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Existenzgründer / Firmenporträt E-Nema
„Stillschweigend die Kreditlinie verdoppelt“
E-Nema ist einer der führenden Unternehmen bei biologischen Pflanzenschutzmitteln. Bei der Existenzgründung hat die Förde Sparkasse geholfen.

Sie sind mit dem bloßen Augen nicht zu erkennen. Erst unter dem Mikroskop kommt ihr fadenförmiger Körper, der sich wie ein Schlange bewegt, zum Vorschein: Fadenwürmer, die Pflanzen vor Schädlingsbefall bewahren. Fachleute nennen sie auch insektenpatogene Nematoden.

Solche Arten produziert die Firma E-Nema in Bioreaktoren. Einige davon sind 15 Meter hoch und haben einen Durchmesser von vier Metern. „Hier entstehen Abertausende von Milliarden an Nematoden“, erklärt Tillmann Frank, wenn er Besucher durch die modernen Fertigungshallen führt. 

 

Die Firma E-Nema produziert Fadenwürmer, die Pflanzen vor Schädlingsbefall bewahren. Mit bloßen Augen sind sie nicht zu erkennen. Erst unter dem Mikroskop kommt ihr fadenförmiger Körper, der sich wie ein Schlange bewegt, zum Vorschein.


Frank ist Geschäftsführer der Firma E-Nema in Schwentinental, nahe Kiel. Sie zählt zu einem der führenden Hersteller von biologischen Pflanzenschutzmitteln, die mit Hilfe von Nematoden und Mikroorganismen entstehen. Ob im Gartenbau, Baumschulen, Gewächshäusern oder in der Landwirtschaft – die Absatzmärkte sind vielschichtig.

„50 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir mit Pflanzenschutzmitteln, die aus Fadenwürmern hergestellt werden“, sagt der 61-jährige Geschäftsmann. Sie werden vor allem eingesetzt, um den Anbau von Obst, Gemüse und Früchten wie Apfel, Erdbeeren, Tomaten, Blaubeeren vor Schädlingsbefall zu bewahren. Weitere 45 Prozent entfallen auf Pflanzenschutzmittel, die auf Basis von Bakterien und Pilzen entstehen.

Der Rest sind Wirkstoffe, die in diversen Bereichen angewendet werden – darunter in der kosmetischen Industrie oder im Lebensmittelbereich. E-Nema exportiert seine Produkte größtenteils ins Ausland. „Rund 60 Prozent unseres Umsatzes erwirtschaften wir in Westeuropa, davon rund 15 bis 20 Prozent in Deutschland. Weitere 40 Prozent erzielen wir in den USA“, so der Firmenchef.

 

Bioreaktoren auf Hochtouren: Hier produziert E-Nema in 15 Meter hohen Behältern Milliarden von Nematoden, um biologische Pflanzenschutzmittel herzustellen.


Gute Absatzchancen in Landwirtschaft

Jetzt steht das schleswig-holsteinische Unternehmen vor einem Wachstumssprung. Frank plant, den Absatz seines biologischen Pflanzenschutzmittels Dianem in der Landwirtschaft auszubauen. „Wir versuchen mit Dianem, zunächst die Märkte in der Steiermark und in Teilen Baden-Württembergs zu erobern, bevor wir das Produkt für weitere Märkte öffnen“, so der gebürtige Flensburger.

Bekämpft wird mit dem Pflanzenschutzmittel der inzwischen weit verbreitete Westliche Maiswurzelbohrer, der die Maisernten von Landwirten belastet. Mais ist für die Bauern eine der wichtigen Pflanzenarten, um Biogas-Anlagen zu betreiben. 

 

„Wir stehen nach 25 Jahren vor einer neuen Ära in unserer Firmengeschichte.“

Tillmann Frank, Geschäftsführer E-Nema.

 

Großes Wachstumspotenzial verspricht sich Frank vor allem von mikrobakteriellen Pflanzenschutzmitteln, die E-Nema vor allem für Dritte herstellt. Anlass hierfür ist, dass Europa jüngst einen radikalen Wandel in der Landwirtschaft eingeläutet hat. Kurz vor Himmelfahrt zurrten die EU ihre „Farm to Fork“-Strategie fest. Sie sieht vor, dass der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent zugunsten von biologischen Produkten verringert wird.

Das könnte E-Nema in den nächsten Jahren einen gewaltigen Expansionsschub bescheren: „Wir stehen nach 25 Jahren vor einer neuen Ära in unserer Firmengeschichte“, betont Frank. Und der Geschäftsführer hat sich ehrgeizige Wachstumsziele gesteckt. Der Umsatz soll sich von 2019 mit zehn Millionen Euro auf 20 Millionen im Jahr 2024 verdoppeln.

