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Filialen
Nah am Bürger 
Immer mehr Sparkassen bieten in den Filialen Verwaltungsaufgaben der Städte und Gemeinden an. Damit werden die Sparkassen für Einwohner zur zentralen Anlaufstelle. Für die Sparkassen eine gute Chance, neue Kunden zu gewinnen.

Neuer Personalausweis, Führungszeugnis oder eine Meldebescheinigungen – in vielen Einwohner-Meldeämtern müssen die Bewohner von Stadtteilen und Gemeinden lange Wartezeiten in Kauf nehmen, um wichtige Dokumente zu erneuern. In ländlichen oder strukturschwachen Regionen haben es die Bürger sogar noch schwerer. Hier erwarten sie meist lange Anfahrtswege zu den Behörden, um sich die notwendigen Papiere zu besorgen. Vor allem für ältere Menschen ist dies meist eine große Last.

In der Stadt Moers ist das anders. Die Sparkasse am Niederrhein bietet in ihren Filialen einen neuartigen Bürgerservice. Vom Reisepass bis Führerschein – Kunden und Nicht-Kunden der Sparkasse können sich hier in mehreren Geschäftsstellen schnell die notwendigen Ausweispapiere ausstellen lassen.

„Unser Ziel ist, unseren Kunden einen umfassenden Service zu bieten. Die Möglichkeit, bei uns auch Dinge zu erledigen, für die man sonst ins Rathaus fahren muss, passt gut zu unserer ohnehin bürgernahen Ausrichtung“, erklärt Giovanni Malaponti, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein.

Giovanni Malaponti
Giovanni Malaponti, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein: „Die Möglichkeit, bei uns auch Dinge zu erledigen, für die man sonst ins Rathaus fahren muss, passt gut zu unserer ohnehin bürgernahen Ausrichtung.“

Das birgt auch für das Privatkundengeschäft große Vorteile. Die Sparkassen wird hierdurch zur zentralen Anlaufstelle für Kunden. Überweisungen und Kontoauszüge, ein neuer Führerschein oder Meldebescheinigung – die Einwohner erhalten so vielschichtige Serviceleistungen aus einer Hand. Damit werden die Filialen noch attraktiver.

Und das zahlt sich für die Sparkasse aus: „Die Besucherfrequenz liegt an den Tagen, an denen der Bürgerservice der Stadt in unseren Geschäftsstellen zu Gast ist, tatsächlich merklich höher“, unterstreicht der Sparkassenchef.

Chance auf neue Kunden

Doch der neue Bürgerservice birgt noch weitere Pluspunkte. Die Sparkasse hat durch die zusätzliche Dienstleistung die Möglichkeit, neue Kunden anzusprechen und zu gewinnen. „Viele Bürgerinnen und Bürger sind bereits unsere Kunden. Die es noch nicht sind, haben so die Möglichkeit, uns besser kennenzulernen“, sagt Malaponti. Denn haben die Bürger erst einmal die Filiale betreten, können sich die Besucher mit den vielschichtigen Angeboten der Sparkasse vor Ort vertraut machen.

In Nürnberg kooperiert die Sparkasse bei dem Service eng mit der Stadt. Hat die Geschäftsstelle geöffnet, bringen Behörden-Mitarbeiter zwei rund 17 Kilogramm schwere Koffer in die Sparkassenfiliale. Einer beinhaltet Formulare und weitere Unterlagen, der andere die komplette Technik. Dazu gehören unter anderem ein Laptop, ein Scanner, ein Drucker, ein EC-Cash-Gerät und ein Fingerabdruck-Scanner. Rund 11.000 Euro hat die mobile Technik gekostet. Über eine sichere VPN-Verbindung wird die Verbindung zum Netzwerk der Stadt hergestellt.

