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Porträt
Die Fondsmanagerin des Jahres
Bei der Deka managt Nina Stapf den führenden europäischen offenen Immobilienfonds – so erfolgreich, dass sie zur „Fondsmanagerin des Jahres“ gekürt wurde.

Die gute Nachricht hatte der Absender in nur wenige Sätze verpackt. In ihrer E-Mail-Flut hätte Nina Stapf die knappe Mitteilung denn auch fast übersehen. Man gratuliere ihr zur Auszeichnung als „Fondsmanagerin des Jahres“. Als die Immobilienspezialistin der Dekabank die Zeilen las, arbeitete sie im Homeoffice. „Ich konnte gar nicht glauben, was da steht. Und dann wäre ich am liebsten sofort rausgestürmt, um meine riesige Freude mit meinem Team und den Kolleginnen und Kollegen zu teilen“, erzählt die 50-Jährige.

Der Haken: Bis zur offiziellen Preisverleihung am 21. Oktober 2021 hatte das Karrierenetzwerk „Fondsfrauen“, das den Award vergibt, um Stillschweigen gebeten. In Hanau trafen sich schließlich die Ausgezeichneten zur Preisvergabe, das Dinner fiel Corona zum Opfer. Immerhin konnte ein größeres Publikum den Livestream der Preisverleihung im Netz verfolgen.

Was die Jury überzeugt hat: Die Betriebswirtin managt den mit 17,6 Milliarden Euro Vermögen größten offenen Immobilienfonds in Europa, der mit einer Rendite von jährlich gut drei Prozent über die vergangenen fünf Jahre beim Fondsratinghaus Scope Analysis die beste Bewertung der Kategorie erhalten hat.

Frauen in der Minderheit

Ebenso hob Fondsfrauen-Gründerin Anne Connelly die starke Ausrichtung des Fonds auf die Nachhaltigkeit der mehr als 140 Immobilien in 17 Ländern Europas hervor. Das Netzwerk, das gleichzeitig die Firma, die Frau und das Vorbild des Jahres auszeichnete, will mit seiner Prämierung vor allem Fondsmanagerinnen mehr Sichtbarkeit verleihen. Denn die sind in Deutschland, aber auch weltweit, immer noch klar in der Minderheit.

In Managementpositionen sind laut einer Studie von KPMG gerade einmal 17 Prozent Frauen. Die Fondsbranche werde von vielen Frauen offenbar als wenig attraktiv wahrgenommen, sagt KPMG-Partnerin Maren Schmitz. Eine Umfrage unter Fondsanbietern in Deutschland und der Schweiz habe ergeben, dass die Fondsunternehmen zwar versuchten, für Managerinnen attraktiver zu werden, aber auf Konkretes wie freiwillige Quoten oder finanzielle Anreize, Frauen einzustellen, oder den Ausgleich von Gehaltsunterschieden ließen sich die wenigsten ein. Frauen erhalten der Umfrage zufolge auf der Führungsebene unterhalb des Vorstands nur 69 Prozent der variablen Vergütung von Männern.

Der Fonds Deka-ImmobilienEuropa investiert überwiegend in Gewerbeimmobilien (unser Bild zeigt den Gebäudekomplex De Resident in Den Haag), bei der Auswahl werden ökologische Merkmale berücksichtigt und gefördert.

Ob nun eine Frau oder ein Mann einen Fonds manage, das steht für Stapf nicht im Vordergrund, wie sie unterstreicht. „Besonders gefreut hat mich deshalb, dass viele Gratulanten meinten, den Preis hätte ich ebenso verdient, wenn es keine Geschlechtertrennung gegeben hätte.“ Und trotzdem ist sich die Mutter von zwei Töchtern bewusst, dass sie gerade für jüngere Kolleginnen ein gutes Vorbild ist.

Seit fünf Jahren managt Stapf den im Jahr 1997 aufgelegten Deka-ImmobilienEuropa, kümmert sich mit ihrem siebenköpfigen Team um den An- und Verkauf der Immobilien, Bestands- und Liquiditätsmanagement, die strategische Ausrichtung des Fonds und beobachtet die Trends am Markt. Vor allem diese Vielfältigkeit reizt sie an der Aufgabe.

Schwerpunkt nachhaltige Gebäude

Das Fondsvolumen sei in den vergangenen fünf Jahren um rund 25 Prozent gewachsen. Investiert werde vor allem in die Sektoren Büro und Logistik, deutlich verhaltener in Hotels und Einzelhandel. Eine entscheidende Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit. „Neben der stetigen Reduzierung von Gesamtenergiebedarf und CO2-Emissionen der Immobilien (zum Beispiel durch Smart-Data-Technologien oder Bezug von Ökostrom) liegt das Hauptaugenmerk auf der konsequenten Fortsetzung einer Zertifizierungsstrategie.“ So gehört Deka Immobilien zu den größten deutschen Bestandshaltern von als nachhaltig zertifizierten Gebäuden.

Der Mathelehrer nannte sie einst ein mutiges Mädchen: Nina Stapf.

Schon früh kristallisierte sich Stapfs hohe Zahlenaffinität heraus, wenngleich ihre Erinnerungen an die Schulzeit nicht immer positiv geprägt sind. „Als ich mich mit zwei Mitschülerinnen für den Mathe-Leistungskurs anmeldete, hob der Lehrer hervor, wie mutig doch dieser Schritt für ein Mädchen sei“, erzählt die Fondsmanagerin, die das schon damals anmaßend fand. Dass alle drei mit Top-Noten das Matheabitur absolvierten, habe sie dann natürlich mit Genugtuung erfüllt. Während des BWL-Studiums spezialisierte sich Stapf auf das Thema Immobilien. Immobilien könne man besichtigen, das ist aus ihrer Sicht handfester. Und natürlich habe sie fast alle der aktuell 143 europaweiten Fondsimmobilien persönlich besucht.

Wenngleich eine spezielle Frauenförderung für ihre Karriere keine Rolle gespielt habe, so weiß Stapf ein Angebot ihres Arbeitgebers immer noch sehr zu schätzen. „Die Deka bot in der Nähe des Büros Plätze in einer Kita an und zwar mit langen Betreuungszeiten von früh morgens bis abends. Ohne diese hätte ich damals als Führungskraft gar nicht 80 Prozent arbeiten können.“ Mittlerweile sind die Töchter selbstständige Teenager und teilen mit Mutter und Vater die Liebe zum Schnee. In den Winterferien geht die Familie zum Skifahren, im Sommer sind die Eltern dann zu zweit auf dem Rennrad unterwegs.

Eli Hamacher (Bild oben: SFG)
– 29. November 2021