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Generation E / waswillstdumehr
Wertschätzung währt am längsten
Eine mehrjährige Initiative der Sparkasse Nürnberg widmet sich Mitarbeitern ab dem 45. Lebensjahr und wird für zukunftsweisendes Arbeiten ausgezeichnet.

Das E steht für erfahren oder etabliert. Trotzdem ist die gute Leistung der Generation 45+ weder eine Selbstverständlichkeit noch ein Selbstläufer. Um die Motivation ihrer routinierten Mitarbeiter zu erhalten, hatte die Sparkassen-Finanzgruppe vor ein paar Jahren ein breit angelegtes Projekt zum aktiven Altersmanagement ins Leben gerufen (wir berichteten).

Die Sparkasse Nürnberg startete ihre Initiative „Generation E“ mit eigenen Ideen im Jahr 2015. Krönender Abschluss war vier Jahre später, als Projekt und Konzept mit dem „New Work Star 2019“ ausgezeichnet wurden. Diesen Preis vergibt die Metropolregion Nürnberg für zukunftsweisendes Arbeiten.

Workshops mit der Fokusgruppe

Jetzt aber mal ganz von vorne. Lydwina von der Grün, Organisationsentwicklerin und Change-Managerin der Sparkasse Nürnberg, wollte zunächst wissen, was die Generation E grundsätzlich bewegt. Die Arbeit mit einer „Fokusgruppe“ – heterogen zusammengesetzt aus Männern und Frauen, Führungskräften und Mitarbeitern, Markt und Stab ­– sollte Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.

Organisationsentwicklerin Lydwina von der Grün beleuchtete zusammen mit einer Fokusgruppe die speziellen Bedürfnisse der Generation E.

In moderierten Workshops widmete sich das Team verschiedenen Themen: von der richtigen Kommunikation mit der Führungskraft über den Zweck von Perspektivengesprächen mit dem Personalentwickler bis zur Vorbereitung auf den Ruhestand. Was sind, beispielsweise, die Eigenschaften eines attraktiven Arbeitsplatzes? Für die einen ist das der höhenverstellbare Schreibtisch und die kleine Büroeinheit mit der Tür zum Zumachen, eine gute technische Ausstattung oder familienverträgliche Arbeitszeiten. Für andere ist es das gute Gefühl, beim Arbeitgeber Sparkasse auf der „richtigen Seite“ der Kreditwirtschaft zu sein.

Oder, andere Frage: „Was macht es mir leichter, Veränderungen umzusetzen und mitzutragen?“ Wenn ich vom Sinn der Neuerung überzeugt bin, wenn es statt der anonymen Kommunikationsflut eine persönliche Ansprache gibt, wenn meine Einwände gehört werden, wenn Hilfe zu erwarten ist – von einem professionellen Change-Berater oder vielleicht auch mal von demjenigen, der die Veränderung angeordnet hat?

Ganz verschiedene Wünsche

Fotos von Klebezetteln an Stellwänden machen nicht nur das agile Arbeiten der Fokusgruppe deutlich – sie zeugen auch von der Vielzahl an Bedürfnissen und Wünschen der Generation E. Denn natürlich ist die Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen keine homogene. Zu ihr gehören Menschen, die noch aufsteigen, und andere, die schon aussteigen wollen. Der eine will sich seinen Arbeitsalltag so gestalten, dass genug Energie für Familie, Sport und Ehrenamt bleibt, der andere sehnt sich nach einer herausfordernden neuen Aufgabe im Job.

Achim Eck, 53-jähriger Personalrat und Experte für den digitalen Zahlungsverkehr, fand es lohnend, die unterschiedlichen Wünsche seiner Kollegen und Angebote seines Arbeitsgebers deutlich vor Augen zu bekommen.

„Es gibt nicht eine Lösung für alle“, bestätigt Achim Eck. Der 53-jährige Experte für den digitalen Zahlungsverkehr freut sich darauf, noch ein paar Jahre mitmischen und in seinem Metier Veränderungen begleiten zu können. Auch der Austausch mit Kollegen von Finanz Informatik, Deutschem Sparkassen- und Giroverband und anderen mittelfränkischen Sparkassen macht ihm noch zu viel Spaß, um ans Aufhören zu denken.

Trotzdem hat er es als lohnend empfunden, in den Workshops die unterschiedlichen Wünsche und Pläne, aber auch Sorgen der Alterskollegen zu hören und zu besprechen. „Es war schön, dass alle Teilnehmer offen über ihre Pläne, Wünsche und Sorgen berichtet haben“, sagt auch Bettina Kutscha. Die 51-jährige Kommunikationsdesignerin leitet die Abteilung Werbung und Geschäftsstellenbetreuung im Vertriebsmanagement. Auch sie will die Zukunft mitgestalten und ist gespannt darauf, wie die Digitalisierung die Werbekanäle und den Media-Mix verändern wird.

Beide Seiten sollen profitieren

„Es wurde klar signalisiert“, sagt Bettina Kutscha, „dass unsere Erfahrungen und langjährigen Kenntnisse benötigt werden, dass man uns wertschätzt und es der Sparkasse Nürnberg wichtig ist, unsere Arbeitsfähigkeit zu erhalten und unsere Freude an der Arbeit zu stärken.“ „Dabei war es schön“, sagt Achim Eck, „noch einmal bewusst zu erleben, welche unterschiedlichen Angebote der Arbeitgeber bereithält, um noch so einiges an Potenzial bei der Generation E zu heben – damit beide Seiten weiterhin voneinander profitieren.“

Bettina Kutscha, 51-jährige Abteilungsleiterin für Werbung, freute sich über das klare Signal der Sparkasse Nürnberg, dass Erfahrung geschätzt und Freude an der Arbeit gestärkt werden.

Die Angebote des Arbeitgebers versuchen dabei, die vielfältigen Bedürfnisse der Generation E abzudecken. Es gibt Perspektivengespräche und Programme zur beruflichen Weiterentwicklung und es gibt Vorträge und Trainingseinheiten, die der Gesundheit und Leistungsfähigkeit dienen sollen. Letztere behandeln etwa Work-Life-Balance oder Stressbewältigung. Ein Workshop bereitet auch auf die Rente vor.

Hospitationen bieten die Möglichkeit, in andere Bereiche der Sparkasse Nürnberg und – als „Exkursion Ehrenamt“ – in öffentliche Einrichtungen der Stadt Nürnberg hineinzuschnuppern. Der Wissensweitergabe dienen Trainings für eine generationengemischte Führung und das Mentoringprogramm „Frauen in Führung“ (wir berichteten).

Wer beruflich kürzertreten möchte, kann in Altersteilzeit gehen oder sich zusätzlichen unbezahlten Urlaub nehmen. Die Möglichkeit, jährlich bis zu 20 Urlaubstage „zuzukaufen“, nehmen jedes Jahr immerhin rund 200 Mitarbeiter wahr, sagt Personalleiterin Claudia Sigl.

Ein Füllhorn an Angeboten

Eine Fülle an Bedürfnissen, ein Füllhorn an Angeboten. Trotzdem haben sich für Lydwina von der Grün doch zwei wichtige Punkte herauskristallisiert: „Meine Wahrnehmung ist“, sagt die Projektleiterin, „dass sich die Generation E Anerkennung für ihre Lebensleistung und Erfahrung wünscht – und dass sie bei Entscheidungen und Veränderungen Transparenz einfordert und über die Hintergründe Bescheid wissen will.“

Silvia Besner
– 22. Juni 2020