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Goldmarkt
Gold wird nachhaltig
Der Goldmarkt ist eigenwillig, das zeigen Zahlen fürs Jahr 2020. Ein Randthema im Markt ist die Nachhaltigkeit, doch eine Sparkasse setzt hier klare Akzente.

Die Nachfrage nach Gold sank im vergangenen Jahr um 14 Prozent, der Preis stieg um 25 Prozent. So kurios lautet ein Fazit der Jahreszahlen des World Gold Council, die heute bekannt gegeben wurden.

Die Coronapandemie sei der bestimmende Faktor für Angebot, Nachfrage und Preisveränderungen, heißt es in dem Jahresbericht der Organisation. „Der gesamte Goldmarkt spürte 2020 den Einfluss der Covid-19-Pandemie“, sagt Louise Street, Senior Markets Analyst im Bereich Forschung des World Gold Councils.

Investitionsnachfrage erstmals über Schmucknachfrage

Die Nachfrage der Goldkonsumenten sank 2020 um 14 Prozent auf 3760 Tonnen. Das vergangene Jahr war demzufolge das erste Jahr seit 2009, in dem die Nachfrage unter 4000 Tonnen lag.

Die Goldschmucknachfrage fiel um rund ein Drittel auf 1412 Tonnen führte. Interessanterweise stieg die jährliche Investitionsnachfrage um 40 Prozent auf 1773 Tonnen, ein neuer Rekordwert.

Die Investitionsnachfrage bei Gold führte 2020 dazu, dass erstmals mehr Gold seitens der Anleger als aufseiten der Schmuckindustrie nachgefragt wurde.

Damit lag die Investitionsnachfrage erstmals über der Schmucknachfrage. Treiber hierfür waren vor allem die Gold-ETFs. „Trotz der Abflüsse in Q4 verzeichneten goldgestützte ETFs im Gesamtjahr Rekordzuflüsse aufgrund der niedrigen Zinssätze und der hohen Unsicherheit, was die Rolle von Gold als sichere Anlage unterstreicht“, so Street. „Auch die Nachfrage nach Barren und Münzen erholte sich in der zweiten Jahreshälfte stark, was zeigt, dass die Stimmung der Privatanleger auf diesen unbeständigen Märkten relativ stabil blieb.“

Nachhaltiges Gold – ein gefragtes Nischenthema

Inzwischen erreicht das Thema Nachhaltigkeit auch den Goldmarkt. Umweltaspekte und soziale Gerechtigkeit werden bei der Goldförderung oft gar nicht oder wenig beachtet, zumindest in vielen Goldminen. Beim Recycling in Scheideanstalten sieht das anders aus.

„Das Thema Nachhaltigkeit wird generell immer wichtiger“, sagt Michael Eubel, Leiter der Abteilung Sorten/Edelmetalle bei der BayernLB. „Und so tragen auch unsere Kunden, vor allem Sparkassen und Banken, immer häufiger den Wunsch an uns heran, nachhaltiges Gold im Angebot zu haben.“

100-Gramm-Goldbarren der Sparkassen kommen sehr häufig von der Sparkasse Pforzheim Calw. Die bietet auch ein Sparkonto für Gold an, in dem der Wertbestand in Gramm gemessen wird.

Das Angebot in diesem Bereich wachse, spiele aber insgesamt eine untergeordnete Rolle bei der Landesbank. „Wir haben entsprechende Angebote auch schon sehr lange im Sortiment“, sagt Eubel. Die tatsächliche Nachfrage nach nachhaltigem Gold sei aber sehr überschaubar. „Nachhaltiges Gold macht weniger als ein Prozent unserer Gold-Umsätze aus“, so der Landesbank-Experte.

Goldsparkasse setzt auf strikt nachhaltiges Angebot

In der Goldstadt Pforzheim wartet die Sparkasse Pforzheim-Calw nicht auf die Nachfrageseite, das Angebot besteht fast ausschließlich aus nachhaltigem Gold. „Nachhaltigkeit ist beim Thema Gold sehr wichtig für die Sparkasse Pforzheim Calw“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Hans Neuweiler.

Über eine sogenannte RJC-Zertifizierung sei eine nachhaltige und saubere Lieferkette sichergestellt, die nur zertifizierte Hersteller berücksichtige, so der Sparkassenmanager. „Wir beziehen unser Gold hauptsächlich von Scheideanstalten im Geschäftsgebiet“, erläutert Neuweiler.

Regionale Scheideanstalten arbeiten ausschließlich Gold aus Altschmuck und Industrieabfällen auf. Das Primärgold aus Minen werde bei diesen Scheideanstalten nicht aufgearbeitet, so Neuweiler.

Gold bei Anlegern hoch im Kurs

Dass Nachhaltigkeit bei den Anlegern ein untergeordnete Rolle spiele, gesteht der Sparkassenmanager zu. Anders als in klassischen Investmentfonds, wo das Thema deutlich an Bedeutung gewinne, ist nur rund ein Prozent des Goldmarkts nachhaltig. Doch Neuweiler betont den Vorteil: „Recyclinggold hat nur einen kleinen Bruchteil des CO2-Fußabdrucks von Primärgold.“

Nachhaltigkeit beim Thema Gold ist für die Sparkasse Pforzheim Calw wichtig, betont der stellvertretende Vorstandschef Hans Neuweiler. Bei den Anlegern in diesem Marktsegment gibt es noch wenig Bewusstsein für die Problematik.

Die Sparkasse hat aufgrund der Tradition im Geschäftsgebiet ein umfangreiches Angebot an Goldprodukten, auch ein spezielles Sparkonto. Das „Anlagegoldkonto“, ein in Gramm Gold geführtes Konto, hat keine laufenden Kosten und sei für Kunden eine äußerst beliebte Alternative, so Neuweiler. Angesichts Krise und Negativzinsen sei Gold bei den Anlegern hoch im Kurs.

Thomas Rosenhain
– 28. Januar 2021