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S-Hub
Von der App-Idee zum fertigen Produkt
Vielverspechende Anwendungen der Sparkassen-Finanzgruppe finden ihren Weg in die App-Stores. Ideengeber ist oft die Innovationsplattform S-Hub. Sie bindet interessierte Nutzer ein.

Die Resonanz ist beachtlich: Mehr als 4500 haben in diesem Jahr auf Wunsch von fünf Pilotsparkassen eine neue Applikation getestet, die Passwörter wie auch wichtige Dokumente sicher verwaltet. Sie war auf Basis von Ideen des Sparkassen Innovation Hub (S-Hub) hin optimiert und weiterentwickelt worden. Die Institute und ihre digitalaffinen Nutzer gaben Hinweise für Verbesserungen. 

Mittlerweile lässt sich die Anwendung „S-Trust“ in den App-Stores von Google und Apple kostenlos herunterladen, wo mehr als 250 Personen das Angebot des Deutschen Sparkassenverlages (DSV) Anfang Oktober mit 4,6 und 4,7 von fünf Sternen bewertet haben. Einige Institute der Finanzgruppe machen daneben auf das Angebot in ihrer Internet-Filiale aufmerksam. Christian Rose als der für die App-Entwicklung verantwortliche Leiter Bereich S-Trust beim DSV sagt: „Wir rechnen damit, dass mittelfristig mindestens die Hälfte aller Sparkassen das Produkt nutzt.“

S-Trust ist ein Beispiel dafür, wie im Zeichen wichtiger IT-Trends innerhalb der Finanzgruppe nützliche Tools und Produkte entstehen, die den aktuellen Wünschen wichtiger Zielgruppen entsprechen. Ein Pluspunkt ist dabei die von großen Teilen der Bevölkerung wahrgenommene Kompetenz der Sparkassen in Sachen Sicherheit. Daneben gilt zudem die gewünschte Bequemlichkeit in der intuitiven Anwendung von Apps als mitentscheidend für den Vermarktungserfolg. 

Sicherheit und Bequemlichkeit

Aus Sicht von Jens Rieken muss das kein Zielkonflikt sein. Der S-Hub-Leiter lässt digitale Produktideen mithilfe der Plattform „Move“ testen und bewerten. Entsprechend viel Erfahrung hat er im Umgang mit Nutzer-Feedback und sagt: „Die Frage ist letztlich, wie Sicherheit und eine gute User Experience zusammenkommen, beispielsweise während des Login-Vorgangs durch einfache Methoden wie Face-ID. Und wie wir neue Funktionen entsprechend in Zukunft bestens gelöst bekommen.“ 

Aus seiner Sicht ist es deshalb eine der entscheidenden Herausforderungen von Produktentwicklungen, das gewünschte Nutzererlebnis zu bieten und das Vertrauen der anwendenden Personen in die jeweilige Applikation auf Dauer zu stärken.

Das sind zwei Aspekte, die für den S-Hub als Impulsgeber der Sparkassen-Finanzgruppe über den Erfolg der Arbeit mitentscheiden. „Wir übergeben eine Idee immer so schnell wie möglich an das jeweilige Unternehmen, das die betriebswirtschaftliche Verantwortung für die Entwicklung einer Anwendung übernimmt“, sagt Rieken und nennt Zahlen: „Entsprechend haben wir in den vergangenen Jahren rund 30 Produktideen ausgearbeitet. Davon ist jede zweite in die Gruppe gegeben worden. Und acht Prototypen sind später in der einen oder anderen Form als gereifte Applikation beim Kunden live gegangen – so wie S-Trust.“ 

Vertrauliches bleibt vertraulich

Ganz in diesem Sinne sagt DSV-Bereichsleiter Rose: „Die Vorarbeiten aus dem S-Hub waren wichtig, aber wir haben den Fokus des Produkts im Laufe der Entwicklung angepasst.“ Der Diplom-Kaufmann nennt als Beispiel „Zero Knowledge“: Bei S-Trust kann nur die nutzende Person die gespeicherten Daten entschlüsseln, nicht aber der DSV oder eine Sparkasse. „Mit ‚Zero Knowledge‘ bleibt Vertrauliches wirklich vertraulich. Deshalb kann der DSV auch keine Passwörter zurücksetzen“, sagt Rose.

