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Recruiting / waswillstdumehr
Ein Praktikum per Whatsapp
Die Sparkasse Allgäu hat eine ganz niedrigschwellige Möglichkeit gefunden, sich bei Schülern interessant zu machen.

Zwölf Jugendliche nutzen den schulfreien Buß- und Bettag, um die Arbeit in der Sparkasse kennenzulernen? Sitzen dabei aber zu Hause auf dem Sofa oder sind zwischendurch auch mal in der Stadt unterwegs? Ein virtuelles Praktikum per Whatsapp macht’s möglich. Vier Auszubildende der Sparkasse Allgäu haben einen ganzen Arbeitstag lang Texte, Bilder und Videos auf die Handys der „Praktikanten“ geschickt und diese zur Interaktion animiert.

Eine Community auf Zeit

Morgens geht’s ganz lässig los. Selfies von Anna zeigen sie noch im Schlafanzug und gleich darauf im Banker-Outfit, Seda postet ihren Weg zur Arbeit, Philip sieht man durch den Personaleingang schlüpfen. Anschließend bringt eine Vorstellungsrunde Azubis und Schüler virtuell zusammen. Man textet oder plaudert ein bisschen über sich, garniert mit Smileys und fühlt sich schnell wohl in der kleinen Community auf Zeit. Über den Tag wird es dann sachlicher und fachlicher.

Bilder stellen die Hauptstelle vor, ein Gespräch präsentiert das digitale Business-Center, das nächstes Jahr eröffnet. Später läuft Seda noch durchs Kemptener „Weidlehaus“, einen prominenten Bau, in dem die Verbundpartner untergebracht sind. Immer wieder macht das Handy „ping“. Dann gibt es Interviews mit den Ausbildungsreferenten, einem Filialleiter, einem Privatkundenberater oder Vorstandschef Manfred Hegedüs zu sehen – der es mit einem Realschulabschluss bis ins höchste Amt der Sparkasse geschafft hat (unser Bild oben).

Der Leiter der Marketingabteilung spricht über das Nachwuchskundenkonzept und das Planspiel Börse, zwei Wertpapierberater erklären die Aktie. Fotos zum neuen Dresscode des Hauses verlinken auf den Azubi-Blog, wo es mehr über „Banker ohne Schlips und Kragen“ nachzulesen gibt.

Philip Jan Merz, Anna Volodko, Enisa Nezirovic und Seda Karaca (von links): Jeweils zwei Azubis aus dem ersten und zwei Azubis aus dem zweiten Lehrjahr führen durch das virtuelle Praktikum per Whatsapp.

Damit die Kommunikation nicht zu einseitig wird, fordern die Azubis immer wieder zum Mitmachen auf. So sollen die Praktikanten etwa die typischen Aufgaben eines Kundenberaters aufzählen oder sich Fragen für die Interviewpartner überlegen, mittags gibt es ein kleines Quiz zum bereits Gelernten. Zudem soll ein Gewinnspiel alle bei der Stange halten: In manchen der Beiträge ist ein Einhorn versteckt, als Plüschtier oder Stickersymbol. Wer alle Einhörner entdeckt und am Ende des Tages die richtige Anzahl nennt, kann Eintrittskarten für die Rodelbahn gewinnen.

In erster Linie soll das virtuelle Praktikum über Whatsapp natürlich Auszubildende für die Sparkasse Allgäu gewinnen. Deshalb stellt Ausbildungsreferentin Natalie Kohl die Ausbildung per Powerpoint-Präsentation vor und spricht mit ihrem Kollegen Andreas Lechleiter über Bewerbungsmodalitäten und Anforderungen („In erster Linie sollte man Bock auf Menschen haben“). Ein Link führt auf eine Webseite der Sparkasse, die Möglichkeiten für Präsenz-Praktika auflistet.

Ersteinstieg in den Beruf

Und tatsächlich hat die Sparkasse bereits Azubis an Bord, deren Ersteinstieg in den Beruf über dieses virtuelle Praktikum erfolgte, das seit 2018 regelmäßig angeboten wird. Ein willkommener Nebeneffekt ist, dass auch die vier Azubis, die das Praktikum jeweils planen und realisieren, eine Menge lernen. Zudem wird die außergewöhnliche Idee gern von den lokalen Medien aufgegriffen, sagt Personalmanagerin Marion Schneller, und macht so Werbung für die Sparkasse als innovatives Unternehmen.

Silvia Besner
– 10. Dezember 2020