 

Kräftiges Wachstum: E-Nema hat seine Kapazitäten in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut. Dazu nutzt die Gesellschaft moderne Produktionshallen.


Förde Sparkasse sieht Chancen bei Agrartechnik

Die guten Wachstumschancen von E-Nema sieht auch die Förde Sparkasse, die das Unternehmen als Hausbank begleitet: „Wir sind davon überzeugt, dass der Bereich der Biotechnologie und Agrartechnik ein Markt mit Wachstumspotenzialen ist“, erklärt Wilfried Sommer, Mitglied des Vorstandes der Förde Sparkasse und zuständig für das Firmenkundengeschäft.

⇒  Hier geht es zu einem ausführlichen Bericht.

Die Trends weg von Chemie hin zu einem biologischen Pflanzenschutz, Schutz der Böden und Abwässer und zum Erhalt einer Biodiversität böten den Unternehmen der Biotechnologie weitere Wachstumschancen. 

Der zunehmende wirtschaftliche Zwang hin zu einer höheren Effizienz bei der Bewirtschaftung von Flächen und in der Tierproduktion führt unseres Erachtens zu zunehmenden Investitionen in moderne Technik und zu positiven Impulsen für den Markt der Agrartechnik“, so Sommer. 

Bioreaktoren aus Insolvenzmasse

Für den bevorstehenden Wachstumskurs ist E-Nema gut gewappnet. Vorausschauend hatte Frank bereits vor Jahren durch einen geschickten unternehmerischen Schachzug dafür gesorgt, dass die Gesellschaft ihre Produktionskapazitäten deutlich ausweiten konnten. Aus der Insolvenzmasse eines früheren Pharma-Unternehmens in Spanien erwirbt er 2015 fünf riesige Bioreaktoren, die alle in den nächsten Jahren sukzessive in Betrieb gehen sollen.

 

„Wir sind davon überzeugt, dass der Bereich der Biotechnologie und Agrartechnik ein Markt mit Wachstumspotenzialen ist."

Wilfried Sommer, Mitglied des Vorstandes der Förde Sparkasse.


„Wir verfügen dann über eine Produktionskapazität von 700.000 Litern. Damit liegen wir weit vor dem größten Produzenten von biologischen Pflanzenschutzmitteln in den USA, der eine Kapazität von 450.000 Litern besitzt“, erklärt Frank stolz. Dazu hat der Geschäftsführer in den vergangenen Jahren auch das Betriebsgelände in Schwentinental mehrfach erweitert. Finanziert hat die Expansion größtenteils die Förde Sparkasse, aber auch die Nord-Ostsee Sparkasse (Nospa) ist inzwischen mit von der Partie. 

Sparkasse begleitet auch in schwierigen Phasen

Gegründet wurde E-Nema 1997 aus dem Institut für Phytopathologie der Christian-Albrecht-Universität (CAU) in Kiel heraus. Zu den Initiatoren gehören Prof. Ralf-Udo Ehlers, Arne Peters und Tillmann Frank. Sie sind bis heute im Unternehmen tätig und halten die Anteile des Stammkapitals.

Seiner Hausbank, der Förde Sparkasse, hat Frank viel zu verdanken. Vor allem in den ersten Jahren nach der Unternehmensgründung war das Institut für E-Nema ein wichtiger Partner.

Zunächst hatten die Kieler Fadenwürmer hergestellt. Da das Unternehmen die Pflanzenschutzmittel aber nur in bestimmten Erntemonaten absetzen konnte, blieben vor allem in der Wintersaison Umsätze aus. „Die Förde Sparkasse hat stillschweigend unsere Kontokreditlinien verdoppelt“, betont Frank.

Und er fügt hinzu: „Damit hat uns die Sparkasse sehr geholfen, um das Unternehmen auf unseren heutigen Wachstumskurs zu steuern.“

Für 2021 blickt E-Nema mit seinen 60 Mitarbeitern zuversichtlich in die Zukunft. Dann soll bereits der zweite der fünf großen Bioreaktoren mit einer Kapazität von 120.000 Litern in Betrieb gehen, um die geplante Weltmarktstellung zu erreichen. Frank: „Wir stehen mit E-Nema am Anfang einer neuen Zeitrechnung, die uns eine große Wachstumsdynamik verspricht.“

Gregory Lipinski
– 16. Dezember 2020