Einige Gründe sprächen für ein Ende der Niedriginflation, daher seien Warnungen berechtigt, teilen die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe mit. Allerdings sei die Wechselwirkung zwischen niedriger Arbeitslosigkeit und einer zunehmenden Inflation inzwischen nicht mehr so stark.
„Ob sich die Inflationsdynamik in den nächsten Jahren verfestigt oder zurückentwickelt, wird entscheidend von der Entwicklung der Löhne abhängen“, sagt Reinhold Rickes, Leiter Volkswirtschaft beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV).
Die Teuerungsrate in Deutschland war im Juni trotz eines leichten Rückgangs vergleichsweise hoch geblieben. Waren und Dienstleistungen kosteten 2,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Mai lag die Teuerungsrate mit 2,5 Prozent sogar auf dem höchsten Stand seit September 2011.
Manche Ökonomen erwarten, dass die Inflation in den nächsten Monaten erneut anziehen wird und gegen Jahresende sogar fast vier Prozent erreichen könnte. Aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) spiegeln die aktuellen Preissteigerungsraten in den Euroländern vor allem die Wiederöffnung der Wirtschaft nach den Lockdowns wider und sind nicht von Dauer.
Inflation steigt nur, wenn die Löhne auch steigen
Die Sparkassen-Finanzgruppe weist darauf hin, dass in den aktuellen Tarifverhandlungen eher über Beschäftigungssicherung und Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten gesprochen werde als über insgesamt moderat bleibende Lohnsteigerungen.
Auch die EZB-Volkswirte erwarten derzeit kein starkes Anziehen der Löhne auf dem Arbeitsmarkt, was für einen dauerhaften Preisschub sorgen würde. Sie rechnen für den Euroraum 2022 nur mit einer Teuerung von 1,5 Prozent nach 1,9 Prozent in diesem Jahr. (Reuters)