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Nachhaltigkeitsstrategie
„Wir meinen es ernst mit den Frauen“
Die Helaba will in allen Geschäftsbereichen nachhaltiger handeln. Ein konzernweites Programm setzt dazu Ziele – auch für mehr Frauen in Führung. Ein Gespräch mit Petra Sandner über Rückendeckung, Leistung und eine grüne Republik.

Frau Sandner, Sie sind seit Februar als Chief Sustainability Officer (CSO) bei der Helaba für deren Nachhaltigkeitsprogramm zuständig. Wo fangen Sie an?
Petra Sandner: Unser Nachhaltigkeitsprogramm „HelabaSustained“ ist im September 2020 gestartet. Unser Ziel ist es, sowohl die grüne, als auch die soziale Nachhaltigkeitsleistung der Bank zu verbessern und dazu klare, transparente Steuerungsinstrumente zu entwickeln. An diesem Programm war ich vorher schon beteiligt. In der neu geschaffenen Position einer CSO führe ich nun die Fäden zum Thema Nachhaltigkeit für den ganzen Helaba-Konzern zusammen.

Welche Nachhaltigkeitsziele hat sich die Helaba vorgenommen?
Wir teilen das Ziel, das in der Klimaschutz-Selbstverpflichtung der deutschen Sparkassen verankert ist. Wir wollen im eigenen Geschäftsbetrieb bis 2035 CO2-neutral werden. Die Helaba gehört deshalb zu den Erstzeichnern der Erklärung des DGSV.

 

„Unser Ziel ist ein Frauenanteil von mindestens 30 Prozent in allen Führungspositionen der Bank, konzernweit.“
Petra Sandner, C​​​​hief Sustainability Officer (CSO) bei der Helaba. 


Darüber hinaus gehen wir aber sehr gründlich alle für uns relevanten Aspekte nachhaltigen Handelns durch. Wir prüfen zunächst, wo wir jeweils stehen, und wo es in unserer ESG-Landkarte noch weiße Flecken gibt. Wir wollen eine ehrliche Bestandsaufnahme als Grundlage für die weitere Strategie.

ESG ist ja die marktübliche Abkürzung für „Environmental, Social, Governance“. Was tut die Helaba denn bei der sozialen und unternehmerischen Dimension?
Einer unserer Schwerpunkte ist, dass wir die Vielfalt unserer Mitarbeitenden stärken wollen. Das ist das Stichwort „Diversity“. Unser Ziel ist beispielsweise ein Frauenanteil von mindestens 30 Prozent in allen Führungspositionen der Bank, konzernweit.

Es ist wichtig für die Helaba, dass sie leistungsbereiten Frauen eine echte Aufstiegschance bietet. Denn gemischte Teams haben erwiesenermaßen einen positiven Einfluss auf die Entscheidungsfindung. Thomas Groß, Vorstandsvorsitzender der Helaba, unterstützt das Thema ausdrücklich. Derzeit erarbeiten wir passende Umsetzungspfade.

Gibt es für die 30 Prozent Frauenquote ein festes Zieldatum?

Nein, denn entscheidend ist ja, dass über die unterschiedlichen Hierarchiestufen überhaupt erst mal mehr Frauen in Führungsverantwortung kommen. Das muss wachsen. Aber Sie können sicher sein: Wir meinen es ernst mit den Frauen.

Man hat allerdings derzeit den Eindruck, dass gerade die ökologische Transformation sehr beschleunigt werden soll. Wie grün wird die Republik?
Bei diesem Thema hat sich eine enorme Dynamik entwickelt und ich bin zuversichtlich, dass wir hier auf einem guten Weg sind. Und die Helaba tut bereits einiges dafür, dass die Realwirtschaft diesen Wandel packt. Unser Sustainable Advisory zum Beispiel wird sehr gut angenommen. Nun entwickeln wir ein immer breiteres Spektrum an nachhaltigen Finanzierungslösungen für unsere Kunden.

