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Deutsches Finanzsystem
Ausschuss: Vorsicht bei Immobilienkrediten
Das deutsche Finanzsystem wird nach Einschätzung des Ausschusses für Finanzstabilität (AFS) verwundbarer. Das liege auch an einem heißlaufenden Immobilienmarkt:

Der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS) teilt mit, wegen der Coronapandemie und eines überhitzten Immobilienmarkts bestünden erhöhte Risiken für die Finanzstabilität. Die Kreditvergabe an inländische Unternehmen steige kräftig, Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen seien teilweise niedriger als vor der Pandemie und hohe Bewertungen in einigen Marktsegmenten hätten Potenzial für Rückschläge.

Die Experten aus Bundesbank, Bundesfinanzministerium und Finanzaufsichtsbehörde Bafin empfehlen der Branche daher, Prävention zu betreiben, besonders mit Blick auf die Immobilienpreise. Sie fordern Banken daher auf, Kredite für Wohnimmobilien umsichtig zu vergeben.

Beispielsweise sollten angemessen hohe Tilgungsraten vereinbart werden, mit Blick auf mögliche Anschlussfinanzierungen, die womöglich nicht mehr die aktuell sehr niedrigen Zinsen haben werden.

Bundesbank empfiehlt, wieder antizyklischen Kapitalpuffer aufzubauen

„Die Preise für Wohnimmobilien wachsen kräftig und die Wachstumsraten haben historische Höchstwerte erreicht. Überbewertungen und Verschuldung nehmen tendenziell zu. Gleichzeitig erhöhte sich die Vergabe von Wohnimmobilienkrediten kräftig“, so der AFS. Es bestehe die Gefahr einer Verschlechterung der Schuldentragfähigkeit.

Die Bundesbank hatte zuletzt darauf verwiesen, dass einige europäische Länder bereits wieder das Instrument des sogenannten antizyklischen Kapitalpuffers eingesetzt haben. Dies ist ein von Banken verlangtes zusätzliches Krisenpolster, das zur Abfederung von möglichen Konjunkturabschwüngen dient.

„Auch in Deutschland sollte rechtzeitig wieder mit dem Aufbau des antizyklischen Kapitalpuffers begonnen werden“, so die Bundesbank. Die Deutsche Kreditwirtschaft hat das abgelehnt.

Der Puffer war aufgrund der Coronakrise auf 0,0 Prozent gesetzt worden, nachdem vor der Pandemie eigentlich eine Aufstockung auf 0,25 Prozent vorgesehen war. Die niederländische Notenbank hat bereits angekündigt, den Puffer nach Überwindung der Krisenfolgen allmählich von null auf zwei Prozent anzuheben. (rtr)

(Bild oben: Shutterstock)
– 6. Dezember 2021