Ihm zufolge ist in der Entwicklungsphase auch die Zusammenarbeit mit den Pilotsparkassen außerordentlich wichtig gewesen. Sie hätten entscheidende Impulse eingebracht, so etwa zum Preismodell. Entsprechend gibt es heute eine Basis-Lösung gratis sowie kostenpflichtige Varianten für Vielnutzer, die Sparkassen- im Vergleich zu Bankkunden nennenswert vergünstigt nutzen können. Sparkassen bringt S-Trust dabei Erlöspotenziale, die von Zins und Kapitalmärkten unabhängig sind.

Zu den fünf beteiligten Häusern zählte in der Testphase auch die Berliner Sparkasse, die insgesamt 1200 interessierte User gewinnen konnte, um S-Trust über mehrere Monate noch nutzerfreundlicher zu machen. Mona Meshaal aus dem zuständigen Bereich Medialer Vertrieb und Marketing sagt: „Unsere Umfrage hat ergeben, dass der in Europa gelegene und ISO-zertifizierte Server neben dem Passwortmanager und der Möglichkeit, Dokumente importieren zu können, die wichtigsten Features von S-Trust sind.“ Von Ende 2020 an will der DSV sogar alle S-Trust-Daten über in Deutschland beheimatete Server laufen lassen.

Ein Tool für alle

Ihre Kollegin Daniela Gommert ergänzt: „Wir Pilotsparkassen haben in vielen Feedback-Schleifen den Registrierungsprozess sowie den Passwortmanager weiterentwickelt.“ Aufgrund von Hinweisen aus der Community sei beispielsweise der Vorschlag umgesetzt worden, Passwörter zu kategorisieren.

Entsprechend zieht Rolf Burkart, der auch im Bereich Medialer Vertrieb und Marketing arbeitet, das Fazit: „Aus unserer Sicht ist S-Trust ein sicheres und bequemes Tool für alle, die sich im Internet bewegen. Selbst wer nur sporadisch online ist, kommt zum Beispiel um Benutzerkonten kaum herum.“ 

Zu den Lösungen, deren Idee im S-Hub entstanden ist, zählt auch „Cashew“: Vor allem junge Leute sollen mithilfe der App möglichst nutzerfreundlich Kleinstbeträge in ihrem täglichen Leben zurücklegen, um das Geld nach einer gewissen Zeit fürs Investmentsparen zu nutzen.

Befragte fanden diesen Grundgedanken gut. Ein Team, bestehend aus Mitgliedern der Häuser Bevestor, Dekabank sowie den beteiligten Projektsparkassen, entwickelte in Frankfurt daraufhin einen klickbaren Prototyp. 

Als im Anschluss dann eine erste Produktversion (Minimum Viable Product) verfügbar war, merkten Tester und Vertreter der Pilotsparkassen an, es fehle noch eine Möglichkeit, die gewünschten Summen direkt einem Ansparkonto gutschreiben zu können.

Bevestor-Geschäftsführer Marco Lorenz sagt: „Hier haben uns die Kunden signalisiert, dass diese Funktion ein Muss ist.“ Entsprechend sind jetzt weitere Abstimmungen und Programmierungen nötig, um die Produktidee zur Marktreife zu führen.

 

IN KÜRZE

STRATEGISCHER ANSATZ

Manfred Wiesinger, Bereichsleiter Medialer Vertrieb und Marketing der Berliner Sparkasse, erläutert, warum es lohnt, Tools wie S-Trust mitzuentwickeln und dann gezielt zu vermarkten.

Ausgangslage 

Wir haben in der Vergangenheit immer wieder feststellen müssen, dass wir in der Sparkassengruppe viel Gutes tun und innovative Lösungen entwickeln, unsere Kunden aber nicht immer von allem Kenntnis haben. Daher planen wir eine größere Kampagne, in der auch S-Trust eine bedeutende Rolle spielen wird. Digitale Features werden ein wichtiger Teil unseres Marketings sein.


Projekte

Wenn wir digitale Anwendungen gemeinsam entwickeln, verteilen wir den Aufwand auf zahlreiche Schultern. S-Trust ist ein gutes Beispiel für den Erfolgsweg vom S-Hub über Verbundunternehmen wie den DSV bis hin zu den Sparkassen. Ich halte es für essenziell, dass sich Sparkassen mit Lösungen wie S-Trust neue Chancen zur Kundenbindung und Ertragsgenerierung eröffnen. 


Effekt

Letztlich senken wir damit auch die Hemmschwelle, mit uns als Finanzinstitut Tuchfühlung aufzunehmen: Neukunden werden künftig vielleicht als erstes ein solches Produkt nutzen, ehe sie dann das Girokonto der Sparkasse wählen oder deren Kredit in Anspruch nehmen.
 

Rudolf Kahlen
– 10. November 2020