Wir haben bereits zahlreiche grüne Schuldscheindarlehen emittiert und konnten uns in diesem Segment als Marktführer positionieren. Fast die Hälfte aller nachhaltigen Transaktionen haben wir als Arrangeur begleitet. In diesem Frühjahr planen wir zudem, einen Green-Bond zu emittieren. Und der Helaba-Konzern engagiert sich außerdem seit Langem bei Infrastruktur-Großprojekten zu erneuerbaren Energien.

Nennen Sie ein Beispiel?

Zu unserem Portfolio gehören zum Beispiel On- und Offshore-Windparks sowie Solarparks. Ganz neu projektieren wir eine Klärschlammverbrennungsanlage.

Wie unterstützt die Helaba Sparkassen, die sich ja ebenfalls auf den Weg Richtung ökologische Nachhaltigkeit gemacht haben?
Aktuell haben wir für die Europäische Investitionsbank (EIB) gemeinsam mit Deka und LBBW einen „Climate Awareness Bond“ in Höhe von 500 Millionen Euro aufgelegt, der sich exklusiv an Sparkassen richtet. Die Resonanz war großartig. Es hat uns und auch die EIB beeindruckt, wie aktiv die Sparkassen offenbar ihr Depot A erneuern.

Erleben Sie Kritik von Nichtregierungsorganisationen an den Anlage- und Kreditkriterien der Helaba, und wie gehen Sie damit um?
Jede Position führt zu Rückfragen. Deshalb sollte man sich seiner Position sicher sein. Und deshalb schauen wir so gründlich, wo wir uns durch konkrete Leistung verbessern können. Tatsächlich hat die Helaba aber schon seit 2018 konkrete Ausschlusskriterien für Kredite und auch für die Eigenanlage definiert, die wir stetig weiterentwickeln.

Was finanziert die Helaba gar nicht?

Die Kriterien beziehen sich auf viele Sektoren von Rüstung über Atomkraft bis zu Kraftwerken. Wir gehen aber differenziert vor. Die Kapazitätserweiterungen von Steinkohlekraftwerken lehnen wir ab, die Renaturierung von Bergbauarealen unterstützen wir. Zu den vielen Bereichen, die wir als Helaba ganz ausschließen, zählen Braunkohle, Atomwaffen, Streumunition, Minensysteme – aber auch bestimmte Wasserkraftanlagen.

Nach welcher Logik trifft die Helaba solche Finanzierungsentscheidungen?
Wer sich auf den Weg macht, den unterstützen wir in aller Regel. Auch die Einführung neuer, umweltschonender Technologien dient aus unserer Sicht der Transformation, die wir anstreben. Es müssen dabei aber nicht nur ökologische, sondern auch soziale Standards eingehalten werden.

Darüber hinaus engagiert sich die Helaba im Green and Sustainable Finance Cluster Germany. Das ist ein gutes Netzwerk. Es unterstreicht, dass Banken sich gemeinsam in der Pflicht sehen.

Am Standort Frankfurt überbieten sich Banken gerade mit Nachhaltigkeitsversprechen. Wo steht die Helaba in diesem Wettrennen um gute Publicity?

Aus Sicht der Helaba muss jeder den Weg finden, der zu ihm passt. Jeder muss auch seine Entscheidungen authentisch begründen. Wichtig ist auch, sich nicht zu verzetteln.

Die Nachhaltigkeitsregulierung setzt wichtige Impulse. Aber sie schafft auch einen wahnsinnigen Umsetzungsaufwand – machen wir uns nichts vor. Insofern sollte man vor lauter Versprechungen die Konsequenzen nicht vergessen.

Mit welcher Motivation gehen Sie persönlich die weiteren Aufgaben für „Helaba Sustained“ an?
Mit dem klaren Willen, systematisch etwas zu bewegen. Viele unserer Wettbewerber betonen, was sie 2050 tun wollen. Ich glaube, die konkrete Arbeit ist jetzt. Wir können den notwendigen Transformationsprozess nicht überspringen.

Anke Bunz
– 7. Mai 2021