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Anlagestrategien / 5 Fragen an...
Kommunen schwenken um
Viele Kommunen geben sich inzwischen nachhaltige Anlagerichtlinien - was zu plötzlichen Veränderungen im Portfolio führt. Sparkassen können den Prozess aber aktiv begleiten, erklärt Marianne Ullrich aus dem Team Nachhaltigkeit und Corporate Governance der Deka Investment.

Frau Ullrich, Nachhaltigkeit entwickelt sich auch bei kommunalen Kunden zum Trend. Was ist den Kunden wichtig?

Marianne Ulrich: In vielen kommunalen Betrieben und Verwaltungen gibt es einen Strategiewechsel, der sich in einem Satz zusammenfassen lässt: „Wenn es falsch ist, das Klima zu zerstören, ist es auch falsch, von der Zerstörung zu profitieren.“ Der Rückzug aus Kohle, Öl und Gas wird am Markt mit dem Begriff „Divestment“ bezeichnet.

Sieben Bundesländer haben den Schritt schon gemacht, auch Kreise und kreisfreie Städte überprüfen ihre Anlagen oder investieren bereits nicht mehr in fossile Energien. Auch kontroverse Aspekte wie Kinderarbeit und Atomenergie werden bei Ausschlüssen berücksichtig. Oft kommt die Motivation aus der Verwaltung oder der Bürgervertretung selbst. Die Kommunen selbst geben aber auch an, den Druck von Nichtregierungsorganisationen zu spüren.

Zudem haben die kommunalen Spitzenverbände dieses Thema auf ihrer Agenda stehen und treiben es spürbar voran.

 

"Niemand will zukünftig unverkäufliche Werte, „Stranded Assets“, in seinen Portfolien."

Marianne Ullrich aus dem Team „Nachhaltigkeit und Corporate Governance“ der Deka Investment


Wie verändert sich dadurch das Portfolio der Kommunen?

Ullrich: Divestment betrifft das gesamte Wertpapierportfolie der jeweiligen Kommune und alles, was neu aufgenommen wird. Ihre Beteiligungen bewerten die Kommunen separat. Einmal ist das natürlich die Bewegung „raus“ aus bestimmten Bereichen. Aber ist gibt auch die Bewegung „rein“ in Green Bonds und Social Bonds. Wir bei Deka Investment haben diese Anlageklasse in den Investmentprozess integriert und in die Portfolien aufgenommen. Wir würden uns als Investor noch mehr solcher Emissionen wünschen.

Als Emittenten treten dabei auch Bundesländer wie zum Beispiel Nordrhein-Westfalen auf, das mit rund sieben Milliarden Euro Emissionsvolumen in nachhaltigen Bonds zu den Schwergewichten in diesem Markt zählt. Die DekaBank hilft, solche Emissionen zu platzieren.

Welche Rolle spielt „Performance“ bei den Anlageentscheidungen der Städte, Kreise und Gemeinden? 

Ullrich: Auch kommunale Anleger müssen mit ihren Geldanlagen Performance erzielen, was im Niedrigzinsumfeld und auf volatilen Aktienmärkten zunehmend schwierig wird. Grundsätzlich gilt: Nachhaltigkeit muss sich auszahlen, also entweder beim Ertrag oder beim Risiko Vorteile bringen.

Ausschlaggebend für den Strategiewechsel Richtung „Divestment“ ist daher oft ein neues Risikobewusstsein. Niemand will zukünftig unverkäufliche Werte, sogenannte „Stranded Assets“, in seinen Portfolien.

Sparkassen sind ja auch institutionelle Anleger. Agieren sie ähnlich wie Kommunen?

Ullrich: Tatsächlich unterscheiden sich Sparkassen und Kommunen beim Umstieg auf nachhaltige Anlagen: Sparkassen wechseln häufig organisch auf nachhaltige Papiere, das heißt sie ersetzen auslaufende klassische durch neue, nachhaltige Anlagen und nähern sich sukzessive der Nachhaltigkeit.

Kommunen machen es oft anders. Wenn sie sich einen Stichtag gesetzt haben, zu dem sie nachhaltig sein wollen, erfolgen die Umschichtungen für das gesamte Portfolio.

Gibt es passende Produkte am Markt und im Verbund, und was zeichnet sie aus? 

Ullrich: Der Markt nachhaltiger Anlagen wächst enorm. Es gibt verschiedene Angebote für Kommunen, je nach Anlageziel, Anlagevolumen und regulatorische Vorgaben, die in einzelnen Bundesländern unterschiedlich sein können und in den Anlagelösungen berücksichtig werden müssen.

Für größere Kommunen und Versorgungswerke bietet die Deka Spezialfonds. Die werden so zusammengestellt, wie es den Schwerpunkten der Kommune entspricht. Der Kunde definiert, welche ESG-Kriterien (E= ecological, S=social, G=governance) für ihn vorrangig sind. Darüber hinaus bietet die Deka Publikumsfonds für institutionelle Anleger, zum Beispiel den ‚Deka-Nachhaltigkeit Kommunal Balance‘. Er kann schon ab 50.000 Euro erworben werden und bietet einen guten Einstieg.

Wie können Sparkassen gezielt dazu beraten?

Ullrich: Sparkassen haben ein breites Angebot an Anlagelösungen, die sich für kommunale Anleger eignen. Bei vielen Anfragen kommunaler Anleger holen sich die Sparkassen Unterstützung von Experten für kommunale Anleger etwa der Deka und erarbeiten gemeinsam geeignete Anlagestrategien. 

Unsere Kommunal-Spezialisten sitzen in der Deka im Bereich „Anleger Öffentlicher Sektor/non profit“. Wir aus dem Team „Nachhaltigkeit und Corporate Governance“ unterstützen fachlich. Gemeinsam mit der Sparkasse beraten wir die Kunden.

Anke Bunz
– 24. November 2020