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Frauen in Führung / waswillstdumehr
„Wir bringen Frauen in Karriere“
In Krefeld wollen Stadt und Sparkasse mehr Frauen den Weg in Führungsaufgaben ebnen. Dazu nutzen sie in einem neuen Seminarangebot die Kompetenz der Sparkassenakademie NRW.

Zielgruppe des gemeinsamen Engagements von Stadt und Sparkasse sind vor allem junge Mitarbeiterinnen. „Unser wichtigstes Ziel ist, Mut zu geben, Ängste zu nehmen, und Entschlossenheit zu erreichen“, sagt Birgit Roos, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld. Denn die Entscheidung für die Karriere muss früh fallen, um aussichtsreich zu sein.
 

Lesen Sie zum Thema auch das Interview mit:

  • Birgit Roos, Chefin der Sparkasse Krefeld 
  • Sabine Haberland-Hoffmann, Leiterin Ausbildungsbetreuung und Führungskräfteberatung und Gleichstellungsbeauftragte der Sparkasse Krefeld
  • Heike Hinsen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Krefeld
  • Anja Steinbeck, Sparkassenakademie NRW
     

„Oft müssen wir geeignete Kandidatinnen aus dem eigenen Haus aktiv auf Ausschreibungen ansprechen, weil sie ihre eigene Befähigung für nicht ausreichend einschätzen“, berichtet Sabine Haberland-Hoffmann, Gleichstellungsbeauftragte der Sparkasse Krefeld.

 

„Ganz zentral ist für die jungen Frauen, dass sie sich für Karriere entscheiden können, ohne sich damit gegen die Familie zu stellen.“
Birgit Roos, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld.


Kommunales Netzwerk zeigt Handlungsbedarf

Bei einem vergleichbar hohen Frauenanteil von rund 65 Prozent in den Belegschaften sind in der Kommune Krefeld bisher 45 Prozent, und in der Sparkasse derzeit 21 Prozent der Aufstiegspositionen mit Frauen besetzt – und die verteilen sich vor allem auf die unteren und mittleren Ränge.

Schon seit einigen Jahren gibt es daher einen engen Austausch zwischen Fachleuten aus Stadt, Sparkasse, aber auch Jobcenter und Arbeitsagentur zu der Frage, wie die Chancengleichheit in den Betrieben gefördert werden kann. Doch der Weg ist steinig.

„Es geht zu langsam voran, gerade auch in den Managementpositionen der städtischen Betriebe“, sagt Heike Hinsen, seit 2012 Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Krefeld. Weiblicher Führungskräftenachwuchs wird dringend gesucht. Deshalb hat die Stadt beschlossen, gemeinsam mit der Sparkasse mögliche Kandidatinnen gezielt zu schulen.

 

„Es ist wichtig, dass Frauen sehr früh ihre Motive, ihre wirklichen Wünsche und ihre möglichen Grenzen ausprobieren.“
Sabine Haberland-Hoffmann, Leiterin Ausbildungsbetreuung und Führungskräfteberatung sowie Gleichstellungsbeauftragte der Sparkasse Krefeld.


Neues Konzept für beide Seiten

Für uns war das eine Neuerung, Mitarbeiterinnen von Stadt und Sparkasse direkt miteinander ins Gespräch zu bringen und anzuleiten“, berichtet Anja Steinbeck von der Sparkassenakademie NRW, die das zweitägige Seminar gemeinsam mit Trainerin Celia Lüke konzipiert hat. „Wir haben aber schnell festgestellt, dass sich nicht nur die Arbeitgeber in ihren Karrierestrukturen und Arbeitskulturen ähneln, sondern auch die persönlichen Fragen der Frauen selbst. Das war sehr gut.“

Heike Hinsen bestätigt das. „Fleißige junge Frauen haben die Neigung, sich darauf zu verlassen, dass man sie sieht und belohnt. Sie vertrauen auf das Wort des Chefs, dass sie gute Arbeit machen – und dann passiert nichts.“

 

„Wir müssen das, was möglich ist, auch umsetzen. Gleichberechtigte Teilhabe passiert nicht einfach so.“
Anja Steinbeck, Produktmanagerin Management & Führung
Organisationsentwicklung und Beratung bei der Sparkassenakademie NRW.


Zwei Tage für Träume, Stärken und Chancen

Genau solche Muster an sich selbst zu erkennen und zu verändern, war das Ziel des gemeinsamen Seminars von Sparkasse und Stadt. Jeweils fünf gezielt ausgewählte Mitarbeiterinnen aus Stadt und Sparkasse konnten in geschütztem Rahmen ausprobieren, wie sie etwa mit Bewerbungssituationen und Kritik umgehen.

Heike Hinsen und Sabine Haberland-Hoffmann, die in der Sparkasse Krefeld auch Leiterin Ausbildungsbetreuung und Führungskräfteberatung ist, unterstützen das Coaching mit ihrer Praxiserfahrung. „Es ist wichtig, dass Frauen sehr früh ihre Motive, ihre wirklichen Wünsche und ihre möglichen Grenzen ausprobieren“, sagt Sabine Haberland-Hoffmann. „Wir helfen ihnen, über den Tellerrand zu schauen.“

Anja Steinbeck von der Sparkassenakademie NRW sieht Bildungsanbieter dabei in einer ganz wichtigen Rolle. „Wir müssen das, was möglich ist, auch umsetzen. Gleichberechtigte Teilhabe passiert nicht einfach so“, sagt sie. Auch das Seminar selbst schaut über den Tellerrand, indem es Erfahrungen unterschiedlicher Arbeitgeber zusammenbringt. Die Initiative aus dem Kreis der Gleichstellungsbeauftragten fand daher auch die Unterstützung des Krefelder Oberbürgermeisters Frank Meyer.

 

„Fleißige junge Frauen haben die Neigung, sich darauf zu verlassen, dass man sie sieht und belohnt. Sie vertrauen auf das Wort des Chefs, dass sie gute Arbeit machen – und dann passiert nichts.“
Heike Hinsen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Krefeld.


Auch das wirtschaftliche Potenzial nutzen

Für Herbst 2021 haben die Veranstalterinnen bereits einen Nachfolgetermin geplant. Das hohe Interesse in Stadtverwaltung, kommunalen Betrieben und Sparkasse zeigt, dass viele junge Frauen bereit sind, aus eigener Kraft die „gläserne Decke“ abzuschütteln.

Sparkassenchefin Birgit Roos unterstützt das: „Ganz zentral ist für die jungen Frauen, dass sie sich für Karriere entscheiden können, ohne sich damit gegen die Familie zu stellen. Als Arbeitgeber können wir dafür passende Angebote schaffen, aber das müssen die jungen Kolleginnen auch für sich selbst emotional vereinbaren.“ Dabei hilft der Austausch mit anderen.

Für Stadt und Sparkasse könnten „mehr Frauen in Führung“ die Reputation und die Arbeitgeberattraktivität – aber auch den wirtschaftlichen Erfolg positiv beeinflussen. Denn laut Peterson Institute of International Economics erreichen Betriebe, die mindestens 30 Prozent ihrer Führungspositionen bis hin zum Vorstand mit Frauen besetzt haben, eine sechs Prozent höhere Nettomarge. Gezieltes Coaching ist ein Weg, nichts von diesem Potenzial zu verschenken.

 

Lesen Sie auch Teil 2: Interview
 

Anke Bunz
– 19. Mai 2021