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Was macht... Dominic Kohtz als lebende Comicfigur?
Auf den Spuren von Spider-Man
Schon als Knirps gab es für Dominic Kohtz nur einen Superhelden. Und noch immer schlägt das Herz des 39-Jährigen für Spider-Man. Als Cosplayer setzt der Mitarbeiter der Sparkasse KölnBonn seinen Traum vom Spider-Glück um.

Wenn Dominic Kohtz verreist, kommt Spider-Man immer mit. Sicher ist sicher. Mindestens ein Kostüm seines Superhelden packt der Mitarbeiter der Sparkasse KölnBonn in seinen Koffer.

Verlässt ihn nicht der Mut wie jüngst auf der Rialtobrücke in Venedig, gelingt in der Regel ein perfektes Selfie, natürlich mit Stativ und Selbstauslöser. Etwa in Florenz, auf der Dachterrasse seines Hotels mit der roten Kuppel des Doms im Hintergrund. Die Bilder postet der 39-Jährige auf Instagram. Fast 5000 Fans folgen schon seinem Account @colognespidey. Und es werden täglich mehr. Denn der Interim-Superheld ist ziemlich aktiv. 

Wer in das Originalkostüm seiner Lieblingsfigur etwa aus einem Film oder einem Computerspiel schlüpft und in der Öffentlichkeit auftritt, nennt sich Cosplayer, aus dem Englischen für „Costume“ und „Play“.

Seinen Lieblingshelden so nah wie möglich sein

„So kann man seinem Lieblingshelden so nah wie möglich sein“, erklärt Kohtz sein Faible für das ungewöhnliche Hobby. Was Spider-Man für ihn so anziehend macht, weiß der Cosplayer genau. „Peter Parker, das Alter Ego des Superhelden, ist im normalen Leben ein introvertierter Nerd, eher ein Außenseiter. Dann mutiert er zum Superhelden, der mit seinen Superkräften die Stadt rettet. Diese Mischung finde ich toll.“

Und natürlich habe er es als kleiner Junge cool gefunden, dass Spider-Man die Wände hochkrabbeln konnte. Schon mit vier Jahren – da entdeckte er gerade die ersten Spider-Man-Cartoons im Fernsehen – war ihm klar, dass die von den Eltern gekauften Comics Fix und Foxi sowie Asterix und Obelix so gar nicht auf seiner Wellenlänge lagen. 

Doch bis seine Karriere als Cosplayer starten konnte, musste sich der gebürtige Kölner, der bei der Sparkasse in Köln-Bickendorf im Service arbeitet, noch etwas gedulden. „Als ich mit 14 im Internet ,Spider-Man‘ googelte, stieß ich auf einen Anzug. Der sollte 1500 Dollar kosten. Das war für mich natürlich unerschwinglich.“

Dominic Kohtz
Längst hat der Verkleidungsfan nicht nur sein Cosplay professionalisiert, sondern auch seine Outfits. Als Superheld will man schließlich eine super Figur machen. Doch mehr als ein Anzug pro Jahr ist nicht drin.

Erst vor wenigen Jahren wurde die Sache dann konkret. Auf Instagram entdeckte Kohtz durch Zufall das Angebot eines englischen Cosplayers. 180 Euro wollte der für einen gebrauchten Anzug haben, Kohtz kaufte. Sechs weitere folgten, der teuerste für 830 Euro, schließlich taucht der Superheld in jedem Film in einem anderen Gewand auf.

Längst hat der Verkleidungsfan nicht nur sein Cosplay professionalisiert, sondern auch seine Outfits. Bevor er in Thailand ein maßgeschneidertes Kostüm in Auftrag gibt, lässt er bei einem Spezialisten ein Muster anfertigen. Als Superheld will man schließlich eine super Figur machen. Doch mehr als ein Anzug pro Jahr ist nicht drin. Schließlich verdient Kohtz mit dem Hobby kein Geld.

Bei Fotos allein belässt es der Kölner Spider-Man nicht. Auch auf der Gamescom, der weltgrößten Messe für Computer- und Videospiele, im Kölner Karneval und natürlich bei der Karnevalsfeier der Sparkasse KölnBonn tritt der Cosplayer auf.

Zwischen den öffentlichen Terminen sucht er die ideale Umgebung für neue Bilder, sei es zu Hause auf Balkon, Dachboden oder im Hof. In seiner Heimatstadt oder auf Reisen.

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Zwischen den öffentlichen Terminen sucht er die ideale Umgebung für neue Bilder, sei es zu Hause auf Balkon, Dachboden oder im Hof. In seiner Heimatstadt oder auf Reisen.

Und schnell hat er festgestellt, dass ein Spider-Man nicht lange allein ist. Das Hobby verbindet. „Über die sozialen Medien habe ich Cosplayer auf der ganzen Welt kennengelernt, selbst in Mexiko. Einige sind enge Freunde geworden und manche habe ich schon besucht.“ Aber er habe natürlich auch „normale“ Freunde, schiebt Kohtz schnell hinterher. 

Kommen Gleichgesinnte in Kohtz’ Kölner Wohnung, fühlen sie sich gleich bestens aufgehoben. Umgeben von seinem Idol hat es sich der Rheinländer gemütlich gemacht: Fotos an den Wänden, Figuren in den Regalen und auf dem Tisch.
 

„Das mag verwundern, aber ich besitze kein einziges Spider-Man-Heft.“


Nur eins vermisst der Besucher. „Das mag verwundern, aber ich besitze kein einziges Spider-Man-Heft.“ Nur die Tante habe mal ein gebundenes Buch mit einer Sammlung der populärsten Spider-Man-Comics geschenkt.

In die Welt seines Superhelden taucht Kohtz nur bei Netflix & Co ab. Komisch genug und so gar nicht dem Alter angemessen, finden seine drei Schwestern die Spider-Mania des Bruders. Klar, dass sie ihm nicht auf Instagram folgen. Für Kohtz kein Problem. Die Cosplayer-Familie wächst und wächst und die Geschwister bringt eh nichts auseinander.

Traum vom ultimativen Spider-Glück

Sein Traum vom ultimativen Spider-Glück? Da muss Kohtz nicht lange überlegen. „Ich möchte unbedingt ein Selfie in New York auf dem Times Square machen.“

Schon einmal war er dort. Doch wie jüngst auf der Rialtobrücke in Venedig verließ ihn in letzter Minute der Mut. Einen Spider-Man sieht man schließlich nicht alle Tage, da kommen schnell viele Menschen zusammen und wollen ein Selfie machen.

„Aber über Instagram habe ich einen amerikanischen Spider-Man kennengelernt. Bei meinem nächsten Besuch machen wir zusammen ein Foto, das steht fest.“ Zu zweit ist man weniger allein.


 

Eli Hamacher (Bild oben: Thomas Luther)
– 28. September 2021