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Aktualisiert: Alltag von Sparkässlern, Teil 4
Lernen aus der Krise
Vor einem Jahr hat die Weltgesundheitsorganisation Sars-Cov-2 zur Pandemie erklärt. Auch das zweite Jahr bringt die Normalität erst einmal nicht zurück. Wie Sparkässler die Krise erleben, beruflich und privat.

Nach der Krise ist vor der Krise. Seit einem Jahr hat die Coronapandemie auch die Stadtsparkasse Düsseldorf fest im Griff. Die ungewöhnliche Zeit haben Patricia Scharpenack und ihre Kollegen vom Krisenstab jedoch gut genutzt, um sich für weitere Notfälle zu rüsten. „Wir haben viel gelernt und unsere Pandemiepläne entsprechend angepasst.

Gleichzeitig haben wir uns auf andere Ausnahmesituationen vorbereitet, etwa einen größeren Stromausfall“, sagt die 41-Jährige, die sich als Datenschutzbeauftragte, Notfallbeauftragte und Leiterin des Sicherheitsmanagements seit zwölf Monaten permanent im Krisenmodus befindet.

 

Patricia
Patricia Scharpenack, Stadtsparkasse Düsseldorf: „Wir haben viel gelernt und unsere Pandemiepläne entsprechend angepasst.“


Der Krisenstab tagt zwar nur noch einmal statt zweimal wöchentlich bei einer der größten Sparkassen Deutschlands, aber die ständig neuen Regeln sind immer noch herausfordernd. „Als etwa das Tragen von OP- beziehungsweise FFP2-Masken Pflicht wurde, haben wir vorübergehend wieder Sicherheitspersonal vor dem Eingang positioniert“, sagt die Informatikkauffrau. Die Kunden seien aber sehr verständnisvoll, die Umstellung habe gut gekappt.

Normalität noch nicht zu erwarten

Vor einem Jahr erklärte die Weltgesundheitsorganisation Sars-Cov-2 zur Pandemie. Seitdem herrscht ein Ausnahmezustand, den zumindest noch niemand aus der jüngeren Generation so jemals erlebt hat. Und nach den jüngsten Beschlüssen von Bund und Ländern am 3. März 2021 steht fest: Auch im zweiten Coronajahr wird erst einmal keine Normalität einkehren. Wie gehen Sparkassen und Sparkässler mit der Situation um, im Job und zu Hause? Was wird nach der Krise von Corona übrig bleiben?

Kommt die Rede auf die Stimmung, fällt schnell das Wort „coronamüde“. „Ich hoffe sehr auf eine baldige verstärkte Lockerung des Lockdowns“, sagt Scharpenack, deren 14-jährige Tochter zwar gut mit Homeschooling klarkommt, aber längst keine Lust mehr hat, kaum noch Freunde treffen oder in die Schule gehen zu können.

Kochabende auf Skype und GPS-Schnitzeljagden

Mit Spiele- und Kochabenden auf Skype, GPS-Schnitzeljagden und ausgedehnten Radtouren vertreibt sich die Familie mit ihren Freunden derweil die Freizeit. Alexander Verfürth, Leiter der Geschäftsstelle in Nürnberg-Ziegelstein, hofft, „dass die Impfungen uns helfen, in die Normalität zurückzukehren“.

Dass gerade die Jüngeren so gar nicht mit der Krise klarkommen, trifft zumindest nicht auf alle zu. Fabian Gerhardt etwa, Azubi im zweiten Jahr bei der Frankfurter Sparkasse, lässt sich seine gute Laune nicht vermiesen. „Man muss das Beste daraus machen. Sonst wäre es wirklich ein verlorenes Jahr“, sagt der 20-Jährige, der sich gerade auf die Abschlussprüfung im Sommer vorbereitet.

 

Fabian
Fabian Gerhardt, Frankfurter Sparkasse: „Man muss das Beste daraus machen. Sonst wäre es wirklich ein verlorenes Jahr.“


Die meiste Zeit ist Gerhardt vor Ort in der Filiale, nur für wenige Wochen wechselte er im Oktober und Januar ins Homeoffice, womit er gut klargekommen sei. Angst um seinen Ausbildungsplatz hat sich Gerhardt zu keinem Zeitpunkt gemacht. „Im Gegenteil. Gerade in dieser Krise hat man doch gemerkt, wie wichtig die Banken für die Unternehmen sind.“ Dass die Frankfurter Sparkasse ihm schon Anfang März ein Übernahmeangebot machte, hat ihn natürlich beruhigt und sehr gefreut.

