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Spanien
„Eine Art Google der Bankenwelt“
Die Caixabank zieht alle Bankia-Aktien ein und baut das digitale Angebot aus. Die ehemaligen Sparkassen planen einen gemeinsamen Feldzug gegen die wachsende Konkurrenz der Fintechs.

Gonzalo Gortázar hat immer noch das Sagen bei der neuen Caixabank, auch wenn offiziell von einem Tandem mit Bankia-Chairman José Ignacio Goirigolzarri die Rede ist. Denn faktisch hat die Caixabank im Zuge einer Fusion die 2012 staatlich gerettete Bankia (vormals Caja Madrid) übernommen.

Am Tag des Aktientauschs, dem 26. März 2021, wird an den emblematischen Caja-Madrid-Türmen in Form eines „M“ das Logo in Caixabank umgetauscht. 1500 Mitarbeiter beider Banken haben seit sechs Monaten auf diesen Tag hingearbeitet, an dem Bankia aus dem Leben der Spanier verschwindet.

 

Gonzalo Gortázar, CEO der Caixabank: Hat immer noch das Sagen bei der neuen Caixabank.

Auf dem spanischen Markt kontrolliert Caixabank jetzt ein Viertel des Geschäfts. „Wir mußten diesen Schritt gehen, um in dem aktuellen Niedrigzins-Niveau zu überleben“, erklärt Gortázar gegenüber der SparkassenZeitung. Und tatsächlich befinden sich beide Kreditinstitute in einer schwierigen Kostensituation, die durch die Pandemie forciert wird.

José Ignacio Goirigolzarri, Chariman Caixabank: Der 67jährige Baske wird offiziell den gleichen Posten bei der fusionierten neuen Caixabank innehaben.

Eigene „Sandbox“ für neue Technik

Gortázar macht klar, dass Technologie künftig eine entscheidende Rolle spielen wird, um Synergien zu finden und die Marktanteile zumindest zu halten. Die Bank rechnet damit, dass die Einführung eines digitalen Euro Tech-Anbietern enormen Auftrieb geben wird.

Caixabank will gewappnet sein und ganz vorne mitspielen. Auch wenn der redegewandte Gortázar es nicht so klar sagt, in den kommenden Jahren werden Menschen und Filialen durch Apps, Chatbots und Roboter und auch durch die 14.000 Geldautomaten ersetzt, die wie eine Mini-Filiale funktionieren werden.

 

Filiale La Caixa: In den kommenden Jahren sollen Filialen durch neue Technologien ersetzt werden.


Die Bank wird in den kommenden Wochen mit den Gewerkschaften über die Anzahl der Kündigungen und Konditionen verhandeln. Behalten wolle man vor allem die Besten, gab Gortázar auf der Pressekonferenz offen zu. Aus dem Tech-Bereich werden wenige Kündigungen ausgesprochen werden, im Gegenteil es werden neue Jobs entstehen, denn Caixabank hat gerade eine eigene Sandbox, eine Testumgebung für neue Technologien eingerichtet. 

Prozesse oft noch rückständig

Spanien verfügt als erstes Land in Europa bereits seit einem Jahr über eine öffentliche nationale technische „Spielwiese” (Sandbox), auf der vor allem Blockchain-Applikationen ausprobiert werden können. Aber die Katalanen wollen sich nicht in die Karten gucken lassen und ihren eigenen Feldzug gegen die wachsende Konkurrenz der Fintechs führen.

In Spanien triumphiert vor allem N26, und Direktbanken wie ING setzen den Katalanen zu, weil sie viel einfachere Benutzeroberflächen haben - und billiger sind. Denn auch wenn Caixabank viele Prämien von Fachzeitschriften für sein Privatkundengeschäft bekommt, so schimpfen viele über die hohen Kommissionen und die teilweise wenig effizienten Prozesse, besonders bei Firmenkonten.  

Kampf um junge Menschen

Caixabank muss vor allem um junge Menschen kämpfen. Die App Imagin-Bank funktioniert derzeit nur, weil die Teens meist Kinder bestehender Kunden sind und durch eine mit dem Vertrag einhergehende Discount-Karte für Museen, Kinos und viele andere kulturelle Einrichtungen angelockt werden. Zudem gibt es in Spanien wenige Kreditinstitute, die ein Angebot für Minderjährige anbieten.

Caixabank steigt zwar jetzt mit einer Börsenbewertung von 20,5 Milliarden Euro zu den Großen in Europa auf, muss in den kommenden Monaten jedoch jeden Tag kämpfen, um ihre Assets von 623 Milliarden Euro nicht zu verlieren. Ihre teuren Shops waren während der Pandemie wenig besucht und werden immer überflüssiger angesichts der raschen Digitalisierung von Zahlungswegen.

Innovationshub sucht nach neuen Lösungen

Gortázar lässt keinen Zweifel daran, dass Caixabank selber zu einer Art Google der Bankenwelt werden will und deswegen auch mit Global Payments, Samsung, Visa und Arval den „Payment Innovation Hub“ geschaffen hat, wo zusammen an neuen Lösungen gearbeitet werden soll. Zusammen mit Aigües de Barcelona, Naturgy, Seat und Telefónica haben sie zudem „start4big“ auf den Weg gebracht, wo Pilotprojekte für Energie, Mobilität und Telekommunikation entstehen sollen.

Aber zunächst muss Gortázar das laufende Jahr meistern, was nicht einfach sein wird für seine 20 Millionen Kunden. 
 

Stefanie Claudia  Müller
– 9. April 2021