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BBL_Digitale Fitness (mit Selbsttest)
Kompetenzen für die neue Arbeitswelt
Eine digitalisierte, globalisierte und agile Wirtschaft braucht andere berufliche Fähigkeiten als früher. Die BBL zeigen welche und wie man die eigene Digitalkompetenz messen kann.

Wenn sich die Rahmenbedingungen des Arbeitens in nahezu allen Branchen signifikant ändern, dann müssen sich zwangsläufig auch die Strukturen, Prozesse, Methoden und Werkzeuge ändern, die wir einsetzen.

Dafür wiederum sind bestimmte Kompetenzen erforderlich. Doch welche sind das eigentlich? Um eine differenzierte und objektive Antwort geben zu können, hat der Autor eine Metaanalyse durchgeführt und recherchiert, welche Fertigkeiten aktuellen Studien zufolge künftig erforderlich sind.

Auf Basis dieser Untersuchung hat er sein Kompetenz-MUSKEL-Modell erstellt. Es vereint die am häufigsten genannten Skills, wobei jeder Buchstabe (also M-U-S-K-E-L), für eine eigene Kompetenzkategorie steht.

Ich-Kompetenzen im Zentrum

Im Zentrum des Kompetenz-MUSKEL-Modells (siehe Abb. 1) stehen die sogenannten „Ich-Kompetenzen“. Darunter versteht der Autor vor allem die Fähigkeit, sich objektiv und im besten Sinne kritisch mit sich selbst zu beschäftigen sowie sich selbst einigermaßen zu kennen.

Diese Fertigkeit hat einen so hohen Stellenwert, weil ein großer Teil der anderen Kompetenzen schlichtweg nicht oder nur kaum zu erlangen ist, wenn man nicht bereit ist, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und gegebenenfalls Aspekte seiner Persönlichkeit zu ändern.

Ein Beispiel: Bei der Kompetenz „S“ (Stressresistenz & Gelassenheit) ist es von überragender Bedeutung, sich und anderen Grenzen zu setzen, wenn man nicht irgendwann in einer Burn-out-Klinik am Tegernsee landen will.

Um jedoch entschlossen „nein“ zu sagen, auf sich selbst zu achten und zu wissen, wann genug wirklich genug ist, braucht man ein gerüttelt Maß an Selbstbewusstsein. Einige Menschen haben dies, andere nicht.

So würde der Tipp „lehne Aufgaben ab, wenn deine Kapazität bereits erschöpft ist“ bei jenen nichts fruchten, deren Selbstbild so weich wie Wackelpudding ist.

Das ist also die Grundlage aller Kompetenzen: Sich einzugestehen, dass viele Fertigkeiten nur dann erworben werden können, wenn man ernsthaft den Willen mitbringt, sich weiterzuentwickeln. Das lässt sich leicht in die Tastatur hacken, ist jedoch so unendlich schwer umzusetzen.

Hier finden Sie weitere Beiträge aus den Betriebswirtschaftlichen Blättern (BBL)

⇒ Infotipp: Setzen Sie auf diesen Link ein Bookmark – und Sie haben jederzeit einen Überblick über die Betriebswirtschaftlichen Blätter.

Ich will Ihnen in aller Offenheit sagen, dass mein Fitnessprogramm für die neue Arbeitswelt alles andere als leicht ist. Klar, etliche meiner Tipps funktionieren völlig unabhängig davon, welcher Typ man ist.

Aber: Die wirklich substanziellen Empfehlungen, diejenigen, die einen dauerhaft erfolgreich und entspannt machen, funktionieren nur, wenn man sich darauf einlässt, ehrlich in den Spiegel zu schauen. Damit zu den eigentlichen Kompetenzen:

Kompetenzen im Überblick

Kompetenz „M“ (Medien- & Digitalkompetenz)
In der digitalisierten Arbeitswelt ist neues „Handwerkszeugs“ erforderlich – es gilt, die neuen Tools, wie Videokonferenzen, Kollaborations-Software, Chats und das (Social) Intranet professionell zu beherrschen.

Kompetenz „U“ (Umgangsformen & Teamfähigkeit)
Immer mehr Unternehmen führen agile Methoden und Projektarbeit ein. Ebenfalls immer wichtiger wird Teamwork. Da sollten alle Mitarbeiter über gute Umgangsformen verfügen und Techniken zur Konfliktlösung beherrschen sowie die Geheimnisse erfolgreicher Teams kennen.

Kompetenz „S“ (Stressresistenz & Gelassenheit)
Der Anteil chronisch überlasteter Mitarbeiter ist in den vergangenen Jahren signifikant gestiegen und wird voraussichtlich noch weiter zulegen. Die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben begrüßen zwar viele, doch etliche Menschen leiden darunter – damit werden Selbstfürsorge, Achtsamkeit und Resilienz zu zentralen Voraussetzungen, um gesund zu bleiben.

