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Ausbildung
So starten Bankkaufleute schnell durch
Viele Bankkaufleute verlassen ihr Ausbildungsinstitut nach der Prüfung. Um das zu verhindern, bereitet die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert ihre Nachwuchskräfte frühzeitig auf die Bankfachwirtsprüfung vor.

Frischgebackenen Bankkaufleuten ist eine gewisse Lernmüdigkeit nicht zu verdenken nach monatelangem Lernen, schlaflosen Nächten und einsamen Stunden am Schreibtisch. Wer die Prüfung in der Tasche hat, lehnt sich erst einmal zurück und fasst die nächsten Pläne ins Auge.

Doch aus Sicht einer Sparkasse ist das eine besonders kritische Phase, denn viele Jungangestellte orientieren sich dann neu, obwohl jedes Haus Individualkundenberater aus den eigenen Reihen gut gebrauchen könnte.

 

Marcel Bourscheidt (links) und Jan Roller (rechts), ehemalige Azubis der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert und heute Individualkundenberater des Instituts, nehmen im Mai 2019 beim Sparkassentag in Hamburg DSGV-Präsident Helmut Schleweis in ihre Mitte.

 

„Viele Absolventen halten eine Ausbildung zum Individualkundenberater aber für wenig erstrebenswert, weil die Vergütung nicht mit der Verantwortung steigt“, sagt Ralf Wienold, Direktor Personal und Vorstandsstab der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert: „Daher beginnen viele ein nebenberufliches Studium oder verlassen die Sparkasse ganz.“

Die nordrhein-westfälische Sparkasse bietet ihren Azubis daher frühzeitig Entwicklungschancen, sodass die Bankkaufleute schon sechs Monate nach ihrer Abschlussprüfung in der Individualkundenberatung eingesetzt werden können.

 

Individualkundenberatung gilt unter jungen Bankkaufleuten oft als weniger attraktiv, doch wer als Absolvent früh Verantwortung übernehmen kann, lernt das auch menschlich interessante Tätigkeitsfeld schätzen und bleibt einer Sparkasse erhalten. Daher bietet die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert ihren angehenden Bankkaufleuten jetzt eine Doppelausbildung an.

Vom Pilotprojekt zum praxistauglichen Modell

Aus dem Pilotprojekt sei bereits ein praxistaugliches Modell geworden, sagt Ausbildungsleiterin Jessica Plante: „Mit einer strukturierten Karriereplanung möchten wir Auszubildende langfristig an unser Unternehmen binden.“ Die angehenden Bankkaufleute beginnen bereits ein Jahr nach Ausbildungsbeginn damit, sich auch auf ihre Prüfung zum Bankfachwirt vorzubereiten.

Die ehemaligen Azubis Marcel Bourscheidt und Jan Roller haben beide Prüfungen schon mit sehr gutem Erfolg absolviert und sind heute als Individualkundenberater der Sparkasse tätig. Beide schreiben in ihrem Erfahrungsbericht: „Zusammen mit Ausbildungsleiterin Jessica Plante und Jesus Lopez Martinez, Marktbereichsleiter der Hauptfiliale Velbert, haben wir einen Zeitplan erarbeitet. So waren wir strukturiert unterwegs und konnten die Doppelbelastung hervorragend selbst managen und steuern.“

 

Jessica Plante, Ausbildungsleiterin der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert: „Mit einer strukturierten Karriereplanung möchten wir Auszubildende langfristig an unser Unternehmen binden.“

Praxiseinsätze und Förderkonzept helfen bei der Doppelausbildung

Praxiseinsätze in den Filialen unterstützten die beiden jungen Leute in dieser intensiven Lernphase. Ein in allen Vertriebsbereichen der Sparkasse eingesetztes Förderkonzept verhalf zusätzlich zum Erfolg. In den sogenannten Deep-Learning-Phasen können alle Azubis der Sparkasse die Aufgaben der Studienbriefe in selbst gesteuerten Lerngruppen erarbeiten und abschließen: „Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Azubis vorgegebene Lernstrukturen benötigen, um erfolgreich zum Abschluss zu kommen“, sagt Ausbildungsleiterin Plante. Das werde im Konzept berücksichtigt.

Bourscheidt und Roller bestätigen das: Mit dem motivierenden Ziel vor Augen, schon kurz nach Ausbildungsende Kunden selbstständig beraten zu können, seien die acht Aufgabensätze der Studienbriefe für die Fachwirtsprüfung bereits nach acht Monaten erledigt gewesen, „und das mit überwiegend sehr guten Ergebnissen“. Der Zeitplan habe die rechtzeitige Abgabe der Aufgabenlösungen gewährleistet.

 

Hauptstelle der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert im nordrhein-westfälischen Velbert.

Azubis der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert können zwei Stunden pro Woche auch während der Arbeitszeit für die Fachwirtsprüfung lernen. Die Modulprüfungen für diesen Abschluss folgen dann nach abgeschlossener Prüfung zum Bankkaufmann oder zur Bankkauffrau, also im Februar oder im Juni. Danach nehmen alle am Präsenzlehrgang der Sparkassenakademie Nordrhein-Westfalen teil.

Persönlicher Austausch musste digital stattfinden

Für Bourscheidt und Roller kam während der Ausbildung allerdings die Coronapandemie erschwerend hinzu: „Unser bis dahin persönlicher Austausch über Inhalte, Aufgabensätze oder strukturelle Themen musste nun digital stattfinden. Und in der Berufsschule fiel einer der insgesamt fünf Schulblöcke zwar nicht komplett, aber doch zum großen Teil weg“, heißt es in ihrem Erfahrungsbericht.

 

Ralf Wienold, Direktor Personal und Vorstandsstab der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert: „Die hervorragende Strukturierung und die hohe Motivation auf beiden Seiten haben dafür gesorgt, dass das Projekt eine wertvolle Erfahrung und ein voller Erfolg für alle Beteiligten war.“

Dank des individuellen Förderplans in der Filiale seien aber die Ausbildungsinhalte für Individualkundenberater schneller und intensiver vermittelt worden: „Das war in dieser Zeit sehr hilfreich“, so Bourscheidt und Roller. Ergänzend haben beide während ihrer Präsenzarbeitszeit den Individualkundenberatern über die Schulter geschaut. So lernten sie die Aufgaben und ihren künftigen Arbeitsalltag schon früh kennen.

Auf der Basis der theoretischen Berufsschulkenntnisse und der praktischen Arbeitserfahrungen als Individualkundenberater konnten sich beide Kandidaten auf beide Abschlussprüfungen optimal vorbereiten. Die Prüfungen lagen nur etwa zwei Wochen auseinander, Bourscheidt und Roller haben mit sehr gutem Erfolg bestanden.

Alle Azubis der Sparkasse absolvieren jetzt eine Doppelausbildung

Vorteilhaft sei es, dass die Ausbildungsinhalte stark aufeinander aufbauten. Angehende Fachwirte lernen im Wesentlichen die Sparkassenprodukte kennen, das sei die „optimale Ergänzung, um unser Ziel zu erreichen – selbstständig beraten zu können“.

Ausbildungsleiterin Plante und Personaldirektor Wienold zeigen sich ebenfalls zufrieden: „Die hervorragende Strukturierung und die hohe Motivation auf beiden Seiten haben dafür gesorgt, dass das Projekt eine wertvolle Erfahrung und ein voller Erfolg für alle Beteiligten war.“

Alle angehenden Bankkaufleute der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert sind jetzt neben ihrer Ausbildung auch für den Kundenberaterlehrgang an der Sparkassenakademie angemeldet.

Christoph Becker
– 18. Juni 2021