Robo-Advisors sind algorithmengestützte Anlageassistenten, die alle nach demselben Prinzip arbeiten. Der Kunde klickt sich auf der Internetseite seines Wunschanbieters durch einen Fragenkatalog, der Risikoaversion, finanzielle Verhältnisse und weitere Anlagepräferenzen berücksichtigt. Daraus erstellt das System ein Anlegerprofil und in Folge ein individuelles Anlageangebot. Dieses besteht je nach Anbieter zumeist aus kostengünstigen ETFs (Exchange Traded Funds), aktiv gemanagten Fonds und weiteren Features, wie Absicherungsmechanismen.
Auch in Verbraucherzeitschriften ist das Thema präsent: Eine einfache digitale Anlage mit breiter Streuung. Besonders herausgestellt wird neben dem Preisfaktor ETF auch deren emotionsfreier Kursverlauf. Diese Fonds folgen dem zugrundeliegenden Index nahezu im Gleichlauf, ohne dass ein Fondsmanager durch Fehlentscheidungen eine Underperformance bewirkt. Das ist jedoch zugleich ein Contra-Punkt im Vergleich zu einem herkömmlichen Investmentfonds. Diese sind durch Ausgabeaufschlag und laufende Kosten zwar teurer, sollten aber den Vergleichsindex schlagen. Leider schaffen das auf Dauer nur die wenigsten.
Der Robo-Markt ist jung und wächst seit den Erstaktivitäten durch vaamo und fintego im Jahr 2013 exponentiell. Allein 2018 ist das verwaltete Volumen in Deutschland von 1,4 Milliarden auf zwei Milliarden Euro gewachsen. Das liegt unter anderem an der Wachstumsstrategie vieler Anbieter, die teils mit Kampfpreisen unter der 0,5-Prozent-Marke agieren. Zudem bieten sie alles, was ein moderner, preisbewusster Kunde erwartet: eine anwenderfreundliche, unkomplizierte Anlage im ansprechenden Layout.
Zunehmend entdecken etablierte Bankhäuser das Geschäftsfeld für sich und gehen dabei auch Kooperationen mit den Start-ups der Branche ein. Letztere profitieren vom regulatorischen Knowhow der Partner und hoffen auf entsprechende Kundenvermittlungen. Die klassischen Banken sparen sich hingegen Eigenentwicklungskosten und öffnen sich dem modernen Markt. Beispielhaft konnte der Anbieter „Scalable Capital“ durch die Verbindung zur ING in zwei Jahren 30.000 Neukunden mit einem Volumen von rund einer Milliarde Euro für sich gewinnen. Weitere Platzhirsche sind "LIQID", cominvest, quirion und trueinvest.
Erfolgreich im Markt präsent ist die Dekabank-Tochter bevestor, deren Robo im Test der Zeitschrift Capital (08/2018) die Höchstnote bekommen hat. Über die Internet-Filiale der Sparkasse kann der Kunde zwischen zwei Möglichkeiten wählen, die optional durch Sicherungsmechanismen ergänzbar sind:
- Die Variante Relax bietet drei Anlageportfolios mit unterschiedlicher Aktiengewichtung (ca. 30, 50 oder 70 Prozent), die von den Deka-Experten aus einem offenen Fondsuniversum regelmäßig rebalanciert werden.
- In der Variante Select gibt es dagegen fünf Portfolios (ca. 25, 50, 65 oder 90 Prozent), die quantitativ nach dem Michaud-Ansatz gemanagt werden. Zu den ETFs kann der Kunde je nach Affinität weitere Spezialthemen wie Industrie 4.0, Infrastruktur, Klimawandel, Nachhaltigkeit oder digitaler Lifestyle wählen.
Fazit
Robos sollten das klassische Angebot ergänzen, um affine Kunden in der Sparkassen-Finanzgruppe zu halten. Ebenso bieten sie die Chance, Fremdkunden zu gewinnen und diese Geschäftsverbindungen weiter auszubauen. Dabei helfen neben dem bevestor auch weitere Lösungen wie der Inasys Robtimizer oder der FI-Anlagekonfigurator, der eine Mischform aus Robo- und Präsenzberatung ist.
Überblick: Robo Advisor
In einer interaktiven PDF-Übersicht hat der Autor für die BBL verschiedene Robo-Advisor-Varianten zusammengestellt. Daneben gibt er eine Kurzbeschreibung und nennt konkrete Einsatzbeispiele in der Finanzwirtschaft sowie die Anbieter. Direkt-Links führen zu „Weiteren Informationen“. Das angehängte PDF lässt sich ausdrucken (Din A3 und Din A4 quer) oder virtuell durchblättern.
Autor
Christian M. Petzold ist Teamleiter Vermögensberatung der Sparkasse Bayreuth.