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Was macht … Stefanie Heyer in Kleinmonds Township?
Neue Hoffnung geben
Stefanie Heyer engagiert sich dafür, dass benachteiligte Kinder im von der Pandemie heimgesuchten Kleinmond in Südafrika eine Perspektive bekommen. Zu ihrem Ehrenamt passt, dass sie bei der Bonner Sparkassenstiftung für internationale Kooperation tätig ist.

Bei der Eröffnungsfeier des After School Care Centers im südafrikanischen Kleinmond im März 2020 konnte sie coronabedingt nicht dabei sein. Stefanie Heyer will den Besuch von iThemba elitsha aber baldmöglichst nachholen.

„Ich möchte die Kinder treffen und kennenlernen“, sagt die 32-jährige Kölnerin, die seit 2019 in Bonn bei der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation als Projektleiterin für Akquisition tätig ist.

Stefanie Heyer an der südafrikanischen Küste bei Kleinmond. Die Mitarbeiterin der Bonner Sparkassenstiftung für internationale Kooperation hat einen Teil ihres Studiums an der University of Stellenbosch am Westkap Südafrikas absolviert.

iThemba elitsha heißt Neue Hoffnung auf Zulu. So heißt auch ein Kölner Verein, den Heyers ehemalige Arbeitskollegin Simone Dimmerling 2019 gegründet hat: „Simone hat mir von ihrem Projekt zum ersten Mal an meinem Einstellungstag erzählt“, sagt Heyer, die sich später entschloss, dem Verein beizutreten.

„Als ich nach dem Studium zu arbeiten begann, wollte ich die Bildung von Kindern und Jugendlichen fördern, insbesondere die von Mädchen, und zwar möglichst an einem Ort, den ich kenne, um die Probleme dort besser nachvollziehen zu können“, erläutert Heyer.

Carecenter steht auch jungen Müttern offen

Die Politikwissenschaftlerin hat 2016 einen Teil ihres Masterstudiums an der University of Stellenbosch am Westkap Südafrikas absolviert. Damals ist sie auch einige Male in Kleinmond gewesen.

An der Küste sind Wale und Pinguinkolonien zu sehen; die bedrückenden Zustände im Township nehmen sonst allerdings nur wenige zur Kenntnis: „Die Townships sind ein städteplanerisches Relikt des Apartheid-Regimes“, erläutert Heyer. „Nicht-Weiße durften damals nicht in den Innenstädten leben.“

Kinder aus dem Township von Kleinmond warten vor dem Carecenter des Kölner Vereins iThemba elitsha auf den Schulbeginn. Unterricht an staatlichen Lehranstalten ist coronabedingt nur eingeschränkt möglich, daher unterrichten Ehrenamtliche zurzeit auch auf dem Vereinsgelände.

Heute ist die Apartheid in Südafrika zwar abgeschafft, doch viele Township-Bewohner hatten nie die Möglichkeit wegzuziehen. Auf den mit Wellblechhütten bebauten Hängen von Kleinmond blüht heute Bandenkriminalität; Drogenmissbrauch, Gewaltdelikte und Teenagerschwangerschaften sind die Folgen.

„Schulpflicht gibt es zwar, sie wird aber nicht kontrolliert“, sagt Heyer. Südafrika habe eine der höchsten Vergewaltigungs- und HIV-/Aids-Raten der Welt: „Sobald Mädchen schwanger sind, dürfen sie nicht mehr zur Schule gehen.“ Auch Schutz suchende junge Mütter können heute ins Carecenter kommen.

Mädchen im Carecenter. Lokale Partnerorganisation des Kölner Vereins ist die in Südafrika verbreitete NGO Child Welfare.

Die in Südafrika verbreitete Nicht-Regierungs-Organisation Child Welfare engagiert sich für die benachteiligte Jugend des Landes und ist auch die lokale Partnerorganisation von iThemba elitsha. Auf dem Vereinsgelände in Kleinmond bekommen insgesamt 20 Jungen und Mädchen etwas zu essen, können spielen und Hausaufgaben machen.

Verein sammelt Laptops und plant eine Suppenküche

Zurzeit findet hier auch Schulunterricht statt, denn wegen Corona können nur halb so viele Kinder zur Schule gehen wie sonst. Der Verein sammelt derzeit ausrangierte Laptops für den Digitalunterricht.

Auch eine Suppenküche ist in Planung, doch erst müssen mehr Menschen spenden und eine Patenschaft für ein Kind übernehmen. Das ist Heyers größte Sorge: „Wenn das nicht gelingt, geht vor Ort das Licht aus.“

After-School-Carecenter von iThemba elitsha am Eröffnungstag im März 2020. Der Verein ist auf private Spenden angewiesen. Derzeit haben 21 Personen eine Patenschaft für ein Kind übernommen.

Zu Heyers Aufgaben bei der Sparkassenstiftung gehört es, fremdfinanzierte Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern anzubahnen, und ihre beruflichen Erfahrungen kann sie auch als Vereinsmitglied gut einsetzen. Sie unterstützt Dimmerling beispielsweise beim Verfassen von Texten für den regelmäßigen Newsletter und bei der Organisation von Spendenaktionen, etwa auf der Betterplace-Plattform.

Heyer gefällt, dass die administrativen Kosten des Projekts gering sind und dass jeder gespendete Euro auch in Kleinmond ankommt. Dort herrscht zurzeit Corona-Warnstufe III: „Mich dort gerade jetzt engagieren zu können, ist für mich eine persönliche Bereicherung. Das schönste, was ich tun kann, ist, etwas ab- und zurückzugeben.“

Fiebermessen vor dem Betreten des Carecenters. Südafrika ist von der Pandemie schwer getroffen.
Christoph Becker
– 12. Februar 2021