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Jubiläum
Grandke: „Um die Zukunft ist mir nicht bange“
1846 sammelte Lehrer Kredel die Spargulden der arbeitenden Bevölkerung ein, heute hat die Sparkasse Odenwaldkreis sechs Beratungscenter und blickt auf 175 Jahre Institutsgeschichte. Die Sparkasse fördert in ihrem Jubiläumsjahr verstärkt lokale Vereine und Institutionen.

Die Sparkasse Odenwaldkreis mit Hauptstelle in Erbach begeht ihr Jubiläum in besonderen und keineswegs einfachen Zeiten. Etliche Unternehmen im Geschäftsgebiet bangen wegen der Pandemie um ihre Existenz, von Kurzarbeit betroffene Familien geraten in finanzielle Schwierigkeiten.

Ursprünglich hatte eine interne Arbeitsgruppe der Sparkasse bereits seit Ende 2019 eine Großveranstaltung geplant. Jetzt fand umständehalber am Gründungsdatum Anfang Februar ein Empfang mit Pressegespräch im engsten Kreis statt.

Karlheinz Ihrig, Vorstandsvorsitzender des Instituts, und sein Stellvertreter Uwe Klauer begrüßten als Ehrengast Gerhard Grandke, Geschäftsführender Präsident des Sparkassenverbands Hessen-Thüringen.

 

Sieht sein Haus für die Zukunft gut aufgestellt: Karlheinz Ihrig, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Odenwaldkreis.

Grandke sprach in seinem Grußwort über die Gründungsprinzipien der Sparkassen, die Arbeit und Wirken der Häuser bis heute prägten. Der Fürsorgegedanke verankere das Sparen und das Vorsorgeprinzip in der ganzen Bevölkerung. Wer Vorsorge ermöglichen wolle, müsse die Voraussetzungen schaffen, dass Menschen überhaupt sparen können.

„Genau das war die Grundidee hinter den Sparkassen“, sagte der Verbandspräsident. Die Gemeinwohl- und Aufgabenorientierung zeige bereits die Gründungsurkunde der Spar- und Leihkasse für den Landratsbezirk Erbach vom 4. Februar 1846.

Uwe Klauer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Odenwaldkreis in Erbach

Lehrer Kredel verwahrte die Spargroschen der Mägde und Knechte

Das Vorgängerinstitut der heutigen Sparkasse Odenwaldkreis sollte den Sparsinn in den ärmeren Bevölkerungsschichten etablieren und diese zugleich vor Zinswucher bewahren: „Das Institut war somit von Anfang an als Spar- und Leihkasse ausgelegt“, so Grandke.

Die ersten Einzahler waren Bedienstete des Erbacher Grafenhauses, die ihren Lohn, anstatt ihn in den Sparstrumpf zu stecken oder in die Matratze einzunähen, zur Sparkasse brachten und damit ihr Vertrauen in die damals noch völlig neuartige Institution bewiesen.

Graf Franz zu Erbach-Erbach hatte bereits 1817 eine Sparkasse gründen wollen, die Großherzogliche Regierung hatte das Projekt aber nicht genehmigt. Erst 1845 gelang es Landrat Wolf, die Gemeinden zu einer gemeinsamen Garantieübernahme zu bewegen, was dann auch den Großherzog überzeugte.

 

Seine Königliche Hoheit hatten huldreichst geruht, die Allerhöchste Bestätigung zu ertheilen: Eine Notiz im „Gräflich-Erbachischen Wochenblatt“ zeigt am 4. Februar 1846 die Gründung einer Sparkasse an. Erster Sparkassenrendant war Lehrer Kredel, das Schulhaus die erste Geschäftsstelle.

Die neue Sparkasse wurde zuerst im Erbacher Schulhaus untergebracht, und der als sogenannter Sparkassenrechner oder Rendant bestellte Lehrer P. Kredel verwahrte die Einzahlungen.

Bereits am Gründungstag konnte sich Kredel in seiner Ein-Mann-Filiale bei Kassenschluss über Einnahmen in Höhe von 13.113 Gulden freuen. In den folgenden Jahrzehnten legten vor allem die in den Haushalten und landwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Dienstboten ihre Ersparnisse an.

 

1883 bezog die Sparkasse in Erbachs Hauptstraße dieses neue Gebäude.

 

Kommunale Trägerschaft sichert Gemeinwohlorientierung

Wie die meisten anderen Sparkassen habe auch das Erbacher Institut kommunale Wurzeln, erläuterte Grandke in seinem Grußwort. Die vom Gemeinwohlgedanken geprägten Sparkassenziele wie die Vermögensbildung wirtschaftlich schwacher Schichten und die Hilfe zur Selbsthilfe konnte schon damals eine kommunale Trägerschaft am besten gewährleisten.

