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EU-Förderung / Kommentar
EU kürzt Finanzinstrumente und vergibt VC direkt
Für Klein- und Mittelunternehmen (KMU) gibt es weniger Geld an EU-Finanzinstrumenten, als die Europäische Kommission das wollte. Aber Venture Capital können sie jetzt sogar direkt von der EU bekommen.

Wachsende Anteile ihrer Fördermittel vergibt die EU nicht als Zuschüsse, sondern als Finanzinstrumente – umgesetzt in Kredite, Bürgschaften oder Beteiligungskapital. Kurz vor Weihnachten 2020 hat sie den Mehrjährigen Finanzrahmen 2021 bis 2027 sowie den Wiederaufbauplan Next Generation EU mit insgesamt 1,8 Billionen Euro verabschiedet.
 
Positiv ist, dass ein neuer Invest-EU-Fonds alle EU-Finanzinstrumente zusammenfasst und nach einheitlichen Regeln umsetzt. Den Anwendern dieser Instrumente dürfte es damit leichter fallen, das auch parallel für mehrere Förderzwecke zu tun, wenn nicht mehr für jeden Zweck andere bürokratische Verfahren gelten.

Startgeld für kleine Gründer

Als erstes EU-Finanzinstrument wurde schon 1998 in Deutschland das Startgeld umgesetzt, ein Förderkredit für kleine Existenzgründer. Den gibt es heute noch als ERP-Gründerkredit Startgeld, und in immer mehr anderen Förderbereichen hat die EU nach und nach ebenfalls Finanzinstrumente eingesetzt; 2020 waren es schon 17 an der Zahl.

Deren verschiedene Förderzwecke bilden nun vier „thematische Fenster“ bei Invest-EU: 1. Nachhaltige Infrastruktur, 2. Forschung, Innovation und Digitalisierung, 3. KMU, und 4. Soziale Investitionen und Kompetenzen. Mitte 2018 wollte die EU-Kommission dafür 38,0 Milliarden Euro an Haushaltsgarantien bereitstellen.

Negativ ist, dass davon Ende 2020 nur 23,5 Milliarden Euro übriggeblieben sind – und das auch nur nach deutlicher Aufstockung aus dem Wiederaufbauplan, an den 2018 noch gar nicht gedacht werden musste. Die Mittel aus dem Mehrjährigen Finanzrahmen allein würden nur für Garantien von knapp zehn Milliarden Euro reichen.

 

Bertram Reddig leitet den EuropaService der Sparkassen-Finanzgruppe. 


Garantien fast halbiert

Fast halbiert gegenüber 2018 wurden die Garantien für KMU sowie Forschung und Innovation – jeweils von über elf Milliarden auf rund sechs Milliarden Euro. Besser weggekommen ist die Nachhaltigkeit als Schwerpunktthema des Europäischen Green Deal; statt gut elf Milliarden gibt es dafür noch etwa neun Milliarden Euro.

Die Sparkassen-Finanzgruppe macht erfolgreich EU-Finanzinstrumente in Form von Krediten für interessierte Unternehmen verfügbar. 2020 hatte sie Marktanteile von 54 Prozent beim ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit und 58 Prozent beim ERP-Gründerkredit Startgeld.

EIC Equity Fund errichtet

Weniger zufrieden ist die EU-Kommission mit der Vergabe von Beteiligungskapital, vor allem bei Venture Capital für junge innovative und risikoreiche Unternehmen. EU-Eigenkapitalfazilitäten für KMU und Innovation finden geringeres Interesse bei Beteiligungsfonds als erhofft. Daher hat die EU-Kommission Mitte 2020 den EIC Equity Fund in Luxemburg errichtet – einen VC-Fonds des Europäischen Innovationsrats (EIC). Dieser hat begonnen, auch direkt in aufstrebende Unternehmen zu investieren.

Dies ist der jüngste Schritt der EU, um aussichtsreiche Unternehmen von einer Standortverlegung in Drittländer wegen besserer Finanzierungsmöglichkeiten abzuhalten. Elf deutsche stehen auf der Liste von insgesamt 159 Unternehmen, die der EIC Fund bereits vorausgewählt hat.

Interessant wird daher, welche Rolle der EIC Fund auf dem VC-Markt der EU und Deutschlands spielen kann. Etwa drei Milliarden Euro stehen bereit für Beteiligungen von 500.000 bis 15 Millionen Euro für Anteile zwischen zehn und 25 Prozent; deren Zielunternehmen erhalten zuvor zusätzlich bis zu 2,5 Millionen Euro als Zuschuss.

 

Nähere Informationen zu EU-Förderprogrammen bietet der EuropaService der Sparkassen-Finanzgruppe.
 

Bertram Reddig
– 31. März 2021