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Firmenporträt: Yachticon
Mit Wasser auf Wachstumskurs
Yachticon produziert Zubehör und Pflegemittel für Boote und Caravans, darunter Aqua Clean, international bekanntes Aufbereitungsmittel für Wasser. Wie die Hamburger Sparkasse die Expansion des Familienunternehmens begleitet.

Ein passionierter Segler wie Oliver Nagel (54), Gesellschafter des Hamburger Familienunternehmens Yachticon, kennt das Problem aus eigener Erfahrung. Im Frischwassertank von Booten bilden sich schnell Keime, die unliebsame Reisekrankheiten verursachen.

Vor allem bei warmen Temperaturen breiten sich die Erreger rasch aus. Abhilfe schafft ein Wasserentkeimer von Yachticon: „100 Milliliter von Aqua Clean reichen aus, um bis zu 1000 Liter sauberes und gesundes Trinkwasser für bis zu sechs Monate zu gewinnen“, erklärt Nagel. 

Nagels Unternehmen Yachticon stellt Zubehör und Pflegemittel für Boote und Caravans her. Wasseraufbereitung, Antifouling, Farben oder Lacke – mehr als 10.000 Produkte umfasst das Sortiment der Gesellschaft: „Unser größter Umsatzbringer ist seit Jahren Aqua Clean“, so Nagel, dessen Vater Herbert bereits 1982 das Produkt entwickelte und damit den Grundstein für den Erfolg des Unternehmens legte.

 

Yachticon-Gesellschafter Oliver Nagel im Lager. Das Unternehmen liefert Bootszubehör in alle Welt.

Flüssiges Mittel statt verklumpender Pulver

Bis dahin wurden an Bord verklumpende Pulver oder teure Tabletten für die Entkeimung von Wasser genutzt. Der damalige Senior-Chef entwickelte mithilfe eines befreundeten Lebensmittelchemikers ein Rezept für die Wasseraufbereitung in flüssiger Form.

Zunächst wurde die auf Silbersalzen basierende Innovation am heimischen Küchentisch produziert: „Wir haben die kleinen Fläschchen mit einer Saftklemme abgefüllt“, erinnert sich Nagel. Heute lässt Yachticon den Wasserreiniger in Segeberg, Lübeck und Kaltenkirchen in Lohnfertigung herstellen.

Hauptabnehmer von Aqua clean sind vor allem Besitzer von Yachten und Segelbooten: „90 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir auf dem deutschen Bootmarkt, die restlichen zehn Prozent auf dem Camping-Markt“, sagt Nagel. 70 Prozent der Produkte verkauft der Unternehmer in Inland, weitere 30 Prozent sind für das europäische Ausland oder andere auswählte Märkte bestimmt.

Dazu zählt Nagel vor allem die Malediven. Die Inselkette im Indischen Ozean gilt als beliebtes Ziel für Segelbegeisterte, die hier bei glasklarem Wasser und angenehmen Temperaturen Urlaub machen. „Hier haben wir einen sehr guten Marktzugang“, sagt der Unternehmer.

Yachticon mit ehrgeizigen Wachstumszielen

Nagel will weiter expandieren. Als neuen Absatzkanal hat der Yachticon-Chef Deutschlands Baumärkte ins Visier genommen. Alle Märkte mit maritimer Abteilung sollen künftig Bootszubehör von Yachticon anbieten.

Außerdem will Nagel mit Epoxid-Harzen in einen neuen, trendigen Teilmarkt für Möbel vorstoßen: Bei einem sogenannten Rivertable werden zwei längs geschnittene Massivhölzer mit Epoxid-Kunstharz verschmolzen, um Designer-Tische zu formen. Bläulich eingefärbt, wirkt das Harz wie ein durch die Tischplatte verlaufender Fluss: „Rivertable sind ein Hingucker. Sie lassen sich auch leicht selber machen“, so Nagel.

Das Geschäft mit den Baumärkten in Deutschland und Europa könnte Yachticon in den nächsten Jahren einen Wachstumsschub bescheren: „Wenn der Vertrieb über die Baumärkte anlaufen sollte, könnte sich unserer Umsatz in den nächsten sieben bis zehn Jahren verdoppeln“, so Nagel.

Bereits für dieses Jahr hat sich der Unternehmer ein klares Umsatzziel gesteckt und zeigt sich sicher, die Umsatzmarke von zehn Millionen Euro übersteigen zu können.

 

Nagel vor dem Yachticon-Werksverkauf im Hamburger Stadtteil Norderstedt-Glashütte. Der Unternehmer sieht in Baumärkten neue Absatzchancen für die Bootsprodukte.

Bootsmarkt beflügelt Wachstum

Auch die Bootsbranche selbst könnte das Firmenwachstum beschleunigen. Denn wegen der Pandemie herrscht Hochkonjunktur. Weil Reisen nicht mehr so einfach ist, haben sich viele Bundesbürger ein Boot zugelegt.

