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DSGV / Interview
„Wir werden das bewältigen“
DSGV-Präsident Helmut Schleweis rechnet zwar mit steigenden Kreditausfällen, erwartet aber eine kräftige Erholung der Wirtschaft im kommenden Jahr.

DSGV-Präsident Helmut Schleweis erwartet schwere Auswirkungen des Lockdown Light. Einzelne Branchen wie die Gastronomie und die Freizeitwirtschaft seien stark getroffen, sagte Schleweis der „Rhein-Neckar-Zeitung“.

Die Politik bemühe sich zwar darum, die verlorenen Umsätze auszugleichen: „Man wird aber ehrlich sagen müssen: Auch die November-Zuschüsse werden nicht alle bereits entstandenen Verluste ausgleichen.“

Auch die Kredite der Sparkassen könnten entgangene Gewinne nicht kompensieren. Die Institute stundeten zurzeit rund 184.000 Firmenkunden die Kreditzahlungen, teilweise bis zu neun Monaten.

„Wir werden aber entgangene Gewinne nicht durch Kredite ausgleichen können“, so Schleweis. Denn diese müssten ja zurückgezahlt werden. Es sei deshalb sehr wichtig, dass die von der Politik versprochenen Hilfen rasch bei den Betroffenen ankommen.

Kreditausfälle zu erwarten

Steigende Kreditausfälle seien laut Schleweis momentan in den Zahlen noch nicht sichtbar, im Gegenteil: „Die Zahlungsmoral ist gestiegen, die Verzugstage sinken, es werden weniger Überziehungen in Anspruch genommen“, sagte der DSGV-Präsident in dem Interview.

Aber man rechne realistischerweise in den nächsten Jahren mit steigenden Kreditausfällen. Darauf hätten sich die Sparkassen wirtschaftlich vorbereitet: „Sie werden das bewältigen.“

Erholung bereits im kommenden Jahr  

Wenn indes die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen Erfolg haben, werde es nicht so schlimm werden wie befürchtet, sagte Schleweis weiter. Er rechne schon 2021 mit einer kräftigen Erholung. 2022 werde die deutsche Wirtschaft hoffentlich das meiste verkraftet haben.

Sparquote hat sich verdoppelt

Wie Schleweis sagte, sei die Sparquote derzeit doppelt so hoch wie üblich. Die Einlagen wüchsen viel schneller als die Kredite. Die hohen Einlagenzuflüsse seien aber tatsächlich ein großes Problem: „Es klingt paradox. Wir freuen uns weiter über jeden Kunden, der zu uns kommt. Jeder Euro, der als Einlage zu uns gebracht wird, kostet uns aber inzwischen real Geld.“

Es widerspreche der Grundüberzeugung jedes Sparkassenvorstands, Einlagen bepreisen zu müssen, so der DSGV-Präsident: „Aber wir können auch nicht außer Acht lassen, dass der Zins ein Preis ist, der sich am Markt bildet.“

Und durch die Geld- und Einlagenflut sei der Marktpreis inzwischen negativ. Das betreffe Sparkassen und Kunden bei ihren Anlagen gleichermaßen.

25. November 2020