dem 28 Mitarbeiter nach Innovationen forschen.

Das Team bestehe bewusst aus Experten mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen. Krug selbst arbeitete viele Jahre in der Kreativwirtschaft. Weiteres Banking-Know-how steuerten Experten aus der Gruppe bei.

Generation Z und New Normal nach Corona 

Rund 45 Ideen seien seit dem Start 2017 entwickelt worden, wovon zehn bereits umgesetzt worden seien und aktuell zwölf bearbeitet würden. Im laufenden Jahr liegt der Fokus des Sparkassen Innovation Hubs unter anderem auf den Themen Generation Z, New Normal nach Corona und regionale Ökosysteme. So sei im ersten Lockdown die Plattform „#gemeinsam da durch“ entstanden, bei der Sparkassenkunden durch den Kauf von Online-Gutscheinen die regionale Wirtschaft unterstützen können.

Auch für Institute wie die Ostsächsische Sparkasse Dresden haben sich die zentralen Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe – wie das S-Hub oder auch die Evidenzstelle des Sparkassen-Finanzportals – zur ersten Anlaufstelle für das Vorantreiben von Innovationen entwickelt.

„Für uns ist das Netzwerk der Zentralinstitute die erste Anlaufstelle für Innovationen, um Doppelarbeit zu vermeiden“, sagt Sebastian Thielmann, der bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden als Abteilungsdirektor die Bereiche Strategie und Innovation verantwortet. Nur in Ausnahmefällen und wenn es keine zentrale Lösung gebe, würde man ein neues Produkt im Alleingang entwickeln oder eine Kooperation suchen.

 

Die Locations des S-Hub.

 

 

Lesen Sie den ersten Teil des Beitrags

Kunde, Partner, Impulsgeber

Mehr als 700 Fintechs sind aktuell in Deutschland aktiv. Teil 1: Wie Sparkassen und die jungen Finanztechnologie-Experten zusammenarbeiten.

 

 

 

 

Eli Hamacher
– 16. April 2021