Familie Verfürth
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Alltag von Sparkässlern Teil 3 / aktualisiert
Lockdown 3.0: „Es wird schnell gegrantelt“
Nach einer Entspannung im Sommer und dem Lockdown 2.0 hat die Regierung mit ihrem dritten Lockdown wieder drastische Maßnahmen beschlossen. Welche Auswirkungen die neuerliche Auszeit auf die Sparkassen hat, berichten Mitarbeiter aus München, Nürnberg, Attendorn, Vorpommern und Bad Kreuznach.

So hatte sich Alexander Verfürth Weihnachten nicht vorgestellt. Eigentlich wollte er mit seiner Frau und den beiden Söhnen eine Woche im Allgäu Ski laufen. Und wie jedes Jahr sollten Verwandte zu Besuch kommen. Mit zwölf Gästen wollte man feiern.

Doch auch neun Monate nach Ausbruch der Pandemie bestimmt das Coronavirus den Alltag der Familie. „Wir waren nur zu viert. Das war natürlich schade“, findet der Leiter der Geschäftsstelle Nürnberg-Ziegelstein. Aber letztlich sei es nicht zu ändern. Andere hätten viel größere Probleme und ihnen ginge es ja gut.

Präsenztermine reduziert

Auch bei der Sparkasse wird das Geschäft wieder schwieriger. „Präsenztermine haben wir zum Schutz unserer Kunden und Mitarbeiter reduziert und dafür die telefonische Beratung mit digitaler Unterstützung wieder intensiviert“, sagt Verfürth. 
 

Familie Verfürth
Familie Verfürth: Auch neun Monate nach Ausbruch der Pandemie bestimmt das Coronavirus den Alltag.

Auch jetzt bleibt seine Filiale mit ihren zehn Mitarbeitern aber geöffnet. „Was offen war, bleibt offen.“ Verschärft wurden hingegen die Hygieneregeln. Durften die Kollegen zeitweise hinter den Schutzwänden aus Plexiglas auf das Tragen einer Maske verzichten, ist dies seit Herbst jedoch auch hier – wie schon bei den Beratungsgesprächen durchgängig – wieder Pflicht.

„Die Unsicherheit ist doch sehr groß“

„In Nürnberg war die Zahl der Infektionen über Wochen sehr hoch. Deshalb hat der Krisenstab diese Maßnahme angeordnet“, sagt der 46-Jährige, der beobachtet, dass sich die Stimmung bei den Kunden zunehmend verschlechtert. „Es wird schnell gegrantelt.“ Wenn man etwa auf die Maskenpflicht hinweise, würden sich oftmals in der Filiale bei den Besuchern zwei Lager aus Befürwortern und Gegnern bilden. „Die Unsicherheit ist doch sehr groß“, so der Geschäftsstellenleiter, dessen Frau auch bei der Sparkasse Nürnberg arbeitet.

War nach dem ersten Lockdown im Verlauf des Sommers eine gewisse Routine beim Umgang mit den neuen Abstands- und Hygieneregeln eingekehrt, aber auch schon wieder eine gewisse Normalität, etwa durch die Rückkehr vom Homeoffice ins Büro, müssen die Sparkassen jetzt wieder umdenken.

Externe Sicherheitsfirma nicht mehr nötig

„Mit den neuen Regeln müssen wir die Zahl der Kunden, die sich zur gleichen Zeit in unseren Geschäftsräumen aufhalten dürfen, wieder auf den vorgeschriebenen Wert von maximal einer Person pro zehn Quadratmeter reduzieren. Somit sind wir wieder auf dem gleichen Stand wie im März“, sagt Steffen Roßkopf, Vorstandsmitglied bei der Sparkasse Rhein-Nahe.

Zuletzt war es eine Person pro fünf Quadratmeter. Dank des gut funktionierenden Hygienekonzeptes sei man in den Filialen heute so gut aufgestellt, dass sowohl die Sicherheit der Kunden als auch der Mitarbeiter bestmöglich gewährleistet sei. Neuerliche Schließungen hofft das Institut vermeiden zu können. Mittlerweile hätten sich die Abläufe zudem so gut eingespielt, dass jetzt zum Beispiel keine externe Sicherheitsfirma mehr benötigt werde, um den Einlass zu regeln.

 

Steffen Roßkopf, Vorstandsmitglied bei der Sparkasse Rhein-Nahe: „Dank des gut funktionierenden Hygienekonzeptes sind wir in den Filialen heute so gut aufgestellt, dass sowohl die Sicherheit der Kunden als auch der Mitarbeiter bestmöglich gewährleistet ist.“


 
Um die Mitarbeiter zu schützen, setzt die Sparkasse Rhein-Nahe wieder verstärkt auf das Homeoffice, das sich sehr bewährt habe. Statt zuletzt 100 arbeiten jetzt wieder rund 300 Kollegen von zu Hause aus und damit in etwa die Hälfte der Belegschaft. „Aus unserer kontinuierlichen Mitarbeiterbefragung heraus können wir ablesen, dass sich die Mitarbeiter mit der Homeoffice-Lösung sehr wohl gefühlt haben und die Fürsorgepflicht ihres Arbeitgebers hoch schätzen“, sagt Roßkopf.

