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Planspiel Börse
Kurskapriolen im Coronaherbst
Ausgerechnet im von Coronasorgen geschüttelten Aktienherbst 2020 haben die besten Junganleger zur Halbzeit von Planspiel Börse die höchsten Renditen seit Jahren erspielt.

Um satte 31 Prozent haben „die Aktionäre 2020“ aus Murnau ihren Depotwert in gerade einmal sechs Wochen gesteigert, bei den Verfolgern sind es kaum weniger.    

Rund 20 Prozent betrug die Spitzenrendite bei Europas größtem Börsenlernspiel vor einem Jahr, die auch schon einen Spitzenwert darstellten. In diesem Jahr geht es noch schneller aufwärts, was angesichts der zwischen Coronaängsten und Impfstoff-Euphorie mäandernden Kurse wohl auch Profi-Analysten verwundert.

An den Blue Chips kann das kaum liegen, ist der Dax doch zwischen Spielstart und -mitte nur um mickrige 3,1 Prozent nach oben gekommen. Vor zwei Wochen drückte dann auch noch der Teil-Lockdown die Kurse erneut tief in den Keller. Wo also kommen die erstaunlichen Renditen her?

Krisenbranchen bringen Kursgewinne

Das Murnauer Schülerteam vom Staffelsee-Gymnasium hat sich von den aktuellen Trends nicht beeindrucken lassen und setzte auf die Aktien der Krisenkonzerne Lufthansa und des weltgrößten Reisekonzerns Tui. Die seit einigen Monaten teilverstaatlichte Lufthansa steht mit bereits angehäuften zwei Milliarden Euro Verlust kaum im Verdacht, Anleger glücklich zu machen, hat mit einer gut platzierten Wandelanleihe aber frischen Wind unter die Flügel bekommen.

Bei Tui sind es die Hoffnung auf einen Impfstoff und die weiterhin fließenden Bundeshilfen, die den Kurs nach oben bringen. Fast 10.000 Euro haben „die Aktionäre 2020“ mit der Tui-Aktie verdient, 5000 Euro steuerte die Lufthansa bei. Mit dem Startkapital von 50.000 Euro kamen so 64.886 Euro zusammen.

Während das aktuelle Top-Team schon seit vier Wochen nichts mehr am Depot verändert, geht es auf den Folgeplätzen unruhiger zu. Die „Aktiencrasher“ aus Crailsheim verfolgen eine gänzlich andere Strategie, haben ihr Depot in sechs Wochen gleich 35 Mal durcheinandergewürfelt und sich pünktlich zur Spielmitte von allen Wertpapieren – unter anderen Airbus und Deutsche Bank – wieder getrennt.

62.238 Euro (der Gewinn beträgt damit 24 Prozent) stehen nun für neuerliche Investments bereit, doch scheinen sich die „Aktiencrasher“ auf ihren Lorbeeren erst einmal ausruhen zu wollen. Drittbestes Schülerteam sind die „Moneybieber“ aus Auerbach, ihr Depot ist mit 62.156 Euro kaum leichter.

20 Prozent Rendite mit grünen Werten

Im Nachhaltigkeitswettbewerb liegen die Gewinne wie gewohnt etwas niedriger, sind aber ebenfalls in selten gesehene Höhen geklettert. „Cum_Ex“ aus Meißen haben 9996 Euro mit „grünen Werten“ erspielt, die Rendite beträgt damit fast 20 Prozent. Wichtiger Gewinnbringer war hier die Aktie der französischen Investmentbank Natixis, die alleine 5500 Euro ins Depot spülte.

Wieder ganz nah an die 30-Prozent-Gewinnmarke kommen die akademischen Junganleger von den Universitäten. Hier hat „Semper idem Underberg“ von der Fernuniversität Hagen die Nase vorn. Lufthansa und Tui sorgen auch hier für die erklecklichsten Margen, ein weiterer Batzen kommt vom Modehersteller Hugo Boss, dessen Aktienkurs nach tiefen Einschnitten vom besser verlaufenen dritten Quartal profitiert. Im Nachhaltigkeitswettbewerb liegen die Renditen um rund 6,5 Prozentpunkte niedriger.

Die hohen Spielgewinne beim diesjährigen Planspiel Börse sind damit eigentlich gar nicht mehr erstaunlich. Die Börse reagiert auf erleichternde Quartalsberichte, Hilfszusagen und Impfstoff-News derzeit besonders feinnervig, sehnt sich zurück nach Euphorie und muss nach mancher Mini-Rallye am nächsten Morgen zum Katerfrühstück.

Schüler und Studenten haben Wege gefunden, die Kursausschläge für ihre Depots zu nutzen, und dies sogar besser als die Sparkassen-Azubis. Hier führen „Red-S-Flag“ von der Kreissparkasse Saarpfalz zwar gleich in beiden Wettbewerben, haben mit jeweils gut elf Prozent aber nur ein Drittel der Gewinne ihrer Wettbewerber erspielt.

Robert Reuter
– 12. November 2020