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Geschäftszahlen / DSGV
Viele Kredite, viele Einlagen
Das Kreditgeschäft der Sparkassen hat sich im ersten Halbjahr unverändert sehr dynamisch entwickelt. Die Sparbereitschaft der Kunden ist ungebrochen, doch die hohen Einlagenzuflüsse stellen die Institute vor betriebswirtschaftliche Herausforderungen.

Kredite in Höhe von insgesamt 50,4 Milliarden Euro haben die Sparkassen im ersten Halbjahr 2021 an Unternehmen und wirtschaftlich Selbstständige vergeben. Bereinigt um die Sondereffekte der Corona-Sonderkredite von KfW und Landesförderinstituten haben die Sparkassen rund eine Milliarde Euro mehr an neuen Krediten vergeben als im ersten Halbjahr 2020. Das geht aus den Geschäftszahlen hervor, die der DSGV jetzt vorgelegt hat.

Der an Unternehmen und Selbstständige ausgelegte Kreditbestand hat sich demnach auch auf hohem Niveau entwickelt. Der Zuwachs fiel mit einem Plus von 11,1 Milliarden Euro (plus 2,4 Prozent) nur leicht geringer aus als im Vorjahr (plus 3,0 Prozent). Der Kreditbestand lag Ende Juni 2021 in diesem Segment bei 480,9 Milliarden Euro.

„In der ersten Phase der Coronakrise ging es darum, die Wirtschaft zu stabilisieren“, sagt DSGV-Präsident Helmut Schleweis. Dieser Verantwortung seien die Sparkassen mehr als gerecht geworden. „Jetzt heißt es, zum einen das Wiederanlaufen der Wirtschaft zu unterstützen und zum anderen Privatkunden weiterhin beim Vermögensaufbau zu begleiten. Auch hier zeigen die Sparkassen ihre Stärken.“ 

 

„Einlagen kosten die Kreditinstitute im gegenwärtigen Zinsumfeld real Geld.“​​​​​​
Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV)


Plus von 17,1 Prozent im Kreditneugeschäft mit Privatkunden

Ein sehr deutliches Plus von 17,1 Prozent verzeichnen die Sparkassen im Kreditneugeschäft mit Privatkunden. Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 43 Milliarden Euro zugesagt. Das waren noch einmal 6,3 Milliarden Euro mehr als im ersten Halbjahr 2020. Der Anstieg ist vor allem auf einen deutlichen Zuwachs bei den privaten Immobilienfinanzierungen zurückzuführen.

Schleweis: „Die eigene Immobilie ist und bleibt für viele Menschen ein besonderer Lebenswunsch und ein wichtiger Baustein zum Vermögensaufbau. Sparkassen und Landesbausparkassen helfen dabei, dass sich Menschen den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen können und kommen damit auch einer entscheidenden gesellschaftspolitischen Aufgabe nach.“

Neugeschäft bei privaten Immobilienkrediten auf Rekordhalbjahreswert

Das Neugeschäft bei den privaten Immobilienkrediten beläuft sich auf den Rekordhalbjahreswert von 37,9 Milliarden Euro. Dies ist gegenüber dem bisherigen Bestwert des Vorjahres nochmals ein deutliches Plus von 6,4 Milliarden Euro (plus 20,3 Prozent). Trotz steigender Immobilienpreise und zuletzt erheblichen Engpässen und damit steigenden Kosten bei Baumaterialien und im Baustoffhandel bleibt die Nachfrage also hoch.

Wertpapiergeschäft hat kräftig zugelegt

Auch das Wertpapiergeschäft hat gegenüber dem starken Vorjahr nochmals kräftig zugelegt. Von Januar bis Juni wurden Umsätze in Höhe von 87,9 Milliarden Euro getätigt. Dies entspricht einem Plus von 12,6 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020.

Dabei wurde ein Nettoabsatz (Käufe minus Verkäufe) von 13,0 Milliarden Euro erreicht, von denen 12,4 Milliarden Euro auf Investmentfonds entfallen. Die Anzahl der Wertpapierdepots ist seit Jahresbeginn um 128.000 (plus zwei Prozent) gestiegen.

Damit folgen zwar viele Kunden der Empfehlung der Sparkassen, beim Vermögensaufbau verstärkt auf Immobilien und Wertpapiere zu setzen, der Zufluss in Sichteinlagen ist jedoch ungebrochen hoch. Der weit überwiegende Anteil der hinzugekommenen Kundeneinlagen in Höhe von 25 Milliarden Euro entfällt darauf (vergleiche erstes Halbjahr 2020: plus 29,5 Milliarden Euro).

Institute verlieren Bewegungsfreiheit

Diese hohen Einlagenzuwächse rentieren sich in der andauernden Niedrigzinsphase für die Kunden nicht und stellen auch die Institute betriebswirtschaftlich vor Herausforderungen. Schleweis: „Wir freuen uns über das riesige Vertrauen, das Kundinnen und Kunden den Sparkassen in Krisenzeiten entgegenbringen. Unter Negativzinsbedingungen verlieren die Institute aber zunehmend die betriebswirtschaftliche Bewegungsfreiheit. Zusätzliche Einlagen kosten die Kreditinstitute im gegenwärtigen Zinsumfeld real Geld.“

(Bild oben: dpa)
– 12. August 2021