Führungskräfte müssen wieder aus der Ferne motivieren

„Wir erhalten fortlaufend Ergebnisse aus dieser Befragung und können so nachsteuern, sollte sich diese positive Tendenz wandeln.“ Die Führungskräfte seien jetzt wieder gefordert, die Teams aus der Ferne zu motivieren und trotz räumlicher Distanz in das Tagesgeschehen einzubinden. „Doch inzwischen haben wir in enger Zusammenarbeit mit dem Krisenstab umfangreiches Informationsmaterial bereitgestellt, sodass uns dies nun deutlich routinierter von der Hand geht als noch im Frühjahr“, unterstreicht Roßkopf.

Weltspar-Event bis zum Ende des Jahres

Schon vor Bekanntgabe des Lockdowns 2.0 hatte die Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem zwei Premieren im Rahmen des Weltspartags eingeführt. „In diesem Jahr bieten wir erstmals den Weltspartag nach Terminvereinbarung an und haben die Dauer bis Jahresende verlängert“, sagt Daniel Fitzke von der Kommunikation.

Bis zum 30. Dezember können die jungen Sparer ihre Spardosen in den Geschäftsstellen leeren und erhalten dafür die begehrten Weltspartagsgeschenke: ein Vogelhäuschen, das die Kinder selbst bemalen und zu Hause aufstellen können, und Knax-Gutscheinhefte mit vielen Überraschungen. In der aktuellen Lage sei man froh über diese Lösung, unterstreicht Fitzke.

Viele Kunden hatten Termine gemacht, der Andrang zum Weltspartag sei dafür sehr überschaubar gewesen. Festhalten will die im südlichen Sauerland beheimatete Sparkasse an den leicht reduzierten Öffnungszeiten ihrer sechs Niederlassungen, auch an den größeren Standorten. Seit März schließen die Standorte montags bis donnerstags schon um 16:30 Uhr statt um 18 Uhr, freitags um 16 Uhr.

 

Die Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem bietet in diesem Jahr erstmals den Weltspartag nach Terminvereinbarung an und hat die Dauer bis Jahresende verlängert.

 

In Vorpommern hat die Sparkasse derweil nach dem Vorbild der Corona-Ampel-Stufen ein Konzept erarbeitet, das je nach Ampelstufe beispielsweise die Anzahl der Personen in einem Beratungsgespräch oder in einer internen Besprechung begrenzt. „Je nach Corona-Ampel-Stufe wissen unsere Mitarbeiter, welche Regeln in unserem Haus gelten“, sagt Kati Ambrosat von der Unternehmenskommunikation.

Angebot an medialen Leistungen weiter ausgebaut

Die letzten Monate habe die Sparkasse zudem genutzt, um ihr Angebot an medialen Leistungen weiter auszubauen und die Mitarbeiter zu schulen. Beispielsweise sei Skype for Business in den Filialen und Beratungscentern eingeführt worden. „Videokonferenzsysteme und Telefonkonferenzen gehören mittlerweile zu unserem Alltag.“

Wie im Frühjahr bleiben alle Filialen auch im Lockdown 3.0 geöffnet. „Wichtig ist uns, dass wir für unsere Kunden da sind und sie aktiv begleiten. Das haben sie schon nach Ausbruch der Coronapandemie wertgeschätzt“, so Ambrosat. 
 
Anders als sein Kollege Verfürth aus Nürnberg findet Sebastian Sippel von der Stadtsparkasse München: „Die Kunden sind entspannter geworden, da Corona mit den dazugehörigen Hygiene- und Abstandsregelungen nicht mehr so neu ist.“ Und mehr Kunden würden zunächst telefonisch oder per Onlinebanking überprüfen, ob sie wirklich persönlich in eine Filiale kommen müssten oder ihr Anliegen nicht über einen anderen Kanal lösen könnten, so der Pressereferent.

Bessere Konzentration auf das Wesentliche

Dass der Lockdown 3.0 nur wie zunächst angekündigt bis zum 10. Januar läuft, glaubt Alexander Verfürth von der Sparkasse Nürnberg nicht. Der Geschäftsstellenleiter stellt sich eher auf eine Fortsetzung bis Ende des Winters ein. „Ein ständiges Rein-raus würde doch erst recht niemand akzeptieren.“ Seine Stimmung beschreibt Verfürth dennoch als „verunsichert, aber zuversichtlich“ und gewinnt der Krise auch gute Seiten ab.

„Mit den zahlreichen digitalen Meetings konzentrieren wir uns auf das Wesentliche und sparen extrem viel Zeit. Das wünsche ich mir auch für die Zeit danach.“ Auch beim Ergebnis ist Verfürth noch optimistisch. „Ich denke schon, dass wir unser Ziel für 2020 erreicht haben.“ Man habe Kundengespräche schon sehr früh auf hybride Formate umgestellt, das zahle sich jetzt aus.

 

Lesen Sie hier:

Teil 1 der Serie über Sparkässler und die Coronapandemie

Teil 2 der Serie über Sparkässler und die Coronapandemie

Teil 4 der Serie über Sparkässler und die Coronapandemie

 

Eli Hamacher
– 28. Dezember 2020