„Je mehr Boote auf den Markt kommen, desto mehr Pflegeprodukte und Zubehör werden gekauft“, so Nagel. Allerdings komme der Nachfrageschub meist erst mit einer Verzögerung von zwei Jahren. Vor allem Lacke und Antifouling-Produkte seien gefragt, die verhindern, dass in die aus Kunststoff gefertigten Bootsrümpfe Wasser eindringt und Meeresalgen die Oberflächen besiedeln.

Auch Eimer, Schläuche und Bürsten sind gefragt. Solche Produkte kauft Yachticon in Fernost ein, um sie weltweit zu vertreiben, das sei ein starkes Umsatzfeld, erklärt Nagel. 

Haspa – Finanzierungspartner seit Jahrzehnten

Die Hamburger Sparkasse begleitet den Aufstieg des Unternehmens vom Kleinbetrieb zum weltweit tätigen Handelshaus. Bereits Nagels Eltern wählten die Haspa schon vor Jahrzehnten als Finanzierungspartner.

Die Partnerschaft bewährte sich vor allem zwischen den Jahren 2015 und 2018. Als die Firma am Standort Norderstedt-Glashütte für das weitere Wachstum mehr Fläche benötigte, stand die Haspa parat. Nagel kaufte mehrere Grundstücke und ließ Lagerhallen und ein Verwaltungsgebäude bauen: „Wir haben mithilfe der Haspa in den Ausbau des gesamten Standorts rund acht Millionen Euro investiert“, so Nagel.

Um die benötigten Flächen zu erwerben, schrieb Nagel einen Brief an den damaligen Oberbürgermeister der Stadt, Hans-Joachim Grote. Der mobilisierte die Entwicklungsgesellschaft EGNO und wies ein passendes Gewerbegebiet aus, wo sich Yachticon und weitere Unternehmen ausbreiten konnten. Heute verfügt Nagel am Firmensitz über ein 11.500 Quadratmeter großes Gelände und beschäftigt 40 Mitarbeiter.

Yachticon – einer von 60.000 Firmenkunden

Fast jedes zweite Unternehmen der Metropolregion Hamburg hat eine Geschäftsverbindung bei der Haspa. Die Firmenkundenberatung ist in sieben Regionalbereiche unterteilt. Für Konzerne und institutionelle Kunden gibt es eine zentrale Einheit und eine Direktberatung.

Haspa-Firmenkundenberaterin für Yachticon ist Kerstin Wengenroth: „Yachticon gehört definitiv zu meinen Lieblingskunden. Ich mag die Idee, von Hamburg aus Wassersportler auf der ganzen Welt zu beliefern. Das Unternehmen ist hochspezialisiert, aber mit extrem breiter Angebotspalette – da lerne ich jeden Tag etwas dazu.“

Wengenroth berät das Unternehmen seit vier Jahren und hat viele Vorhaben persönlich begleitet, darunter Investitionsvorhaben, um neue Märkte und Standorte zu erschließen, und eine Verlagerung des Betriebssitzes auf das Gelände im Norden Hamburgs.

 

Yachticon-Firmensitz am Standort Norderstedt-Glashütte. Die Haspa finanzierte den Umzug des Unternehmens während der Jahre 2015 bis 2018.

Immobilien, Leasing, Zins- und Währungsmanagement

Als Spezialistin für gehobene Firmenkunden ist Wengenroth seit mehr als 20 Jahren im Geschäft tätig. Handelsunternehmen gehören zu ihren bevorzugten Kunden: „Kunden wie Yachticon, die als internationales Handelsunternehmen, aber auch als Auftragsproduzent aktiv sind, brauchen eine breite Palette an Finanzdienstleistungen. Meine Aufgabe ist es dann, die Bedürfnisse des Kunden zu erkennen und gemeinsam mit den Spezialisten unseres Hauses zufriedenzustellen.“

Neben Immobilienfinanzierungen geht es beispielsweise auch um Leasing, um öffentliche Fördermittel, aber auch um Zins- und Währungsmanagement. Darüber hinaus werden die privaten Finanzen der Familie berücksichtigt. Auch Betriebsmittelfinanzierungen sind ein Dauerthema.

„Yachtzubehör ist zum großen Teil Saisongeschäft“, erklärt Wengenroth. Auftragsspitzen gebe es immer im Frühjahr. Dank langjähriger, enger Kontakte zu internationalen Auftragnehmern und Kunden setze Yachticon im Auslandsgeschäft kaum Finanzierungsinstrumente ein: „Über S-International ist die Haspa allerdings auch in diesem Feld voll lieferfähig, falls doch mal Bedarf besteht“, sagt die Haspa-Beraterin.

Wachsendes Kreditgeschäft bei der Haspa 

Im Geschäftsjahr 2020 wuchs der Kreditbestand der Haspa um insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro auf 35,8 Milliarden Euro. Damit erwies sich die Sparkasse auch in der Coronakrise als verlässlicher Partner der Unternehmen.

600 Millionen Euro wurden als Coronahilfen bereitgestellt – darunter eigene Kreditmittel und mehr als 300 Millionen Euro, die Förderbanken bewilligten. Von der Finanzierungskraft der Haspa profitiert besonders Hamburgs Mittelstand.

Gregory Lipinski (Foto oben: R. Fuhrmann)
– 1. November 2021