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Diversity II
Hand aufs Herz
Interview mit der Gleichstellungsbeauftragten des RSGV.

 

 

Frau Rieck, das Thema Gleichstellung ist noch nicht in allen Köpfen gleichermaßen verankert. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie in Ihrer Rolle als Gleichstellungsbeauftragte beim Rheinischen Sparkassen- und Giroverband (RSGV)?
Das Thema Gleichstellung findet unterschiedliche Beachtung und stößt nicht immer auf große Euphorie. Dennoch habe ich den Eindruck, dass sich in den letzten Jahren einiges zugunsten der Gleichstellung verändert hat. Weil es gesetzgeberische Impulse, aber auch gesellschaftliche Entwicklungen gegeben hat. Ein Belächeln des Themas nehme ich nicht mehr wahr. Eine Selbstverständlichkeit ist es aber auch noch nicht geworden und das ist eine der Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.

Ich bin der Meinung, dass sich nicht nur Frauen für das Thema einsetzen sollten. Erst dann, wenn sich deutlich mehr Männer öffentlich und überzeugend für Gleichstellung und Gleichberechtigung einsetzen, werden wir einen weiteren Entwicklungsschub beobachten können. Denn diese Themen betreffen alle Geschlechter und müssen somit von allen gelebt werden.

Wo ist der RSGV in den Bereichen Diversität und Chancengleichheit schon gut unterwegs und wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?
Besser geht natürlich immer, aber über unsere Frauenförderpläne und unseren aktuellen Gleichstellungsplan ist der RSGV in puncto Chancengleichheit gut aufgestellt. Das Thema Diversität hingegen ist noch nicht lange auf unserer Agenda; zurzeit befinden wir uns diesbezüglich in einer Analysephase.

Frauen beruflich zu fördern, ist eine Ihrer Aufgaben. Welche Fördermöglichkeiten können Sie anbieten? Welche Anreize gibt es zum Beispiel für Mütter, in Vollzeit zu bleiben?
Der RSGV hat eine flache Hierarchie und eine sehr geringe Fluktuation. Daraus folgt, dass es ausgesprochen wenige Karrierepositionen im Sinne von Leitungsfunktionen gibt, auf die sich Kolleginnen bewerben könnten. Stattdessen haben wir in unserem aktuellen Gleichstellungsplan das Thema der Sichtbarkeit priorisiert. Auch wenn es zum Beispiel keine freie Führungsposition gibt, leiten einige Kolleginnen eigenverantwortlich Projekte. Durch diese Rolle erhalten sie eine andere Sichtbarkeit, sammeln wichtige Erfahrungen und vernetzen sich untereinander ganz anders. In einer Welt des agilen Arbeitens mit wegfallenden Hierarchieebenen ist in dem Zusammenhang nicht zu unterschätzen, welche emanzipatorische Dynamik daraus entstehen kann.

Darüber hinaus wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Karriere im RSGV besonders gelebt. Grundsätzlich wird immer versucht, den Müttern die Arbeitszeit zu ermöglichen, die sie sich wünschen. In Vollzeit oder auch vollzeitnah zu arbeiten, wird zunehmend durch mobiles Arbeiten möglich.

Denken schlägt sich auch in der Sprache nieder. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die sogenannte gendersensible Kommunikation?
Ich halte sie für extrem wichtig. Unsere Sprache ist ein Abbild unseres Denkens und unserer Wahrnehmungen. Sprache beeinflusst die Gesellschaft, gesellschaftliche Entwicklungen schlagen sich wiederum in der Sprache nieder. Frauen sollten nicht mitgemeint, sondern explizit genannt werden, genau wie diverse Menschen. Wo das nicht geht, sollte geschlechtsneutral formuliert werden. Wenn Gleichberechtigung in der Sprache stattfindet, dann kann sie auch in anderen Bereichen des Lebens funktionieren.

Hand aufs Herz, was denken Sie, in welchem Jahr könnten Sie als Gleichstellungsbeauftragte ruhigen Gewissens Ihr Büro räumen?
Na ja, das hängt von der Definition eines ruhigen Gewissens ab. Nein, Scherz beiseite. Ich weiß es nicht. Wie ich anfangs sagte, hat sich schon einiges getan. Aber wenn ich mir allein die faktische Zahl der Frauen in Führung anschaue, müssen noch viele Jahre veranschlagt werden.

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Dies ist ein Beitrag aus sparkasse.de

 

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– 21. Mai 2021