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Firmenkunden
Digitale Booster
Digitalisieren, restrukturieren, remote führen: Die Coronakrise stellt die Unternehmen vor gewaltige Herausforderungen. Mit welchen digitalen Tools die Sparkassen ihre Firmenkunden unterstützen.

Für André Romeni hat sich der neue Business-Check schon bewährt. Das digitale Tool setzt die Sparkasse KölnBonn seit Herbst 2020 ein. „Es soll unseren Firmenkunden in schwierigen Zeiten unternehmerische Entscheidungen erleichtern“, sagt der Leiter FirmenCenter Köln-Nord der Sparkasse KölnBonn.

Zuvor, am 19. März 2020, also unmittelbar nach Ausbruch der Pandemie, war bereits ein Liquiditätsrechner online gegangen und kurz darauf das Firmenforum #zusammenstehen, in dem sich Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region zu Ideen und Lösungen in der Coronakrise austauschen können. Mit dem Business-Check können die Betriebe jetzt alle liquiditätsrelevanten Themen individuell und in Eigenregie analysieren.

Höhere Marge für den Gemüsehändler

Als Beispiel nennt Romeni den Fall eines Obst- und Gemüsehändlers, der jüngst die Chance bekam, direkt bei einem Lieferanten in den Niederlanden Ware zu beziehen, ohne weitere Zwischenhändler einzubinden. „Mit unserem neuen Tool konnten wir dem Kunden diverse Optionen aufzeigen, wie er künftig besser seine Liquidität steuern und dadurch Skontoerträge realisieren kann“, erklärt Romeni. Unter dem Strich erzielte er damit eine höhere Gewinnmarge.

 

Einkauf direkt beim Lieferanten in den Niederlanden, ohne weitere Zwischenhändler (Symbolbild) – mit dem neuen Tool können dem Kunden diverse Optionen aufgezeigt werden, wie er künftig besser seine Liquidität steuern und dadurch Skontoerträge realisieren kann. Unter dem Strich kann damit eine höhere Gewinnmarge erzielt werden.


Eine Win-win-Situation also für beide Seiten. Den Unternehmern wird ein innovativer Service geboten. Und die Sparkasse hat ein neues Tool, um mit ihren Kunden ins Gespräch zu kommen. Aus Sicht von Romeni ein idealer Gesprächseinstieg. „Den Mehrwert können wir auch demonstrieren, indem wir mit dem Kunden erst einmal nur Beispielzahlen eingeben. Nicht jeder möchte schließlich gleich seine eigenen Finanzdaten offenlegen.“

Tools kennen keine Coronagewinner und -verlierer

Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Covid-19 zur Pandemie. Im vergangenen Jahr brach daraufhin das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um fünf Prozent ein. Im November 2020 waren laut Ifo-Institut 1,98 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit. Mit zahlreichen neuen Tools versuchen die Sparkassen ihre Kunden in der Coronakrise zu unterstützen. Das gilt für Krisenverlierer wie Einzelhandel, Gastronomie, Event-Branche, Kultur ebenso wie für die Krisengewinner. Denn beide müssen Forderungen managen, Mitarbeiter binden, die Rentabilität steuern, Kosten senken und die Stabilität des Unternehmens sichern.

Neben der Sparkasse KölnBonn nutzen auch andere Institute den vom DSGV entwickelten Business-Check, darunter die Stuttgarter, Dortmunder und Essener. Um beispielsweise die Stabilität des Geschäftsmodells zu analysieren, wird das Tool mit individuellen Umsatz- und Gewinndaten sowie Angaben zum Materialaufwand gefüttert. Die Analyse legt die Position im Wettbewerb offen und weist mögliche Schritte zur Verbesserung.

Beim Thema Kostenmanagement zeigt die Analyse der Lieferkette mit allen Einkaufs- und Logistikprozessen mögliche Kostensenkungspotenziale auf. Dabei richtet sich der Fokus auch auf Liefertreue, Reklamationsquoten und Qualität. Zum Schluss folgen konkrete Vorschläge, wie der Kunde seine Firma weiter optimieren kann.

