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Outsourcing / Diskussionsrunde
„Der Hausmeister ist der Gleiche wie vorher“
Profitieren Sparkassen und ihr Personal von der Prozessauslagerung an Verbunddienstleister? Eine Gesprächsrunde mit Führungskräften aus Sparkassen.

In dem neuen Diskussionsformat "Live im Web" von Proservice diskutierten Experten und Führungskräfte des Dienstleisters, aus den Sparkassen Hilden-Ratingen-Velbert und Wuppertal sowie aus dem Rheinischen Sparkassenverband.

Sascha Girth, Sprecher der Proservice-Geschäftsführung,

Achim Knell (Moderation), Abteilungsdirektor Organisation, Prozesse und IT beim Rheinischen Sparkassenverband,

Patrick Hahne, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Wuppertal,

Ralf Wienold, Direktor Personal und Vorstandsstab der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert.
 

Die Sparkasse Wuppertal habe nach dem "Proregio-Konzept" Prozesse an Proservice ausgelagert, wie Patrick Hahne, stellvertretendes Vorstandsmitglied, erläuterte. Er begründete dies mit internen Grenzen der Eigenoptimierung und sinkenden Personalkapazitäten.

Die überlassenen Mitarbeiter profitierten zudem von Vorteilen. Erste Bedenken gegen das Modell der Personalgestellung seien dank gemeinschaftlicher Aufbauarbeit der Personalabteilung, des Personalrats und der Proservice ausgeräumt worden.

„Den Wechsel merkt man im Alltag ja gar nicht“, so Hahne. „Denn der Hausmeister ist der Gleiche wie vorher, und die bisherige Verbundenheit bleibt. Die Mitarbeiter haben somit das Beste aus zwei Welten erhalten.“

Auslagerung lohnt auf lange Sicht

Die Auslagerung an einen Verbundpartner biete Vorteile auch jenseits der rein betriebswirtschaftlichen Sicht, erläuterte Hahne. Der Fokus auf Strategie und das Delegieren von Aufgaben an Gruppendienstleister biete ein so hohes Potenzial, da komme es nicht nur auf kurzfristige Wirkungen in der Gewinn- und Verlustrechnung an.

In der Sparkassen entfielen Aufgaben in der Dienstleistersteuerung und damit in einem Bereich, den man guten Gewissens aus der Hand geben könne. Die vielfältigen gesetzlichen Pflichten wie etwa eine regelmäßige Führerscheinkontrolle könne ein spezialisierter Partner besser überblicken und erfüllen.

Bei der Stadtsparkasse Wuppertal sei es auch nicht beim Start-Business-Case geblieben, so Hahne. Viele weitere Leistungen seien hinzugekommen und erzielten gemeinsam mit anderen Optimierungseffekten deutliche Kostenreduktionen.

Neue Karrierechancen, sichere Arbeitsplätze

Für Ralf Wienold, Direktor Personal und Vorstandsstab der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert, sei das Thema Personalgestellung vor der Auslagerung Neuland gewesen, heute zeigt sich Wienold davon überzeugt.

Eine Gestellung biete auch im Wandel der Sparkassenwelt sichere Arbeitsplätze, erklärte Wienold, auch mit Blick auf die Demografie und die Nachbesetzung von Stellen.

Überlassenen Mitarbeitern eröffneten sich darüber hinaus Karrierechancen, die es im eigenen Haus so nicht gegeben hätte. Wienold berichtete von einem ehemaligen Mitarbeiter aus der Hauptkasse, der jetzt zum Proservice-Standortleiter aufgestiegen sei und auch außerhalb des Verbandsgebiets Verantwortung trage.

Wienold: Die Führungskraft sollte auch wechseln

Das Erfolgsrezept sei die offene Kommunikation mit allen Beteiligten und mit dem Personalrat. Zudem komme es auf die Glaubwürdigkeit des Dienstleisters an.

Einen Lerneffekt habe es in der Sparkasse Hilden Ratingen Velbert gegeben: Aus dem von Gestellungen betroffenen Bereich sollte auch die Führungskraft zum Dienstleister wechseln, um eine homogenere Einheit zu schaffen, erläuterte Wienold.

Man würde Prozesse „auf jeden Fall“ wieder auslagern, sagte Hahne. Mit ein bisschen mehr Vertrauen auf Sparkassenseite hätten sich manche Effekte sogar schon früher eingestellt.

Sourcingplan macht den Kopf frei

Proservice-Sprecher Sascha Girth empfahl den Sparkassenvorständen, einen qualifizierten Sourcingplan zu erstellen und darin zu definieren, welche Betriebsbereiche bis wann in der eigenen Umsetzungsverantwortung bleiben sollten. 

Bei dieser Definition spielten neben der hausindividuellen Demographie auch die Skalierungsmöglichkeiten eine große Rolle. Dank Digitalisierung, Outsourcing und Industrialisierung könne es künftig gelingen, Fixkosten in variable Kosten zu verwandeln.

Als Reaktion auf künftige Herausforderungen sei eine strategische Mehrjahresplanung, erforderlich, idealerweise unter Einbeziehung der Dienstleister: „Vertrauen Sie der Expertise der Dienstleister bei der Prozessgestaltung“, empfahl Girth. Ansonsten werde es schwieriger, positive Effekte zu erzielen.

20. November 2020