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Ausbildungsjahr / aktualisiert
Der Corona-Jahrgang
Im laufenden Jahr wurden 57.600 Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen als noch 2019, zeigt die aktuelle Ausbildungsbilanz des Bundesinstituts für Berufsbildung – ein Minus von 11 Prozent. Der Rückgang bei Sparkassen fiel im Vergleich geringer aus.

Betriebe und Schulabgänger haben in diesem Jahr schwerer zueinander gefunden als in den Vorjahren. Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres hatten 259.837 junge Menschen ihren Vertrag unter Dach und Fach, berichteten damals die Industrie- und Handelskammern und prognostizierten ein Minus von 14 Prozent. Ganz so schlimm ist es nicht geworden - doch der Rückgang sowohl bei der Nachfrage als auch beim Angebot von Lehrstellen ist deutlich.  

Größerer Rückgang als 2008

Der Rückgang fällt in Corona-Zeiten höher aus als in der Finanzkrise. Die Gründe sind vielfältig. So sind Ausbildungsbranchen wie Hotellerie und Gastgewerbe aktuell besonders von den Einschränkungen durch Corona betroffen. Betriebe, die nicht wissen, ob sie über den Winter kommen, tun sich dann auch schwer mit einer mehrjährigen Zusage in Form eines Ausbildungsvertrags.

Die Kammern und auch die Sparkassen berichten aber vor allem von praktischen Problemen. Jobmessen, Personalgespräche, Schnupperpraktika - all das war nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Ende September waren noch rund 60.000 Ausbildungsplätze unbesetzt und mehr als 78.000 Jugendliche noch auf der Suche nach einer für sie passenden Lehrstelle. 

Sparkassen bleiben stärkster Ausbilder

Auch die Sparkassen sehen einen Einbruch bei den Neueinstellungen von Auszubildenden. Nach zwei sehr guten Jahren mit Zuwächsen von acht Prozent und mehr gab es im Ausbildungsjahr bis Oktober 2020 ein Minus von 5,6 Prozent. Für 2019/20 hatten die Sparkassen im Ausbildungsbereich bereits vorsichtiger geplant, aber immer noch mit einem Zuwachs bei den Neueinstellungen gerechnet. Der ließ sich nun nicht umsetzen. 

Innerhalb der deutschen Finanzwirtschaft bleiben die Sparkassen trotzdem der größte Ausbildungsbetrieb im deutschen Kreditgewerbe. 53 Prozent aller angehenden Bankkaufleute lernen ihr Handwerk bei einer Sparkasse. 4874 Neueinstellungen, davon 4705 Auszubildende und 169 Trainees, haben in diesem Jahr einen Ausbildungsvertrag einer Sparkasse erhalten. Leicht gestiegen ist die Zahl derjenigen Azubis der Sparkassen, die ein duales Studium aufnehmen – sie liegt inzwischen nahe 500.

Besonderes Jahr für alle Azubis

Es scheint also doch so etwas wie einen Corona-Jahrgang unter den deutschen Azubis zu geben. Zumindest werden viele junge Menschen erst verspätet in die Arbeitswelt starten können. Vor allem im Handwerk werden gerade „auf den letzten Drücker“ noch Plätze besetzt, meldete der ZDH im November.

Die Betriebe fürchten, dass sich durch diesen "Ausbildungsknick" der Fachkräftemangel nochmal verstärkt. Mit einer Corona-Ausbildungsprämie unterstützt der Bund deshalb Betriebe, damit Auszubildende aus anderen Unternehmen, die wegen der Corona-Krise zahlungsunfähig werden, ihre Lehre dort fortsetzen können

Diejenigen aber, die schon „drin“ sind im Arbeitsleben, haben ebenfalls ein ganz besonderes Jahr hinter sich - oft mit mehr Verantwortung und viel Praxis. Das gilt gerade auch für junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sparkassen. Sie waren 2020 auf der sicheren Seite.

 

 

Anke Bunz
– 15. Dezember 2020