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Ausbildung
Digitales Schnuppern
Die Sparkasse Nürnberg bietet in Zeiten der Pandemie einen ganz speziellen Blick hinter die Kulissen der Ausbildung – per App Telegram.

Rund 12.500 junge Frauen und Männer absolvieren derzeit ihre Ausbildung bei den deutschen Sparkassen und ihren Verbundunternehmen. Vier große Berufsfelder stehen dem Nachwuchs dabei grundsätzlich zur Verfügung: Bankkaufmann/-frau, Büromanagement-Kaufmann/-frau, Informatikkaufmann/-frau sowie Immobilienkaufmann/-frau. Erste Einblicke in die Ausbildung gewährt die Sparkasse Nürnberg bei Praktika oder „Schnupperarbeiten“.

Denn woher sollen die jungen Leute überhaupt wissen, wie der Sparkassenberuf aussieht, fragt Petra Rehberger, Leiterin Personalentwicklung. Ein früher Blick hinter die Kulissen tut gut, „denn manche haben mitunter falsche Vorstellungen von diesem Job“, so Rehberger. Nun hat die Pandemie den Verantwortlichen aber auch hier einen Strich durch die Rechnung gemacht – doch zum Glück nicht ganz.

Ein digitales Praktikum via App Telegram schließt die Lücke. Das Programm läuft bei der Sparkasse Nürnberg bereits seit zwei Jahren, 2021 werden während der Ferienzeit wieder mehrere Durchläufe stattfinden. Auch andere Häuser bieten diese Art von Schnupperpraktikum, die SparkassenZeitung hat unlängst ein Praktikum per Whatsapp bei der Sparkasse Augsburg besucht.

Bunteste Geschäftsstelle in der Geschichte

15 Azubis aus neun Nationalitäten sorgten im Sommer 2019 für die „bunteste Geschäftsstelle“ in der Geschichte der Sparkasse Nürnberg, eine Art Spiegelbild zur Kundschaft im Stadtteil Gostenhof.

Die Sparkasse Nürnberg (1890 Mitarbeiter, Bilanzsumme: 11,89 Mrd. Euro) beschreitet gern innovative Wege, wenn es darum geht, bei jungen Leuten das Interesse für den Bankberuf zu wecken. So zum Beispiel im Sommer 2019, als 15 Azubis aus dem zweiten Lehrjahr die Geschäftsstelle am Plärrer „übernahmen“. Das Spezielle bei diesem Projekt war, dass die 15 jungen Leute nicht nur aus neun Nationalitäten stammten und damit für die „bunteste Geschäftsstelle“ in der Geschichte der Sparkasse Nürnberg sorgten – sie waren gewissermaßen auch eine Art Spiegelbild zur Kundschaft im Stadtteil Gostenhof.

Dabei war dieses Projekt alles andere als eine folkloristische Veranstaltung, schließlich ging es hier um Ausbildung: Kundenberatung bei Anlage- und Versicherungsprodukten oder der Eröffnung von Girokonten sowie das Organisieren der Bargeldversorgung – also das berühmte „Brot-und-Butter-Geschäft“. Die Bilanz dieser ungewöhnlichen Aktion fasst Petra Rehberger mit dem Satz zusammen: „Die Herausforderung, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig zu arbeiten, ist eine wertvolle Erfahrung und fördert die eigene Persönlichkeit.“

Interview

Frau Rehberger, welche Erwartungen verbinden Sie mit diesem digitalen Praktikum?
Das digitale Praktikum wird von unseren Azubis für interessierte Berufseinsteiger gestaltet. Die Azubis haben hier die Möglichkeit, in einem modernen Kanal kreativ zu werden und ein Stück weit Verantwortung zu übernehmen. Natürlich freuen wir uns auch, wenn es gelingt, die User auf diese Weise für den Beruf im Allgemeinen und unser Haus im Speziellen so zu begeistern, dass sie sich bewerben.

Inwieweit wirkt sich Corona auch sonst noch auf Ihr Institut aus?
Die Pandemie hat das Thema „Arbeitgeber-Attraktivität“ grundsätzlich stark verändert. Für uns bedeutet das, dass wir, die wir in der Öffentlichkeit ohnehin als systemrelevant wahrgenommen werden, jetzt von immer mehr jungen Menschen als sehr positiv gesehen werden. Die Gründe dafür scheinen banal: Die Leute – ob jung oder alt – wissen, dass wir für sie da sind. Wir sorgen für materielle Sicherheit. Dies wird, wie wir in der Region feststellen können, als sehr positiv gesehen.

Petra Rehberger freut sich über die Novellierung der Ausbildungsordnung.

Die Rahmenbedingungen für die Berufsausbildung im Sparkassen-Segment haben sich verändert...
Das war auch längst überfällig, denn die letzte Ausbildungsordnung für Bankkaufleute stammte noch aus dem vergangenen Jahrhundert. Seit 2020 gibt es eine Novellierung, das heißt: Man hat das Berufsbild modernisiert, inklusive der Prüfungsordnung bei der IHK (die SparkassenZeitung berichtete). Man hat sich von nicht mehr zeitgemäßen Ausbildungselementen und -vorschriften verabschiedet. In der täglichen Praxis hat das den Vorteil, dass man jetzt noch stärker die Arbeit mit dem Kunden in den Fokus nimmt.

Wie muss man sich das vorstellen?
Wir haben es jetzt mit Digitalisierung auf breiter Front zu tun: Onlinebanking, Apps für den Zahlungsverkehr, Datenschutz. Aber nicht nur die Technik spielt eine Rolle, sondern vor allem, wie man diese gezielt im Kundengespräch einsetzt.

Gibt es Trends beim Nachwuchs?
Die Studier-Neigung der jungen Leute ist aktuell noch sehr stark ausgeprägt. Das heißt: Man geht ins Gymnasium und danach sofort auf die Uni. Früher war das noch etwas anders, da haben gute Schüler auch häufig eine Berufsausbildung angestrebt und sich dann berufsbegleitend weiterentwickelt. Dieses Phänomen bekommen alle Branchen schonungslos zu spüren.

Wie lässt sich das ändern?
Da muss man sich etwas einfallen lassen. Die Sparkasse Nürnberg bietet eine Kombination „Ausbildung zum/r Bankkaufmann /-frau“ für den Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaft an. Im Augenblick sind noch drei Stellen unbesetzt.

Wirken sich noch andere Faktoren bei der Berufswahl aus?
Generell gilt – und das abhängig von der Branche und der Region: Der Standort ist wichtig. Hier in der Metropolregion Nürnberg haben wir Glück, weil sie von sehr vielen jungen Menschen als möglicher Lebensmittelpunkt positiv gesehen wird.

Zur Person: Dipl.-Betriebswirtin (FH) Petra Rehberger ist seit April 2018 Leiterin Personalentwicklung / stellvertretende Bereichsleiterin der Sparkasse Nürnberg. Zuvor war sie als Kreditanalystin, Leiterin Vertriebsmanagement Firmenkunden und schließlich als stellvertretende Bereichsleiterin Firmenkundenmarketing bei dem mittelfränkischen Institut tätig.

Reinold Rehberger
– 2. März 2021