Firmenkunden zunehmend ratlos

Im Job sind die Mitarbeiter derweil allemal gefordert, vor allem wenn sie Kundenkontakt haben. Verständlich, dass vor allem Firmenkunden, die der Lockdown kalt erwischt hat und die seitdem besonders leiden, immer verzweifelter werden. „Bei vielen Unternehmen wie Händlern, Gastronomen oder Fitnessstudios herrschen Ratlosigkeit und Wut. Sie haben für viel Geld Hygienekonzepte entwickelt und dürfen trotzdem nicht öffnen“, sagt Claudia Demler, stellvertretende Firmenkundencenterleiterin bei der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg.

Berater als Begleiter

Als Berater müsse man sich in dieser schwierigen Lage als Begleiter positionieren, vom Emotionalen ins Machen kommen. „Viele Kunden blicken im Dschungel der vielen Hilfsprogramme gar nicht mehr durch. Da hilft es, dass wir viele Firmen lange und gut kennen und deshalb wissen, was am besten passt.“

 

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Claudia Demler, Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg: „Unsere Aufgabe ist es, Ruhe in die Gespräche zu bringen und gemeinsam eine Strategie zu entwickeln.“


Erschrocken habe sie, dass sich selbst viele sehr solide aufgestellte Unternehmen im ersten Lockdown gefragt hätten, ob sie liquidieren sollten. „Unsere Aufgabe ist es, Ruhe in die Gespräche zu bringen und gemeinsam eine Strategie zu entwickeln.“ Meist gelinge das auch gut.

Zeit gespart im Homeoffice

Äußerst positiv bewerten viele Sparkässler die Erfahrungen mit dem Homeoffice. „Die Flexibilität würde ich gern beibehalten, um besser den Spagat zwischen Beruf und Familie zu wuppen. Und die Zeitersparnis ist schon enorm, wenn man nicht täglich zur Arbeit fahren muss“, sagt Stefanie Verfürth, die im Unternehmensbereich KreditConsult bei der Sparkasse Nürnberg arbeitet und seit einem Jahr Homeoffice, Homeschooling und Homekita mit zwei Kindern bewältigen muss.

 

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Stefanie Verfürth, Sparkasse Nürnberg:  „Die Flexibilität würde ich gern beibehalten, um besser den Spagat zwischen Beruf und Familie zu wuppen.“


Nur jeden zweiten Tag hatte Sohn Simon zuletzt eine Stunde Online-Unterricht. Beim fünfjährigen Nicolas fiel die Kita ganz aus, der daran nur gut fand, dass er manchmal den ganzen Tag im Schlafanzug herumlaufen durfte. Die häufigeren Streits mit dem Bruder würden jedoch eher nerven und der Fußballverein fehlt beiden.

Alexander Verfürth wünscht sich, dass „wir beim Homeoffice so flexibel bleiben, wie wir es aktuell sind“. Im Vertrieb sei eine gewisse Präsenz natürlich unerlässlich, aber es motiviere ihn auch, einige Aufgaben zu Hause erledigen zu können. Für Sven Mücklich, Unternehmenssprecher der Sparkasse Chemnitz, steht hingegen fest: „Dauerhaft nur von zu Hause arbeiten, ist nichts für mich. Ich bin dankbar, dass ich jeden Tag ins Büro gehen kann.“

Vorstand lädt zu digitaler Kaffeepause

Um auch den Zusammenhalt mit allen Mitarbeitern zu stärken, die regelmäßig im Homeoffice arbeiten, haben sich die Chemnitzer etwas Originelles ausgedacht. Ende März lud der Vorstand zur digitalen Kaffeepause. Im Vorfeld bekamen alle Mitarbeiter ein Päckchen mit Kaffee, Tee, Milch, Kuchen, Schokohase und einer roten Kaffeetasse mit dem Hashtag Kulturhauptstadt-Sparkasse.

30 Minuten dauerte das erste digitale Mitarbeiterevent, bei dem die Vorstände Michael Kreuzkamp und Torsten Wetzel kurz auf das erste Corona-Jahr zurückblickten, die 2020er-Zahlen kommentierten und ihren Kollegen für deren Einsatz dankten. Auch die Unterhaltung kam nicht zu kurz. Zwei Chemnitzer Künstler traten im virtuellen Raum auf und wer Lust hatte, schickte ein Selfie mit Kaffeetasse.

