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Firmenkunden /Auslandsgeschäft
Währungshandel auf neuer Basis
Die neue Sparkassen-Anwendung S-Treasury Mittelstand lässt Firmenkunden mehr Zeit für das Kerngeschäft. Die FX-Plattform der Sparkassen bietet künftig Freiräume.

Wesentliches Ziel des DSGV-Projekts „(Neu-)Positionierung der Sparkassen-Finanzgruppe im Internationalen Firmenkundengeschäft“ (NePoSiA) ist die bessere Nutzung von Geschäftspotenzialen im Auslandsgeschäft.

„Ein wichtiger Stellhebel ist dabei die Vertriebsaktivierung im Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement“, so Patrick Beyer, DSGV-Projektleiter aus der Abteilung Vertrieb: „Mit der neuen Endkundenanwendung S-Treasury Mittelstand steht seit Oktober ein wesentlicher Baustein zur Stärkung des internationalen Firmenkundengeschäfts für alle Sparkassen bereit.“

Ein leistungsfähiges Angebot im Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement wird zunehmend zu einem zentralen Erfolgsfaktor im klassischen Firmenkundengeschäft. Trotz attraktiver Marktpotenziale mit bundesweiten Erträgen von jährlich etwa 1,9 Milliarden Euro liegt der Marktanteil der Sparkassen und Landesbanken nur bei etwa sechs Prozent und damit unterhalb des Marktanteils im klassischen Auslandsgeschäft.

 

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Patrick Beyer, DSGV-Projektleiter: „Mit der neuen Endkundenanwendung S-Treasury Mittelstand steht seit Oktober ein wesentlicher Baustein zur Stärkung des internationalen Firmenkundengeschäfts für alle Sparkassen bereit.“

Die Sparkassen-Finanzgruppe hat nicht zuletzt wegen eines fehlenden wettbewerbsfähigen und digitalen Leistungsangebots im ZWRM-Geschäft in der Vergangenheit insbesondere bei größeren import-/exportorientierten Unternehmen Verluste in der Hausbankbeziehung hinnehmen müssen.

Starke Nachfrage nach digitalen Lösungen im Firmenkundengeschäft

Kunden müssen im aktuellen Prozess der Sparkassen Devisen meist über den telefonischen Handel eindecken, sofern noch keine digitalen Handelssysteme im Einsatz sind. Dabei ist davon auszugehen, dass gerade Firmenkunden zukünftig noch stärker elektronische Handelssysteme inklusive Treasury-Management-Funktionen als wesentliche Voraussetzung für eine Zusammenarbeit im Auslandsgeschäft einfordern werden.

Die Effizienzsteigerung durch elektronische Handelssysteme resultiert dabei nicht aus der Zeitersparnis beim Handelsgeschäft an sich, welches im Normalfall weniger als ein bis zwei Minuten benötigt, sondern aus dem stark verminderten administrativen Aufwand, der dabei notwendig ist.

So müssen beim telefonischen Handel durch den Kunden vorab der Bedarf der Währungssicherung ermittelt, Bestände überprüft und abgeschlossene Geschäfte eingepflegt und gegenbestätigt werden. Diese Punkte können durch einen elektronischen Handel mit Anbindungen an die bestehenden Systeme der Kunden automatisiert erfolgen, was zu immensen Einsparungen für Kunden sorgt.

Bietet die Sparkassen-Finanzgruppe entsprechende Lösungen nicht an, werden Kunden mittelfristig zu alternativen Anbietern (Banken, Fintechs) wechseln. Die meisten Wettbewerber bieten bereits Lösungen für den elektronischen Devisenhandel an. Die größten Konkurrenten sind dabei traditionell die Commerzbank und Deutsche Bank.

S-Treasury Mittelstand als Alleinstellungsmerkmal im Währungsmanagement

Die Commerzbank hat seit etwa drei Jahren eine offensive Strategie, die Kunden auf den elektronischen Handel anzusprechen. Mittlerweile kann das System auch über eine Web-Anwendung aufgerufen werden. Dennoch handelt es sich hier um ein reines Handelssystem. Die Deutsche Bank ist mit dem Produkt „Autobahn Corporate Treasury“ seit Jahren auf dem Markt vertreten. Aber auch hier handelt es sich um ein reines Handelssystem.