Kompetenz „K“ (Kommunikationskompetenz)
Unmittelbar mit der Kompetenz „U“ verbunden ist Kommunikationskompetenz, denn Teamarbeit bedeutet automatisch, sich mehr auszutauschen. Kenntnisse über Körpersprache, Gesprächsregeln und Methoden, um besser zuzuhören, werden da bedeutsamer.

Kompetenz „E“ (Eigenständigkeit & Selbstorganisation)
In der neuen Arbeitswelt wird man sich selbst (noch) besser organisieren, sich eigene Ziele setzen, kritisch(er) denken und selbstständiger handeln müssen.

Kompetenz „L“ (Lernbereitschaft & Kreativität)
Dadurch, dass Routinetätigkeiten zunehmend von Algorithmen und Bots übernommen werden, wird Arbeit künftig vor allem bedeuten, kreativ zu sein und Probleme zu lösen. Folglich sind wichtig: Analyse- und Entscheidungstechniken, Kreativitätsmethoden sowie zu wissen, wie man sich neues Wissen aneignet.

Selbsttest: Wie fit sind Sie für die neue Arbeitswelt?

Sie kennen nun die wichtigsten Fähigkeiten, auf die es künftig ankommt. Wenn Sie gerade diesen Überblick aller sechs Kompetenzen gelesen haben, dann werden Sie sich vielleicht (unterbewusst) gefragt haben, inwieweit Sie diese „Anforderungen“ bereits erfüllen, wie gut vorbereitet Sie also für das digitalisierte Berufsleben sind.

Haben Sie Lust, das mal systematisch zu ermitteln? Dann können Sie es jetzt mit einem vom Autor konzipierten Selbsttest herausfinden. Lassen Sie uns Ihren „Digital Fitness-Score“ ermitteln!

Abbildung 2 zeigt die ersten zehn von 50 Fragen, die sich ausschließlich auf das Berufsleben beziehen (Download des kompletten Selbsttests als hochauflösendes PDF hier oder am Ende des Beitrags).

Bitte überlegen Sie möglichst rasch und ehrlich – Sie wollen sich ja nicht selbst täuschen, sondern eine realistische Einschätzung erlangen –, inwieweit Sie den Aussagen zustimmen beziehungsweise wie häufig sie zutreffen. Bitte vergeben Sie dabei folgende Punkte:

  • 0 = nein | nie oder sehr selten | stimme nicht zu
  • 1 = ein bisschen | manchmal | stimme teilweise zu
  • 2 = ja | häufig | stimme zu

Zählen Sie am Ende Ihre Punkte zusammen – die Summe ist Ihr „Digital Fitness-Score“. Je höher er ist, desto fitter sind Sie für die neue Arbeitswelt. Maximal sind 100 Punkte zu erreichen.

Eine gekürzte Version des Tests gibt es online unter www.profdaefler.de/how2workdigital oder als PDF am Ende des Beitrags.

Ergebnis: Ihr „Digital Fitness-Score“ beträgt...

100 bis 85 Punkte
Spitze! Herzlichen Glückwunsch. Sie scheinen perfekt vorbereitet zu sein für die neue Arbeitswelt. Inspirieren Sie andere mit Ihrer Einstellung und geben Ihr Wissen weiter.

84 bis 70 Punkte
Prima! Sie bringen schon sehr viele Voraussetzungen mit, die in der neuen Arbeitswelt wichtig sind. Und den Rest schaffen Sie sicherlich spielend.

69 bis 55 Punkte
Gut! Offensichtlich sind Sie bei einigen Kompetenzen schon weit vorne. Das sollte Sie anspornen, sich dort weiterzuqualifizieren, wo Sie noch Lücken haben.

54 bis 40 Punkte
Okay! Auf dem Weg in die neue Arbeitswelt sind Sie bereits einige Schritte gegangen. Das macht Sie hoffentlich zuversichtlich, auch den Rest zu bewältigen.

39 bis 25 Punkte
Hmmm! Sehen Sie es positiv: Sie haben noch viel Potenzial! Wir müssen ehrlich sein – für Sie ist noch einiges zu tun, um gut mit den Herausforderungen der neuen Arbeitswelt zurechtzukommen.

unter 24 Punkte
Das wird schon! Seien Sie nicht deprimiert wegen Ihres niedrigen Ergebnisses. Sind wir allerdings auch ehrlich: Ein gutes Stück Arbeit liegt vor Ihnen.

Hinweis: Eine gekürzte, kostenlose und anmeldefreie Online-Version des Selbsttests finden Sie unter: www.profdaefler.de/how2workdigital

Autor
Prof. Dr. Martin-Niels Däfler lehrt an der FOM-Hochschule in Frankfurt/M. und arbeitet als Trainer/Redner zu den Themen Kompetenzen für die neue Arbeitswelt sowie Umgang mit Veränderungen und Stress.

Hier finden Sie weitere Beiträge aus den Betriebswirtschaftlichen Blättern (BBL)

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Prof. Martin-Niels Däfler (Foto oben: Shutterstock)
– 12. August 2021

Rico D.

Toller Artikel ??