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Standortförderung
Raum für Talente und Patente
Kleine Betriebe mit Tüftlergeist wollen die Coronadelle für einen Innovationsschub nutzen und werden darin von der Kreissparkasse Reutlingen unterstützt.

„Wir sind ein Standort für Talente und Patente“, sagt Martin Bosch, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Reutlingen. Daran hat auch das schwierige Jahr 2020 nichts geändert. „Unsere Erfahrung ist eher, dass jede Krise einen Innovationsschub im Mittelstand auslöst.“

In den zurückliegenden guten Jahren hätten viele gewerbliche Betriebe „Zeit für fünf Aufträge, aber sechs Aufträge in den Büchern gehabt“, berichtet Bosch. Jetzt hätten manche Branchen zwar Aufträge verloren, aber auch Raum gewonnen, Ideen weiterzutreiben, die schon lange auf dem Reißbrett lagen.

Preis für Innovationen

„Als Sparkasse sind wir seit Generationen vor Ort aktiv, aber wir treten jeden Tag neu für die Zukunft ein“, sagt Bosch, „viele unserer gewerblichen Kunden machen es genauso.“ Deshalb ermutige man örtliche Betriebe, neue Ideen in marktfähige Produkte und Verfahren umzusetzen.

Schon seit 1988 unterstützt die Kreissparkasse die erfinderischen Meister, Mitarbeiter und Azubis der Region durch einen eigenen Innovationspreis.

Stiftung für schwäbisches Know-how

Koordiniert wird der Wettbewerb durch die Stiftung der Kreissparkasse Reutlingen zur Förderung innovativer Leistungen im Handwerk. Die Gewinner dürfen unter anderem in den Geschäftsräumen der Sparkasse ausstellen. Es gibt Urkunden für die eigene Werbung und einen Festakt mit Talk-Runde und lokaler Presse.

„Unsere Handwerkerstiftung ist für die Region gemacht“, sagt Bosch, „sie macht öffentlich, wie viel Kraft in lokalen Talenten steckt.“ Diese kostenlose Medienarbeit ist für die Teilnehmer viel wert.

Nutzen für die Wirtschaft

In 31 Preisrunden wurden bislang 162 Unternehmen ausgezeichnet und rund 400.000 Preisgeld vergeben. Gesucht werden Innovationen, die sich positiv auf Umwelt, allgemeine Gesundheit, Arbeits- und Ausbildungsplatzsicherung auswirken und die gute Chancen auf eine wirtschaftliche Umsetzung haben.

„Sie müssen nachhaltig und tragfähig sein, nicht nur neu“, sagt Martin Bosch. Er geht davon aus, dass gerade die Erfahrung von Corona viele Unternehmen anspornen wird, sich weiterzuentwickeln.

Branchenwissen für Kunden

Neue unternehmerische Ideen gibt es in Reutlingen traditionell viele, denn die Stadt profitiert auch vom Know-how der technischen Fakultät der Hochschule. Deren unternehmerische Ausgründungen werden vielfach von der Kreissparkasse finanziell begleitet.

„Unsere Aufgabe vor Ort ist, das Gras wachsen zu hören“, beschreibt Bosch die Aufgabe der Sparkasse bei der Standortförderung. Lange bevor es um Kreditanfragen geht, vermitteln Fachberater deshalb auch kaufmännisches Wissen an die angehenden Ingenieure der Hochschule. „Man sagt ja landläufig, dem Ingeniör ist nichts zu schwör. Wir helfen mit, dass das auch für unternehmerische Vorhaben gilt, nicht nur für Technik.“

Von der Brache zum Technologiepark

Darüber hinaus hat die Kreissparkasse Reutlingen eine eigene Beteiligungsgesellschaft, die gelungene Gründungen auf die nächste Stufe führen kann, und engagiert sich bei der Existenzgründungsfinanzierung. „Wir haben in einigen Bereichen Spezialistenwissen aufgebaut, etwa für das Bauträgergeschäft“, berichtet Vorstand Bosch.

Mischbebauung am Rand von Reutlingen.

Vielfach kann die Sparkasse aber auch auf das Wissen ihres Netzwerks zurückgreifen, also auf die Hochschule, Handwerkskammer, Kreishandwerkerschaft, Innungen und ihre eigene Wagniskapitalgesellschaft. Die Umwandlung einer innerstädtischen Brache in einen Technologiepark hat die Kreissparkasse aktiv unterstützt.

Gute Aussichten für das Handwerk

Mitte Januar startet die neue Ausschreibung des Innovationspreises für das Handwerk in Reutlingen. Bewerben können sich dafür nicht nur Kunden der Sparkasse, sondern auch andere aus dem Geschäftsgebiet. Martin Bosch rechnet mit gutem Zulauf.

„Wir können nicht in die Glaskugel schauen, aber das Thema Überschuldung ist im Handwerk eher nicht so stark ausgeprägt wie vielleicht in der Zulieferindustrie.“ Die Gewinnerideen werden dann wieder in der Kreissparkasse zu besichtigen sein – nur einmal ging das nicht.

„Vor drei Jahren hat ein Betrieb einen Vollernter mittig durchtrennt und dorthinein eine Pelletpresse integriert, die gleich das anfallende Stroh klein presst. Das sprengte etwas die Dimensionen unserer Kundenhalle“, lacht Bosch. Aus den kleinen Pellets aber wurde ein internationaler Erfolg – made in Reutlingen.

 

Anke Bunz
– 13. Januar 2021