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Work-Life-Balance / waswillstdumehr
Arbeitszeit nach Wunsch
Bei der Sparkasse Hannover kann jetzt jeder Mitarbeiter so viel oder so wenig arbeiten, wie er will – in einem gewissen Rahmen. Und: Er kann sich jedes Jahr neu entscheiden.

Mal ein bisschen kürzertreten, um Omas altes Häuschen zu renovieren oder die Kinder durch eine holprige Schulphase zu begleiten? Und dann im nächsten Jahr wieder Stunden aufstocken? Oder einfach eine Auszeit nehmen, von ein paar Wochen, ein paar Monaten oder einem Jahr? Die 1700 Beschäftigten der Sparkasse Hannover haben diese Wahl.

Im vergangenen Sommer konnten sie sich zum ersten Mal frei für eine Wochenstundenzahl entscheiden – im vorgegebenen Rahmen zwischen 19,5 und 39 Stunden. 136 Mitarbeiter haben dieses Angebot angenommen: ein Teil hat reduziert, ein Teil hat aufgestockt oder die Möglichkeit genutzt, eine befristete Teilzeitvereinbarung aufzulösen. Im kommenden Sommer kann sich jeder neu entscheiden, niemand ist also länger als ein Jahr festgelegt.

Attraktivität als Arbeitgeber steigern

Personalbereich und Personalrat haben die Idee gemeinsam entwickelt, Vorbilder gab es nicht. „Für uns war die Entscheidung für die flexiblen Arbeitszeiten ein enorm wichtiger Schritt, um unsere Attraktivität als Arbeitgeber für Mitarbeitende und potenzielle Bewerber weiter zu steigern“, sagt Iris Heymann. Sie verantwortet seit August 2020 als Bereichsleiterin das Personalressort.

Nicht nur Studien belegen, dass sich Arbeitnehmer heute mehr Flexibilität und eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wünschen. So hat eine Untersuchung der Unternehmensberatung EY ergeben, dass 38 Prozent aller Teilnehmer für mehr Freizeit auf Gehalt verzichten würde (Studie ist an den Artikel angehängt). Auch Sparkassen bekommen den Trend durch Mitarbeiterbefragungen gespiegelt, quer durch alle Altersklassen. Das belegen etwa Ergebnisse eine Azubi-Arbeitsgruppe der Sparkasse Rhein-Nahe oder Workshops der Sparkasse Nürnberg mit Mitarbeitern über 45 Jahren.

Um das Angebot publik zu machen, nutzt die Sparkasse soziale Medien wie die Karriere-Netzwerke LinkedIn und Xing. Nach einem kleinen Hinweis berichtete auch die „Hannoversche Allgemeine“ groß über das Thema und lobte die Sparkasse Hannover als „Vorreiter“ in Sachen Flexibilität.

Immer mehr Angestellte tauschen Geld gegen Zeit. Bei der Sparkasse Hannover nutzen in diesem Jahr 669 Mitarbeiter die Möglichkeit, statt einer Sonderzahlung Urlaubstage zu nehmen.

Etwa ein Jahr habe es gedauert, die Idee umzusetzen, insgesamt sei die Organisation aber weniger aufwendig, als man denke, so Heymann. Die Mitarbeiter reichen ihre Wünsche nach mehr oder weniger Wochenstunden zentral beim Personalbereich ein, mit der Führungskraft sollte natürlich ebenfalls gesprochen werden.

Alle Wünsche wurden erfüllt

Sollte das angestrebte Modell mit den Anforderungen der Abteilung einmal nicht vereinbar sein, werde man dafür sorgen, den Wunsch des Mitarbeiters dann im darauffolgenden Kalenderjahr zu realisieren. Gegebenenfalls müssten einzelne Antragsteller dann auch einmal umgesetzt werden, bei gleicher Funktion an einen anderen Ort. Für 2021 trat keiner dieser Fälle ein, alle Wünsche konnten erfüllt werden.

Seit Anfang 2019 können Mitarbeiter der Sparkasse Hannover zudem ein Sabbatjahr nehmen. Viel attraktiver, so Bereichsleiterin Iris Heymann, scheint aber die Möglichkeit, die Sonderzahlung ganz oder teilweise in zusätzliche freie Zeit umzuwandeln. Dieses Angebot nutzen in diesem Jahr 669 Mitarbeiter. Im Schnitt nehmen sie zehn zusätzliche freie Tage.

Lesen Sie hier einen Archivbeitrag über die brasilianische Auszeit eines Mitarbeiters der Sparkasse Essen. 

Lesen Sie hier einen Kommentar zum Thema.

Silvia Besner
– 6. April 2021

Anonymous (nicht überprüft)

...interessantes Modell?