Filial-Standorte sind optimal

Die Sparkasse in Moers ist kein Einzelfall. Immer mehr Institute bieten den Bürgern in ihren Geschäftsstellen Dienstleistungen der öffentlichen Hand an. „Die Städte möchten den Menschen möglichst viele Verwaltungsleistungen leicht zugänglich machen. Deshalb sind die Sparkassen optimale Standorte für die Serviceterminals städtischer Bürgerämter. Zudem sind Sparkassen und Städte als ihre Träger auch traditionell eng verbunden und in gutem Miteinander“, sagt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages.

„Die Städte möchten den Menschen möglichst viele Verwaltungsleistungen leicht zugänglich machen. Deshalb sind die Sparkassen optimale Standorte für die Serviceterminals städtischer Bürgerämter.“

Doch auch die Öffnungszeiten sind ein entscheidender Faktor, warum die Gemeinden immer mehr mit den Sparkassen kooperieren. „Sparkassenfilialen nutzen viele Menschen der Stadt gern und intensiv. Sie bieten oft auch andere Öffnungszeiten als die jeweiligen Bürgerämter“, so Dedy.

Auch für die Gemeinden bringt die Zusammenarbeit mit den Sparkassen Vorteile. Die Ämter werden entlastet, da sich hierdurch der Besucherandrang auf mehrere Standorte verteilt.

Dedy: „Solche Angebote, wie auch Terminals etwa in Bibliotheken, entlasten womöglich längerfristig die Verwaltungen. Bislang bieten die Serviceterminals in erster Linie einen zusätzlichen Service und sind ein weiterer Schritt bei der Digitalisierung von Verwaltungsleistungen für die Menschen.“

Möglich machen die bürgernahen Services in den Sparkassen neuartige E-Government-Lösungen. Dafür investiert die Öffentliche Hand viel Geld, um die elektronische Kommunikation zwischen den Bürgern und der Verwaltung deutlich zu verbessern. Allein 2020 waren es nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund drei Milliarden Euro.

Mehr Filialbesucher

Und das macht sich in vielen Städten bemerkbar. So hat auch die Sparkasse Nürnberg seit Juli einen Bürgerservice eingeführt. Einmal wöchentlich können Einwohner die Leistungen der Melde-, Pass- und Ausweisbehörde der Bürgerämter in ausgewählten Geschäftsstellen der Sparkasse Nürnberg beanspruchen: „Wir sehen in dem neuen Angebot einen Vorteil für die Sparkasse, die Stadt und die Menschen in Nürnberg. Wir erweitern mit dieser Kooperation unser Serviceangebot für Kundinnen und Kunden sowie Nichtkundinnen und Nichtkunden“, betont Vorstandsmitglied Matthias Benk.

Matthias Benk
Matthias Benk, Vorstandsmitglied der Sparkasse Nürnberg: „Wir sehen in dem neuen Angebot einen Vorteil für die Sparkasse, die Stadt und die Menschen in Nürnberg.“

Darüber hinaus verbessere die Metropole „ihre Erreichbarkeit im Stadtgebiet“. Die Bürger profitierten von kürzeren Wegen und geringeren Wartezeiten. „Weil’s uns in den Sparkassen eben um mehr als nur Geld geht, sondern auch um einfache Lösungen für die Menschen, die hier leben“, so das Vorstandsmitglied. Benk rechnet damit, dass sich hierdurch die Besucherfrequenz in den Filialen deutlich erhöht. Damit haben die Mitarbeiter der Sparkasse die Chance, auch Nicht-Kunden ansprechen.

„Aufgrund des kurzen Zeitraums konnten wir bislang noch keine aussagekräftigen Zahlen erheben. Grundsätzlich ist unser Ziel, die Räumlichkeiten in den Geschäftsstellen sinnvoll zu nutzen. Wenn sich dadurch Ansprache- und Kontaktmöglichkeiten ergeben, nehmen die Mitarbeitenden vor Ort diese selbstverständlich gerne wahr“, betont der Sparkassen-Vorstand.

