Angetrieben durch die Energiepreise sei die Inflationsrate auf den höchsten Wert im Währungsraum seit zwei Jahren gestiegen, ermittelte die europäische Statistikbehörde Eurostat per Schnellschätzung. Bereits im März waren die Verbraucherpreise um 1,3 Prozent gestiegen.
Das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp unter zwei Prozent Inflation für den Währungsraum rückt damit wieder näher. Diese Marke verfehlen die Währungshüter bereits seit Frühjahr 2013.
EZB betont „vorübergehenden Preisanstieg“
Aus Sicht von Helaba-Volkswirt Ulrich Wortberg wird der Preisanstieg die EZB dennoch nicht dazu bewegen, ihren Kurs zu ändern. Die Kerninflation, in der unter anderem die schwankungsreichen Energiepreise ausgeklammert sind, falle weiterhin nur moderat aus. Diese lag im April lediglich bei 0,8 Prozent.
„Zudem wird die EZB nicht müde zu betonen, dass sie einem vorübergehenden Preisanstieg nur wenig Beachtung schenken will“, sagt Wortberg. Wortbergs Fazit: „Noch immer steht die Sicherstellung günstiger Finanzierungsbedingungen im Vordergrund der Währungshüter.“
Weidmann: Zinssteigerungen eine „Frage des Willens“
Das aktuelle Geldmengen-Wachstum werde von Privatpersonen und Unternehmen verstärkt, die während der Pandemie vorsorglich Kredite aufnehmen und verstärkt Geld halten, sagte Jens Weidmann. Der Bundesbankpräsident wies in einem Interview darauf hin, dass Zentralbanken grundsätzlich in der Lage seien, mit einer strafferen Geldpolitik und mit letztlich höheren Zinsen bei zu kräftigen Inflationsraten gegenzusteuern.
„Aus meiner Sicht ist das dann eine Frage des Willens: Sind die Zentralbanken auch bereit, ihre Maßnahmen rechtzeitig zurückzudrehen, wenn es die Preisstabilität erfordert“, so Weidmann. (rtr)