Durch die Einführung von S-Treasury Mittelstand haben die Sparkassen nun nicht nur die Möglichkeit, mit der Konkurrenz gleichzuziehen. „Treasury-Systeme sind für kleinere und mittlere Unternehmen meist zu teuer und überdimensioniert, die meisten Mittelständler in der Größenordnung setzen stark auf Excel-Tabellen.“ sagt Peter Holzrichter, Leiter des Zins- und Währungsmanagements der S-International Baden-Württemberg Nord und zuständiger Teilprojektleiter des DSGV-Projekts Neposia: „Mit S-Treasury Mittelstand bieten wir den Unternehmen einen echten Mehrwert zum integrierten Währungsmanagement von der Planung über den Einkauf bis hin zu Vertrieb.“

Die Anwendung bietet neben dem selbstständigen Handel von Kassageschäften, Termingeschäften und Devisen-Swaps zusätzliche Treasury-Management-Funktionen für Kunden. Neben der vereinfachten Nutzung wird es dem Kunden ermöglicht, Hedging-Strategien zu hinterlegen, Liquidität zu managen und eigens definierte Sicherungen automatisiert durchführen zu lassen.

Damit sollen auch Kunden angesprochen werden, die Auslandsgeschäft betreiben, jedoch bisher in Euro fakturiert haben, weil der Aufwand hinter einer Sicherung der Fremdwährung, insbesondere in kleineren Unternehmen, nicht darstellbar war. Kunden scheuen oftmals nicht den Handel an sich, sondern den Aufwand, eine Strategie zu entwickeln, diese zu überwachen und umzusetzen – S-Treasury Mittelstand übernimmt dies automatisiert.

 

Die Landesbank Baden-Württemberg stellt den Sparkassen S-Treasury Mittelstand zur Verfügung. Das System dockt technisch an Deri-X Trader an, das bisherige Handelssystem der Landesbank.

Landesbank Baden-Württemberg stellt Anwendung zur Verfügung

Die Anwendung wird allen Sparkassen über die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zur Verfügung gestellt. Gemeinsam mit dem S-Trader entsprechen beide Systeme einem Kunden-Frontend und docken technisch an das bisherige Handelssystem der LBBW – den Deri-X Trader – an. Alle Kundengeschäfte laufen hier zusammen. Dadurch können die bisherigen Prozesse in der Sparkasse oder einer S-International nahezu unberührt bestehen bleiben.

S-Treasury Mittelstand ist für alle Kunden geeignet, die aktuell Währungshandel betreiben, bei der Sparkasse oder der Konkurrenz. Das System ist sowohl für Kunden im Vermittlungsgeschäft wie auch im Eigengeschäft nutzbar.

Florian Kuhn, Leiter der Gruppe Marktpartner Unternehmenskunden und zuständiger LBBW-Projektleiter, erklärt: „Wir sind stolz, dass wir den Sparkassen mit S-Treasury Mittelstand ein echtes Alleinstellungsmerkmal im Währungsmanagement zur Verfügung stellen können. Ein vergleichbares Konkurrenzprodukt gibt es in Deutschland aktuell nicht. Die verfügbaren professionellen Treasury-Management-Systeme wie Bellin oder SAP sind zwar ebenfalls leistungsfähig, aber für unsere typischen Sparkassen-Mittelstandskunden viel zu teuer.“ Diese Systeme werden vorrangig von Unternehmen mit einer Umsatzgröße von mehr als 200 Millionen Euro eingesetzt.

Die LBBW hat die Anwendung Mitte Oktober erfolgreich ausgerollt. Sie ist seitdem für alle Sparkassen verfügbar. Alle weiterführenden Informationen zur Anwendung – inklusive Muster-NPP als neuer Vertriebsweg – im Umsetzungsbaukasten des Projekts Neposia oder beim LBBW-Ansprechpartner.

(Foto oben: Shutterstock)
– 8. Dezember 2021