„Der Kunde kann das Tool allein online anwenden oder auch gemeinsam mit dem Berater“, sagt Romeni. Der Business-Check lasse sich gut auf dem Tablet visualisieren und eigne sich deshalb auch bestens für Video-Calls. Es vermittle allerdings nur einen groben ersten Eindruck, an den sich dann eine tiefergehende Beratung anschließen kann.

Stabil auf zwei Beinen

Wie kaum eine andere Branche sind die deutschen Einzelhändler von den Lockdowns betroffen. „Die coronabedingten Einschränkungen müssen ein Weckruf für wirklich jeden Händler sein. Auf zwei Beinen – vor Ort und im Netz – steht man als Einzelhändler auch in Krisenzeiten stabil“, unterstreicht Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digital-Verbandes Bitkom in Berlin.

Was die mangelnde Online-Präsenz für die Shops bedeutet, hatte der HDE Handelsverband Deutschland unmittelbar nach Bekanntgabe des neuerlichen Lockdowns Mitte Dezember vorgerechnet. Der von den Ladenschließungen betroffene Handel werde im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr rund 20 Prozent seines Umsatzes verlieren, so die düstere Prognose. Gleichzeitig erziele der Online-Handel ein Plus von mehr als 20 Prozent.

Um die Digitalisierung auch bei kleineren Händlerkunden zu unterstützen, bietet die Sparkasse Essen Einsteiger- und All-in-Pakete für Kartenlesegeräte an. Wegen der neuen Abstandsregeln ist das Interesse an kontaktlosem Bezahlen während der Coronakrise deutlich gestiegen. Kunden können seit dem letzten Jahr mobile und stationäre Terminals des Kooperationspartners S-Händlerservice für alle kontaktlosen und mobilen Bezahlverfahren von Girocard bis Apple Pay inklusive Support-Leistungen über die Firmenkunden-Homepage der Sparkasse ordern. 

 

Vor Ausbruch der Pandemie haben sich manche kleinen Händler gegen bargeldloses Bezahlen gesträubt. Wegen der neuen Abstandsregeln ist das Interesse an kontaktlosem Bezahlen deutlich gestiegen.


„Vor Ausbruch der Pandemie haben sich vor allem kleine Händler gegen bargeldloses Bezahlen gesträubt. Corona hat da wie ein Katalysator gewirkt“, sagt Andreas Hüsgen vom Kunden- und Produktmanagement bei der Sparkasse Essen.

Händlern, die den Einstieg in den E-Commerce wagen wollen, bietet die Sparkasse mit dem Produkt „One-Stop-Shop“ der Payone ein Komplettpaket, um zügig neue Umsatzpotenziale zu heben. Dazu gehören eine individuell konfigurierbare Webseite, ein einfaches Shop-System, die Anbindung an alle relevanten Online-Zahlverfahren sowie eine 60-tägige kostenfreie Testphase. Auch den „One-Stop-Shop“ können interessierte Händler einfach online über die Homepage der Sparkasse Essen abschließen.

Händler-Übersicht integriert

Die Händler hat auch die Frankfurter Sparkasse im Blick. Während der Coronakrise haben die Hessen ein Übersichtsportal „#FrankfurtVereint“ über Dienstleistungen und Onlineshops sowie Abholmöglichkeiten bei ihren gewerblichen Kunden auf ihrer Homepage integriert. „Private Kunden können so einen Überblick über das Angebot regionaler Anbieter während der Coronakrise erhalten und diese somit unterstützen“, unterstreicht Michaela Thieß, Fachspezialistin Qualitätsmanagement bei der Frankfurter Sparkasse.

Ebenfalls wurde „S-Cashback regional/Mein Frankfurt Bonus“ eingeführt: Kunden erhalten eine automatische Rückerstattung eines Teils der Umsätze beim Einkauf bei einem regionalen Partner. „Somit unterstützen wir während der Krise ebenfalls den stationären regionalen Einzelhandel“, so Thieß. Darüber hinaus werden alle Filialen derzeit sukzessive mit einem Videoarbeitsplatz ausgestattet, damit persönliche Gespräche mit Kunden weiterhin möglich sind, ohne dass sie persönlich in der Filiale erscheinen müssen.

