Zurück
Elementarschäden / Versicherer
Juli-Flut verstärkt Policen-Nachfrage
Nach der Juli-Flutkatastrophe haben deutlich mehr Menschen ihre Häuser vollständig gegen Naturgefahren abgesichert. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen zeigt sich dennoch unzufrieden und empfiehlt ein neues Konzept.

Die Versicherer registrierten im dritten Quartal etwa 400.000 neue Elementarschadenversicherungen bei Wohngebäuden, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Üblicherweise seien es in einem Quartal nur 50.000 bis 100.000 neue Verträge. Eine Elementarschadenpolice deckt auch Hochwasserschäden ab, eine einfache Wohngebäudeversicherung nicht.  

Für das Gesamtjahr 2021 rechnet der GDV mit einem Spitzenwert bei den Neuabschlüssen für Elementarschadenversicherungen: „Wir schätzen, dass am Jahresende rund 50 Prozent aller Wohngebäude den Zusatzbaustein haben werden“, sagt Asmussen. Gegenüber Ende 2020 wäre das ein Plus von etwa vier Prozentpunkten.

Gleichwohl sei das alles andere als zufriedenstellend: „Wir können es nicht hinnehmen, dass jedem zweiten Haus der wichtige Versicherungsschutz gegen Klimaschäden fehlt“, so Asmussen.

 

Zerstörte Häuser an der Ahr im Oktober. Nach der Flutkatastrophe vom Juli beträgt der versicherte Schaden mehr als sieben Milliarden Euro. Es wurden etwa 200.000 Gebäude und 50.000 Fahrzeuge beschädigt.

Wohngebäudeversicherungen künftig nur mit Elementarschutz?

Die Versicherer haben daher ein Konzept vorgelegt, wie sich die Elementarschadenabdeckung für die rund 8,5 Millionen privaten Hauseigentümer, die noch nicht versichert sind, rasch erhöhen ließe: „Wir schlagen einen anderen Weg vor als eine Versicherungspflicht“, so Asmussen.

„Wenn der Gesetzgeber den Versicherern die Möglichkeit gibt, würden wir alle bestehenden privaten Wohngebäudeversicherungsverträge zu einem Stichtag umstellen. Damit würden Millionen Hausbesitzer automatisch auch den Versicherungsschutz gegen Naturgefahren erhalten – außer der Verbraucher widerspricht aktiv“, so der GDV-Hauptgeschäftsführer.

Nach den Vorstellungen des GDV soll diese sogenannte Opt-out-Lösung eingebettet sein in ein Gesamtkonzept, das gleichzeitig mehr Präventionsmaßnahmen einschließt und die Klimafolgenanpassung forciert. Auch die öffentliche Hand müsse umsteuern, etwa durch klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten, so Asmussen. Eine „konsequente Klimafolgenanpassung“ sei unabdingbar.

Die Juli-Flut, die vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu Verwüstungen geführt hatte, ist mit einem versicherten Schaden von über sieben Milliarden Euro die bislang schwerste Naturkatastrophe in Deutschland. Es wurden etwa 200.000 Gebäude und 50.000 Fahrzeuge beschädigt.

 

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): „Wir würden alle bestehenden privaten Wohngebäudeversicherungsverträge zu einem Stichtag umstellen. Damit würden Millionen Hausbesitzer automatisch auch den Versicherungsschutz gegen Naturgefahren erhalten – außer der Verbraucher widerspricht aktiv."
(Foto oben: GDV)
– 11. November 2021