Die Sparkasse Odenwaldkreis mit Hauptstelle in Erbach begeht ihr Jubiläum in besonderen und keineswegs einfachen Zeiten. Etliche Unternehmen im Geschäftsgebiet bangen wegen der Pandemie um ihre Existenz, von Kurzarbeit betroffene Familien geraten in finanzielle Schwierigkeiten.
Ursprünglich hatte eine interne Arbeitsgruppe der Sparkasse bereits seit Ende 2019 eine Großveranstaltung geplant. Jetzt fand umständehalber am Gründungsdatum Anfang Februar ein Empfang mit Pressegespräch im engsten Kreis statt.
Karlheinz Ihrig, Vorstandsvorsitzender des Instituts, und sein Stellvertreter Uwe Klauer begrüßten als Ehrengast Gerhard Grandke, Geschäftsführender Präsident des Sparkassenverbands Hessen-Thüringen.
Grandke sprach in seinem Grußwort über die Gründungsprinzipien der Sparkassen, die Arbeit und Wirken der Häuser bis heute prägten. Der Fürsorgegedanke verankere das Sparen und das Vorsorgeprinzip in der ganzen Bevölkerung. Wer Vorsorge ermöglichen wolle, müsse die Voraussetzungen schaffen, dass Menschen überhaupt sparen können.
„Genau das war die Grundidee hinter den Sparkassen“, sagte der Verbandspräsident. Die Gemeinwohl- und Aufgabenorientierung zeige bereits die Gründungsurkunde der Spar- und Leihkasse für den Landratsbezirk Erbach vom 4. Februar 1846.
Lehrer Kredel verwahrte die Spargroschen der Mägde und Knechte
Das Vorgängerinstitut der heutigen Sparkasse Odenwaldkreis sollte den Sparsinn in den ärmeren Bevölkerungsschichten etablieren und diese zugleich vor Zinswucher bewahren: „Das Institut war somit von Anfang an als Spar- und Leihkasse ausgelegt“, so Grandke.
Die ersten Einzahler waren Bedienstete des Erbacher Grafenhauses, die ihren Lohn, anstatt ihn in den Sparstrumpf zu stecken oder in die Matratze einzunähen, zur Sparkasse brachten und damit ihr Vertrauen in die damals noch völlig neuartige Institution bewiesen.
Graf Franz zu Erbach-Erbach hatte bereits 1817 eine Sparkasse gründen wollen, die Großherzogliche Regierung hatte das Projekt aber nicht genehmigt. Erst 1845 gelang es Landrat Wolf, die Gemeinden zu einer gemeinsamen Garantieübernahme zu bewegen, was dann auch den Großherzog überzeugte.
Die neue Sparkasse wurde zuerst im Erbacher Schulhaus untergebracht, und der als sogenannter Sparkassenrechner oder Rendant bestellte Lehrer P. Kredel verwahrte die Einzahlungen.
Bereits am Gründungstag konnte sich Kredel in seiner Ein-Mann-Filiale bei Kassenschluss über Einnahmen in Höhe von 13.113 Gulden freuen. In den folgenden Jahrzehnten legten vor allem die in den Haushalten und landwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Dienstboten ihre Ersparnisse an.
Kommunale Trägerschaft sichert Gemeinwohlorientierung
Wie die meisten anderen Sparkassen habe auch das Erbacher Institut kommunale Wurzeln, erläuterte Grandke in seinem Grußwort. Die vom Gemeinwohlgedanken geprägten Sparkassenziele wie die Vermögensbildung wirtschaftlich schwacher Schichten und die Hilfe zur Selbsthilfe konnte schon damals eine kommunale Trägerschaft am besten gewährleisten.
Grandke schloss mit den Worten: „Um die Zukunft der Sparkasse Odenwaldkreis ist mir trotz aller anstehenden Herausforderungen nicht bange.“ Das Institut habe Kriege und politische Umwälzungen unbeschadet überstanden, zudem Hyperinflation, Wirtschaftskrisen und diverse Turbulenzen an den Finanzmärkten.
In der Coronakrise könne die Sparkasse erneut unter Beweis stellen, „dass sie den Menschen und Firmen vor Ort bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Verwerfungen helfen kann“.
Gerade zurzeit gelte es, „ein starker Finanzpartner vor Ort für die gewerbliche Wirtschaft in der Region zu sein. Diesem Auftrag konnte und kann die Sparkasse Odenwaldkreis jederzeit gerecht werden“, sagte der Verbandspräsident.
Soziales Engagement aus gesellschaftlicher Verantwortung
Die Sparkasse setzt in diesem Jahr aus ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung heraus Impulse beim nachhaltigen sozialen Engagement, damit Vereine und Institutionen im Geschäftsgebiet ihre Ziele leichter erreichen können.
Als kleines Geschenk erhalten alle sechs am 4. Februar 2021 in der Erbacher Klinik zur Welt gekommenen Kinder von der Sparkasse einen Spargutschein über 175 Euro.
Ein großes Geschenk an die ganze Region stammt von der Stiftung der Sparkasse, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert: 500.000 Euro Spendengeld dienen dazu, in Erbach eine Elternakademie zu etablieren.
Die Einrichtung soll Eltern auf ihre Aufgaben vorbereiten und vor und während der ersten Zeit nach der Geburt eines Kindes unterstützend wirken.
Stiftung fördert in 25 Jahren regionale Projekte mit 2,3 Millionen Euro
Die Stiftung der Sparkasse wurde im Gründungsjahr 1996 mit einem Kapital von einer Million D-Mark ausgestattet, heute verfügt sie über sieben Millionen Euro.
Gemäß ihrem Motto „für die Menschen, für die Region, für die Zukunft“ hat die Stiftung seit ihrer Gründung insgesamt 2,3 Millionen Euro an förderungswürdige Projekte und Vorhaben ausgeschüttet: „Die Sparkasse hat damit Verantwortungsbewusstsein und ihre Verbundenheit mit Land und Leuten zum Ausdruck gebracht“, sagt Vorstandschef Ihrig.
Die Beschäftigten der Sparkasse bekommen in diesem Jahr unter dem Aspekt Work-Life-Balance zusätzlichen Urlaub und die Möglichkeit, eine betriebliche Krankenversicherung abzuschließen.
Heute sind bei der Sparkasse Odenwaldkreis 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, das Institut verfügt über sechs Beratungscenter und mehrere Geschäfts- und SB-Stellen.
Vorstandschef Ihrig: „So wird es der Sparkasse Odenwaldkreis sicher gelingen, in diesen besonderen Zeiten Kunden, Geschäftspartner und Beschäftigte mitzunehmen, auf dem Weg durch das Jubiläumsjahr 2021 und in die Zukunft, für die wir uns gut aufgestellt sehen.“