Digitalisierungs-Selbsttest für Firmenkunden

Den digitalen Wandel treibt auch die Berliner Sparkasse mit ihrem neuen Digitalisierungs-Check voran, der sich vor allem an kleine und mittelgroße Betriebe richtet. Seit September 2020 können die Kunden aus den Branchen Gastronomie, Handwerk, Handel und Dienstleistungen kostenlos das von der Berliner Sparkasse entwickelte Tool anwenden.

„Der Selbsttest steht in unserer Internet-Filiale zur Verfügung und nimmt von Kerngeschäft über Warenwirtschaft und Vertrieb bis Personalmanagement und Verwaltung diverse Felder in den Blick, die mithilfe digitaler Tools optimiert werden können“, erklärt Digitalisierungsberater Christian Roesler.

 

Der Selbsttest nimmt von Kerngeschäft über Warenwirtschaft und Vertrieb bis Personalmanagement und Verwaltung diverse Felder in den Blick, die mithilfe digitaler Tools optimiert werden können.


Der Test ermittelt den Digitalisierungsgrad von Betrieben auf einer Skala von null bis vier und zeigt auf, welche Digitalisierungsmöglichkeiten noch bestehen. Er ist inhaltlich selbsterklärend, Fachbegriffe werden zum Beispiel per Klick erläutert.

Kunden, die im Laufe des Digitalisierungs-Checks Defizite im eigenen Betrieb erkennen, bietet die Berliner Sparkasse im Anschluss individuelle Lösungen an. Bei regelmäßiger Rückkehr auf die Plattform können die Kunden den eigenen Fortschritt in Sachen Digitalisierung nachvollziehen und prüfen, ob und wo gegebenenfalls nachjustiert werden muss.

Das Tool nutzen Einsteiger ebenso wie Firmen, die bereits digital erfahren sind. „Derzeit werden zum Beispiel verstärkt Lösungen rund um Online-Vertrieb und -Bestellung nachgefragt“, beobachtet Roesler. Weil immer mehr Menschen mobil arbeiten, habe sich auch die digitale Zeiterfassung zu einem wichtigen Thema für die Kunden entwickelt.

Tablets machen sich bezahlt

Um persönliche Kontakte zu verringern und gleichzeitig mit seinem eigenen Berater ein vertrauensvolles Gespräch führen zu können, hat die Stadtsparkasse München Mitte Dezember 2020 ihre neue Video-Beratung gestartet. Bereits ein Jahr zuvor hatte Bayerns größte Sparkasse die Mitarbeiter mit einem Tablet ausgestattet, das hat sich jetzt einmal mehr bezahlt gemacht. Digital bietet sie zudem den Textchat und einen Chatbot auf der Webseite an.  Im laufenden Jahr werden laut Unternehmenssprecher Sebastian Sippel weitere neue Tools geprüft, die die Berater unterstützen können.

Neben neuen digitalen Tools bauen die Sparkassen in der Coronakrise bestehende Portale aus. So hat die LBBW Mitte 2020 im Corporates-Portal das Unternehmenskundenpostfach freigeschaltet und per Dezember 2020 die neue App für die Anzeige der Rechte und Vollmachten.

„Im Rahmen der nächsten Erweiterung wird die digitale Signatur integriert, die dann für die Zeichnung von Dokumenten und Verträgen mit der LBBW automatisch zur Verfügung steht“, sagt Lutz Gantert, Gruppenleiter Corporates-Portal bei der LBBW. Für ihre Vermögensverwaltungskunden startete die LBBW im Frühjahr 2020 die Smartphone-App „BW Vermögen“. Die App bietet den Kunden einen Überblick zum aktuellen Wert ihrer Vermögensverwaltung, Informationen zum aktuellen Bestand sowie zu getätigten Transaktionen.

Die Sparkasse Dortmund führte Anfang Oktober 2020 neue Kontomodelle im Firmenkundengeschäft ein. Um ihren Kunden schnell und einfach anzuzeigen, welches Modell für sie das richtige ist, entwickelte das Institut einen digitalen Kontofinder.

 

 

Digitale Tools von Sparkassen

►  Business-Check

►  Digitalisierungs-Check

►  One-Stop-Shop

►  #frankfurtvereint

►  Mein Frankfurt Bonus

►  BW-Vermögen

►  Video-Beratung

►  Geschäftsgiro-Kontofinder

 

Eli Hamacher
– 11. Februar 2021