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Nachhaltigkeit bei Firmenkunden
Grüner, schneller, weiter
Die Umstellung vieler Branchen auf nachhaltiges Wirtschaften ändert auch die Geschäftsmodelle gewerblicher Kunden von Sparkassen und Landesbanken. Das wird zum wichtigen Faktor für die Steuerung des Kerngeschäfts. Wie die Landesbank Baden-Württemberg berät und unterstützt.

Es ist das größte Investitionsprogramm dieser Dekade. Um 55 Prozent sollen in der EU die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 gesenkt werden – und das schon bis 2030.

Der Energieverbrauch soll zu einem Drittel aus erneuerbaren Energien gespeist werden. In Gebäuden und Betrieben soll der Energieverbrauch um ein Drittel sinken.

CO2-Preis verändert Vermögenswerte

„Wir erwarten deshalb eine deutliche Neubewertung von Geschäftsmodellen und eine massive Umlenkung von Kapitalströmen“, sagt Michael Flämig, Sustainability Advisor der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).  Ein wichtiger Faktor sei der CO2-Preis. „Er wird in immer mehr Branchen schlagend werden – auch bei Immobilien“, so Flämig.

LBBW-Nachhaltigkeitsexperte Michael Flämig erwartet eine Neubewertung von Geschäftsmodellen und eine massive Umlenkung von Kapitalströmen.

Lagen die Preise für CO2 im EU-Emissionshandel über viele Jahre bei fünf bis sechs Euro pro Tonne CO2, sind sie in den letzten zwei Jahren auf 25 Euro/t CO2 gestiegen. Das werde sich nicht umkehren, so die Experten. Schaut man in das Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung, könnte der CO2-Preis schon 2026 bei 65 Euro je Tonne liegen.

Neue Formen der Wertschöpfung

Die Landesbank scannt ihre Eigenanlagen bereits nach nachhaltigen Mindeststandards in den Dimensionen ökologisch, sozial und Unternehmensführung (ESG). Im Kreditgeschäft nutzt die LBBW ebenfalls ESG-Richtlinien. Das heißt zum Beispiel: keine Finanzierungen neuer Kohleminen und Kohlekraftwerke.

Doch der Wandel der Realwirtschaft spielt sich nicht nur dort ab: „Unsere Kunden stellen sich sehr breit in allen Branchen um. Wir wollen das aktiv begleiten. Und das gewonnene Wissen stellen wir auch Sparkassen zur Verfügung“, sagt Fabian Steil, Leiter Advisory Financial Institutions der LBBW.

Landesbank berät Sparkassen bei der Umstellung

Die Sparkassen bestimmen selbst, wie detailliert sie diese Unterstützung nutzen wollen und welche Bausteine aus dem modularen Beratungsangebot die eigenen Aktivitäten sinnvoll ergänzen.

Die LBBW bietet etwa einen Nachhaltigkeits-Score und eine Analyse von Risikobranchen oder großen Einzelengagements. Davon abgeleitet kann die Sparkasse eine Kreditpolitik für einzelne Segmente definieren.

Auch in der Anlagepolitik bietet die LBBW Unterstützung. „Wir teilen vor allem unser Wissen darüber, wie kontrovers einzelne Engagements zu bewerten sind. Das hilft den Sparkassen, ihr Portfolio anzupassen und eine Strategie für die Neuanlage zu finden“, ergänzt Flämig.

Es geht um unternehmerische Entscheidungen

LBBW-Experte Steil bestätigt, es gehe nicht darum, einfach einen grünen Haken zu setzen, sondern die Risiken und Chancen der Transformation zu erkennen und zu nutzen.

„Neben Kontroversen geht es daher um eine umfassende Bewertung von ESG-Profilen und insbesondere um die Analyse des Climate Impacts. Das Ziel ist nicht, wahllos schlecht geratete Papiere aus dem Depot zu nehmen, sondern die Nachhaltigkeit von Unternehmen und Staaten mit dem Blick nach vorne zu bewerten“, so Steil.

LBBW-Nachhaltigkeitsexperte Flämig: Es gehe im Kern um unternehmerische Entscheidungen und Steuerung: „Diese Aufgabe teilen Sparkassen und Landesbanken – deshalb sollten wir sie auch gemeinsam angehen. Unser Wissen steht dafür bereit.“

Anke Bunz
– 10. März 2021