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Frauen in Führung
Vielfalt bringt Ertrag
Gemischte Teams sind erfolgreicher – das gilt auch für gemischte Führungsteams. In Sparkassen ist es aber eher selten, dass Frauen bis in Führungsverantwortung kommen. In einem Gespräch zwischen DSGV-Präsident Helmut Schleweis und dem Netzwerk „Sparkassen-Frauen in Führung“ (S-FiF) war das jetzt Thema.

Eine zunehmende Zahl von Studien weist nach, dass mehr Vielfalt in der Belegschaft und damit auch mehr Frauen in Führung bessere wirtschaftliche Ergebnisse bringen. Eine Studie der Beratungsfirma McKinsey von 2020 rechnet vor: Die Wahrscheinlichkeit für Unternehmen, überdurchschnittlich erfolgreich zu sein, liegt um 25 Prozent höher, wenn im Topmanagement auch Frauen vertreten sind. (Quelle: McKinsey&Company Diversity wins. How inclusion matters)

In Deutschland ist der Effekt besonders deutlich: Bei hohem Anteil weiblicher Führungskräfte verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit eines überdurchschnittlichen Geschäftserfolgs sogar.

Perspektive auf Ertrag

Für Sparkassen, die sich in einem zunehmend harten Wettbewerb bewähren müssen, ist das ein interessanter Perspektivwechsel. Es macht sich für sie bezahlt, Kernwerte ihrer Marke durch konkrete personalwirtschaftliche Maßnahmen umzusetzen.

Im Gespräch mit den Vertreterinnen des S-FiF-Netzwerks betonte DSGV-Präsident Schleweis diesen Zusammenhang. „Unser Geschäftsmodell ist Teilhabe. Und unser Ziel ist wirtschaftlicher Erfolg. Diesen Erfolg erreichen wir durch das, was uns besonders macht: die Stärkung persönlicher Lebenswege.“

 

DSGV-Präsident Helmut Schleweis im Gespräch mit den Vertreterinnen des S-FiF-Netzwerks.


Gestärktes Risikomanagement

Petra Nabinger, die im Treasury-Management der Sparkasse Rhein-Haardt tätig ist (die SparkassenZeitung hat sie porträtiert), weist darauf hin: „Divers besetzte Entscheidungsgremien dienen auch der Risikominimierung, denn verschiedenste Perspektiven reduzieren nachweislich das Gesamtrisiko.“ Die Mitglieder von Überwachungsgremien werden hierauf zunehmend sensibilisiert, wie Petra Nabinger erst kürzlich im Gespräch mit einer Multi-Aufsichtsrätin erfuhr.

 

Divers besetzte Gruppen minimieren das Risiko, sagt Petra Nabinger, Pressekoordinatorin für die S-FiF-Gruppe.


Konkurrenz um Talente

Tanja-Vera Asmussen ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende bei der Landessparkasse zu Oldenburg. „Diversität in Teams ist ein Wettbewerbsvorteil und darin liegen Chancen. Diese Chancen sollten wir als Gruppe nutzen. Der Bund macht jetzt den Schritt und gibt für große Unternehmen eine Frauenquote vor. Die Bafin selbst fordert schon heute von allen Instituten eine Diversitätsrichtlinie“.

 

Von Diversität als Wettbewerbsvorteil spricht Tanja-Vera Asmussen, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Landessparkasse zu Oldenburg.


„Die Frage für uns als Sparkassen-Finanzgruppe wird sein: Woher nehmen wir auf einen Schlag ausreichend qualifizierte Frauen?“ ergänzt Sabine Schölzel, die als Vorstandsmitglied dieses Jahr von der Sparkasse Lüneburg zur Stadtsparkasse München wechselt. „Ich sehe da nur zwei Optionen: Entweder die Sparkassen kümmern sich jetzt aktiv um den Führungsnachwuchs, oder wir werden später für viel Geld am Markt rekrutieren müssen“ (hier lesen Sie ein ausführliches Interview mit Sabine Schölzel).

 

Sabine Schölzel, Vorstandsmitglied der Sparkasse Lüneburg, plädiert dafür, sich aktiv um Führungsnachwuchs zu kümmern.


Renate Braun bezweifelt, ob es diesen Bewerberinnenmarkt noch geben wird. Die langjährige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Passau beobachtet, dass schon jetzt die Nachfrage nach gut qualifizierten Frauen im Finanzwesen stark steigt, „und wir sollten unsere gut ausgebildeten weiblichen Führungskräfte unbedingt halten – auch durch konkrete Karriereangebote.“

Die genossenschaftlichen Banken machen es vor. Sie haben laut DIW-Managerinnenbarometer (2020) rund zehn Prozent Frauen im Vorstand – eine fast doppelt so hohe Quote wie bei Sparkassen.

 

Renate Braun, ehemalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Passau, mahnt an, gut qualifizierte Frauen in der Gruppe zu halten – auch mit konkreten Karriere-Angeboten.


Konzeptionell nachlegen

Sparkassen betonen in ihrer aktuellen Markenkampagne die Werte „Vielfalt“ und „Teilhabe“. Mit diesem Versprechen stehen sie gegenüber Kunden, Belegschaft und Bewerbern im Wort, die Karrierewege von Frauen und familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu fördern. Hier sei mehr Ehrgeiz auf allen Ebenen erforderlich.

Die Runde war sich einig, dass es im wirtschaftlichen Interesse der Sparkassen liegt, konzeptionell nachzulegen und mehr Vielfalt auf allen Führungsebenen anzustreben. Das Gespräch zwischen dem DSGV-Präsidenten und dem Netzwerk „Sparkassen-Frauen in Führung“ wird fortgesetzt.

Anke Bunz
– 7. Juni 2021