Die Folgen des Klimawandels, der Rückgang biologischer Vielfalt und ein steigendes Bewusstsein für die Lebens- und Arbeitsbedingungen einer globalen Wirtschaft sind in vielen Branchen Auslöser dafür, dass sich Unternehmen neu mit ihren Geschäftsmodellen befassen.
Veränderung in Unternehmen
Das hat auch Hans-Dietrich Reckhaus getan. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Reckhaus GmbH & Co. KG, Initiator von Insect Respect und überzeugter, langjähriger Sparkassenkunde. Er hat die Transformation seines mittelständischen Unternehmens vom Biozid-Hersteller zum nachhaltigen Dienstleister vorangetrieben.
Solche Praxisbeispiele machen deutlich, dass die Sparkassen vor der Herausforderung stehen, Unternehmen auch eine qualifizierte Transformationsbegleitung zu bieten. Sie haben als Teil des gesellschaftlichen Lebens eine Schlüsselposition als lokaler wirtschaftlicher Akteur oder Innovationstreiber in den Landkreisen, Städten und Gemeinden. Ihr Vorteil: Sparkassen sind darin geübt, global und generationenübergreifend zu denken – und lokal zu handeln.
Biodiversität ist Lebensqualität
Die Kreditversorgung nachhaltig orientierter Unternehmen und die Förderung nachhaltigen Wirtschaftens zahlen sich dreifach aus. Sie bieten Ertragschancen, ermöglichen einen Reputationsgewinn und leisten einen Beitrag zum gesellschaftlichen Nutzen. Das vermittelten Matthias Nuß, Leiter der Sektion Lepidoptera bei der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, und Susanne Bergius, unabhängige Journalistin für nachhaltiges Wirtschaften und Investieren.
Denn Biodiversität ist Lebensqualität in der Stadt und in ländlichen Gebieten. Die Förderung der biologischen Vielfalt vor Ort durch Projekte im Rahmen des gesellschaftlichen Engagements oder durch die Finanzierung von Unternehmensinvestitionen ist auch eine Herausforderung für Finanzinstitute.
Strategisch verankert
Um dabei erfolgreich zu sein, müssen die Nachhaltigkeit in der Geschäftsstrategie der Sparkasse verankert werden und das Kerngeschäft nachhaltig ausgerichtet werden. Fabian Steil und Michael Flämig vom Team Advisory Financial Institutions der LBBW erläuterten bei der Tagung, wie durch Nachhaltigkeitsanalysen im Kerngeschäft das eigene Kreditportfolio und auch das Depot A gemäß den regulatorischen Anforderungen nachhaltig gestaltet werden können. Entsprechende Analyse-Tools hält die LBBW für Sparkassen bereit. Die dabei entstehende Transparenz verhilft der Sparkasse zum Geschäftserfolg.
Die Sparkasse KölnBonn hat bereits umfassende Erfahrung mit der Begleitung von Kunden im Transformationsprozess. René Stoll, Referent Strategieentwicklung und Nachhaltigkeit, hob dabei die Bedeutung der Firmenkundenberater hervor.
Auch bei der mitunter schwierigen Bewertung von komplexen Sachverhalten im Rahmen von nachhaltigen Investitionsvorhaben ihrer Kunden helfen ihnen die Nähe zu den Kunden und die tiefere Kenntnis der Betriebe. Außerdem sind viele Unternehmen, die sich nun auf klimafreundliche und nachhaltige Wirtschaftsweisen umorientieren wollen, langjährige Kunden vor Ort.
Selbstverpflichtung als Grundlage
Mit der Selbstverpflichtung deutscher Sparkassen für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften verpflichten sich die Institute, Klimaschutzaspekte im Kredit- und Anlageportfolio zu berücksichtigen, die CO2-Emissionen im Geschäftsbetrieb zu reduzieren beziehungsweise auszugleichen, die Kunden bei der Transformation zum klimafreundlichen und nachhaltigen Wirtschaften zu begleiten, Führungskräfte und Mitarbeitende in den Bereiche Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu schulen und das beim gesellschaftlichen Engagement verstärkter Umwelt- und Klimaprojekte zu berücksichtigen.
Die beiden Veranstalterinnen der Digitalen Nachhaltigkeitswoche werten diese Selbstverpflichtung als wichtigen Schritt. „Nachhaltigkeit ist ein langer Prozess, der zu Beginn eine klare Haltung in der Sparkasse erfordert und bei der Umsetzung komplexes Wissen braucht“, so Ellen Weiland, Referentin Nachhaltigkeit beim Ostdeutschen Sparkassenverband.
Haltung und Schulung
Susanne Wegner, Bildungsreferentin Steuerung der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie verweist auf die Sparkassenakademien. „Sie sind aufgefordert, das erforderliche Wissen über die Nachhaltigkeit und Möglichkeiten der qualifizierten Begleitung von Kunden in diesem Bereich in den Sparkassen aufbauen zu helfen.“
Die zweite Nachhaltigkeitstagung der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie bot Expertenwissen und Praxiserfahrungen, in den unterschiedlichsten Bereichen – Risikomanagement, Investment, Depot A, Eigenbetrieb und Kreditportfolio. Mehr als 300 Teilnehmer tauschten sich intensiv über Nachhaltigkeit in der Sparkassen-Finanzgruppe aus. Mit dabei waren Sparkassen aus ganz Deutschland. Das zeigt: Die Nachfrage, aber auch das Wissen in der Gruppe zu diesem Thema wächst.