Benk erkennt aber noch einen positiven Nebeneffekt in dem neuartigen Angebot. Die Sparkasse verbessert hierdurch ihr Image als Finanzinstitut, eng mit der Region und den Menschen verflochten zu sein. „Wir erhalten von der Stadt Nürnberg Miete für die genutzten Räumlichkeiten. Dieser Faktor war aber nicht der ausschlaggebende Grund für die Entscheidung des Projekts. Vielmehr wollen wir Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern in den Stadtteilen zeigen und dabei unseren öffentlichen Auftrag in der Region verfolgen“, so der Vorstand.

Nürnberg
Einmal wöchentlich können Einwohner die Leistungen der Melde-, Pass- und Ausweisbehörde der Bürgerämter in ausgewählten Geschäftsstellen der Sparkasse Nürnberg beanspruchen.

Für das städtische Angebot wird jeweils ein Arbeitsplatz in der Geschäftsstelle in einen gesonderten, barrierefreien Beratungsraum umgewandelt. In den Geschäftsstellen Mögeldorf und St. Leonhard befinden sich darüber hinaus im Selbstbedienungsbereich Abholautomaten der Stadt, an denen die Nürnberger fertige Pässe oder Ausweise rund um die Uhr abholen können.

Dabei unterscheidet sich der Bürgerservice optisch klar erkennbar von den Sparkassen-Angeboten. Bislang findet sich der Dienst hier an vier Standorten. Ob weitere hinzukommen, ist offen. Benk: „Mit den vier Standorten sind wir gut gestartet. Eine Ausweitung des Angebots ist derzeit nicht geplant.“

Service passt ins Nachbarschaftskonzept

Auch die Hamburger Sparkasse zählt zu einer der Vorreiter in der Sparkassen-Finanzgruppe, die Bürgerservices in ihrem Filialnetz anbietet. Gestartet war die Sparkasse damit im Mai 2019 in drei Filialen.

Dabei hat das Institut vor allem ältere Bürger im Blick, denen längere Fahrten in ihre Bezirksämter erspart bleiben sollen. Unternehmensstrategisch passt die neue Dienstleistung zudem ideal in das Nachbarschaftskonzept der Haspa, das Vorstandssprecher Harald Vogelsang seit mehreren Jahren verfolgt.

Haspa
Die Hamburger Sparkasse hat vor allem ältere Bürger im Blick, denen längere Fahrten in ihre Bezirksämter erspart bleiben sollen.

„Unsere neu gestalteten Filialen sind Nachbarschaftstreffs, die das Leben in den Stadtteilen bereichern. Bürgerservices passen da hervorragend ins Konzept“, sagt eine Sparkassensprecherin. Dabei hofft das Institut auch auf einen Kundenzuwachs: „Wir freuen uns über jeden, der in unsere Filialen kommt, uns kennenlernt und vielleicht so auch geschäftlich mit uns in Berührung kommt“, so die Sprecherin.

Auch für die Stadt birgt der Service Vorteile. Die Elbmetropole schafft hierdurch für die Bürger mehr Anlaufstellen, um Verwaltungsleistungen abzurufen. Katharina Fegebank, Bezirkssenatorin in der Hansestadt: „Die Kooperation mit der Haspa ermöglicht es uns, einfache und bürgerfreundliche Angebote zu machen und dort zu sein, wo die Bürgerinnen und Bürger wohnen, arbeiten und leben“, erklärt sie. Denn die Stadt habe sich vorgenommen, die Verwaltung noch bürgerfreundlicher und serviceorientierter weiterzuentwickeln.

Das zahlt sich aus. So werde der neuartige Service bei der Haspa sehr gut angenommen. Die Terminauslastung sei überdurchschnittlich hoch, sodass die Stadt den Spielraum sieht, das Angebot auszuweiten. 
 

Gregory Lipinski (Bild oben: dpa)
– 24. September 2021