"In der Spitze waren 422 Nutzer eingeloggt, 540 Pakete hatten wir versandt. Die Zahl der Zuschauer war sogar noch etwas höher, da einige Kollegen auch zu zweit am Rechner dem Livestream gefolgt sind“, sagt Mücklich. Rund 160 Selfies mit der Kaffeetasse seien geschickt worden. Mit diesen Selfies plant die Sparkasse noch eine weitere Überraschung.

Viele werden nicht mehr Hände schütteln

Auch nach Ende der Pandemie wird nicht alles wieder wie zuvor, glauben die Sparkässler. Mücklich ahnt, dass das Coronavirus unser Leben und Arbeiten nachhaltig verändern werde. „Ich bin überzeugt, dass viele auf das Händeschütteln zur Begrüßung verzichten werden. Ebenso werden wir uns an das Tragen von Mund-Nasenschutz in besonderen Situationen gewöhnt haben.“

Stefanie Verfürth glaubt, „dass viele Menschen die Maske freiwillig öfters tragen werden, etwa beim Einkaufen oder im Winter“. Und eventuell würden keine großen Menschenansammlungen mehr erlaubt sein, zum Beispiel bei Konzerten oder Sportveranstaltungen. „Das würde ich sehr schade finden, denn dann muss man mit steigenden Ticketpreisen rechnen und das kann sich dann nicht mehr jeder leisten.“

 

Sven
Sven Mücklich, Sparkasse Chemnitz: „Es wird weniger klassische Konferenzen und Meetings geben, dafür mehr onlinebasierte Treffen.“


Dauerhaft würden sich auch die Art der Kommunikation und Zusammenarbeit verändern, glaubt Mücklich. „Es wird weniger klassische Konferenzen und Meetings geben, dafür mehr onlinebasierte Treffen.“ Vor einem Jahr seien Videokonferenzen oder gar die koordinierte und flächendeckende Kommunikation zu Mitarbeitern via Messenger-Diensten wie Whatsapp oder Signal bei der Sparkasse Chemnitz noch gar nicht üblich gewesen.

Für Alexander Verfürth steht fest, dass sich ohne Pandemie nicht der Zwang ergeben hätte, die interne Digitalisierung so konsequent voranzutreiben. Die neuen Formate sparten viel Zeit und machten das Arbeiten effizienter, auch weil an manchen Tagen die Fahrten von und zur Arbeit wegfielen.

Änderungen auch beim Ehrenamt

Für Claudia Demler hat die Pandemie nicht nur den Berufsalltag verändert, sondern auch ihr Ehrenamt. Mit dem Verein Hayati Karamati baute die 30-Jährige zwei Schulen im krisengeschüttelten Jemen auf und unterstützt deren laufenden Betrieb. Trotz Corona und Bürgerkrieg sind die Schulen seit Herbst 2020 schon wieder geöffnet. Ohne Spenden geht es nicht.

„Im Coronajahr mussten wir die Akquise komplett digital organisieren, etwa über unsere Webseite oder die sozialen Medien. Die Einnahmen aus den Präsenzveranstaltungen wie Spendenläufen an Schulen und Infoabenden fehlen natürlich.“ Ihren Optimismus lässt sich die engagierte Bankerin trotzdem nicht nehmen. „Wir wollen noch drei weitere Schulen in diesem Jahr aufbauen.“

Hoffen auf einen Sommerurlaub

Unterdessen hoffen die Sparkässler, in diesem Jahr wenigstens die eine oder andere Reise machen zu können. Familie Scharpenack will zu Ostern mit dem Wohnmobil unterwegs sein und hat für den Sommer Rügen gebucht. Auch Familie Verfürth will campen, möglichst im warmen Süden. „Beim Campen können wir am besten den Abstand einhalten“, sagt Stefanie Verfürth. Wohin es geht, ist Sohn Simon dabei ganz egal. „Hauptsache Urlaub!“

 

Lesen Sie hier:

 Teil 1 der Serie über Sparkässler und die Coronapandemie

 Teil 2 der Serie über Sparkässler und die Coronapandemie

 Teil 3 der Serie über Sparkässler und die Coronapandemie

Eli Hamacher
– 1. April 2021