Grandke schloss mit den Worten: „Um die Zukunft der Sparkasse Odenwaldkreis ist mir trotz aller anstehenden Herausforderungen nicht bange.“ Das Institut habe Kriege und politische Umwälzungen unbeschadet überstanden, zudem Hyperinflation, Wirtschaftskrisen und diverse Turbulenzen an den Finanzmärkten.

 

So sieht die Hauptstelle in Erbach heute aus.

In der Coronakrise könne die Sparkasse erneut unter Beweis stellen, „dass sie den Menschen und Firmen vor Ort bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Verwerfungen helfen kann“.

Gerade zurzeit gelte es, „ein starker Finanzpartner vor Ort für die gewerbliche Wirtschaft in der Region zu sein. Diesem Auftrag konnte und kann die Sparkasse Odenwaldkreis jederzeit gerecht werden“, sagte der Verbandspräsident.

 

Und so hat die damalige Kreissparkasse Erbach 1971 ausgesehen.

Soziales Engagement aus gesellschaftlicher Verantwortung

Die Sparkasse setzt in diesem Jahr aus ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung heraus Impulse beim nachhaltigen sozialen Engagement, damit Vereine und Institutionen im Geschäftsgebiet ihre Ziele leichter erreichen können.

Als kleines Geschenk erhalten alle sechs am 4. Februar 2021 in der Erbacher Klinik zur Welt gekommenen Kinder von der Sparkasse einen Spargutschein über 175 Euro.

Ein großes Geschenk an die ganze Region stammt von der Stiftung der Sparkasse, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert: 500.000 Euro Spendengeld dienen dazu, in Erbach eine Elternakademie zu etablieren.

Die Einrichtung soll Eltern auf ihre Aufgaben vorbereiten und vor und während der ersten Zeit nach der Geburt eines Kindes unterstützend wirken.

 

Aus dem Institutsarchiv: Diese zur Jungfernfahrt festlich geschmückte „Sparkasse auf Rädern“ rollte 1966 im Odenwaldkreis durchs Geschäftsgebiet.

Stiftung fördert in 25 Jahren regionale Projekte mit 2,3 Millionen Euro

Die Stiftung der Sparkasse wurde im Gründungsjahr 1996 mit einem Kapital von einer Million D-Mark ausgestattet, heute verfügt sie über sieben Millionen Euro.

Gemäß ihrem Motto „für die Menschen, für die Region, für die Zukunft“ hat die Stiftung seit ihrer Gründung insgesamt 2,3 Millionen Euro an förderungswürdige Projekte und Vorhaben ausgeschüttet: „Die Sparkasse hat damit Verantwortungsbewusstsein und ihre Verbundenheit mit Land und Leuten zum Ausdruck gebracht“, sagt Vorstandschef Ihrig.

Die Beschäftigten der Sparkasse bekommen in diesem Jahr unter dem Aspekt Work-Life-Balance zusätzlichen Urlaub und die Möglichkeit, eine betriebliche Krankenversicherung abzuschließen.

Heute sind bei der Sparkasse Odenwaldkreis 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, das Institut verfügt über sechs Beratungscenter und mehrere Geschäfts- und SB-Stellen.

Vorstandschef Ihrig: „So wird es der Sparkasse Odenwaldkreis sicher gelingen, in diesen besonderen Zeiten Kunden, Geschäftspartner und Beschäftigte mitzunehmen, auf dem Weg durch das Jubiläumsjahr 2021 und in die Zukunft, für die wir uns gut aufgestellt sehen.“

„Um die Zukunft der Sparkasse Odenwaldkreis ist mir trotz aller anstehenden Herausforderungen nicht bange“, sagte als Ehrengast Gerhard Grandke, Geschäftsführender Präsident des Sparkassenverbands Hessen-Thüringen, am 4. Februar 2021 bei einem Empfang in der Sparkasse Odenwaldkreis in Erbach. 
Beim Empfang zum Jubiläum (von rechts): Vorstandsvorsitzender Karlheinz Ihrig und Uwe Klauer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, und Gerhard Grandke, Geschäftsführender Präsident des Sparkassenverbands Hessen-Thüringen.
Fahrbare Filialen 1971 vor dem Erbacher Schloss.
Mit Opel und Käfer: Autoschalter der Kreissparkasse in Erbach 1971.
Christoph Becker
– 18. Februar 2021